N 101.
Mittwoch, den 18. Auguſt
1852
Peſth, 7. Auguſt. (A. A. 3.) Wien
darf mit Recht Triumphpforten und Pyra-
miden errichten, es hat von der Reiſe des
Kaiſers die größten Wohlthaten zu erwar-
ten. Auch ſchmeichelt es dem ungarifchen
Stolze, daß man es zu würdigen weiß,,
was die Voͤlker Oeſterreichs der Wiederge-
Winnung des magyariſchen Volkes — das
Land war ja längit erobert — zu verdan-
ken haben. Auf dem Wege durch das Zip-
r Comitat werden 500 Bandertaliften des
Wels, der 10 Lanzenoriſchaften — deren
Drivilegien bekanntlich von König Bela her-
rühren der hier beim Einbruch der Tata-
ren eine Zufluchtsſtätte fand — und der
17 Städte den Kaifer abwechſelnd von Sta-
tion zu Station begleiten. Am 13. Nach-
Mittags empfaͤngt die Stadt Preßburg den
Monaͤrchen. — Unſerm Polizeiweſen ſtehen
Wichtige Veraͤnderungen bevor; die bisde-
Tige Section beim Militärgouvernement iſt
zufgeloͤst, und es ſoll ſtall ihrer ein Cen-
Lalorgan für das ganze Land errichtet wer-
den, alg deren Chef Generalmajor von
DHeingel genannt wird. Diefer tapfere‘ Mi-
litär, deffen Verdienſie General Schönhals
In feinen Memoiren über den lombardiſchen
Feldzug gebührend erwähnt, hat ſich auch
als Diſtrictscommandant während feiner
zweijährigen Thätigkeit die ungetheilte Ach-
mung der hieſigen Bevölkerung erworben,
und man würde daher ſeine Ernennung
gern hören.
Frankreich.
X ris, 13. Auguſt. Der Präfect der
Wiebe?\?pen’ hat an %en Miniſter des In-
nern Petitionen um Herſtellung des Laifer-
reichs eingeſandt. Dieſelben ſind mit 30,000
Unterſchriften bedeckt und haben die Zu-
fimmung von 200 Gemeinderäthen erhal-
ten. Dieſes Departement war bekannilich
m December in vollem Aufſtande. — Acht
Familien, welche die Gefangenſchaft Abdel
Kaders im Schloffe von Amboile theilten,
üben die Eriaubniß zur NRüdtehr nach
Igerien erhalten, wohin ſie bereits unter-
Wegs find. Unter denſelben befinden ſich
4 Brüder Abdel NMaders, aber Feiner feiner
Lalifen. Die Zahl der in Amboife gefan-
Ben ſitzenden Perſonen beträgt nur noch
Ungefähr 40.
„& Paris, 14. Auguſt. Dieſen Morgen
Um 3 Uhr drach im Eiyſee Feuer aus, das
Inſtliche Folgen hätte nach ſich ziehen koͤn⸗
Nen, Ein Theil der Mobilien des Private
binets des Prinz⸗Präſidenten und deffen
M Ddiefem Cabinete defindlichen Schrifien
Ind verbrannt. Unter den den Flaminen
Miriffenen Gegenſtaͤnden ſpricht maͤn befon-
S von dem „Reliquienkaͤſtchen des Kai-
lerg“, in weldent Waffen, Kleidungsftücke
Und Kleinodien enthalten find, die ihdm an-
Sehörten, Auch wurde der Talieman Karls
S Oroßen gerettet, der wie man ver-
\Dert, durch die Municipalität von Lachen
Aboleon war gegeben worden. Dieſer
Aisman, der aus einem Stuͤcke des Kreu-
&8 Chriftt beßeht, wurde ſpaͤler vom Kaifer
© Rönigin Hortenſta gegeben, die ihn bis
W dem Augenblife behielt, da ſie denfelben
M Prinzen Louis Napoleon, ihrem Soͤhne,
Dermachte, — Wir berichteten bereits frü-
Der, daß 14 Trauungen im Stadthauſe ab-
Eſchloffen und daß eine Ausfteuer von 3000
U einem jeden dieſer Brautpaare von der
den ſoll. Bei diefer Gelegenheit wurde,
wie erzählt wird, die Verwaltung mit Ge-
ſuchen foͤrmlich beftürmt, Die Anzahl der-
ſelben hat ſich in nicht ganz S Tagen auf
12,797 erfiredt, Daris ſcheint von der Hei-
raibswuth erfaßt zu ſein; aber außer den
3000 Fr. eigentliche Mitgift, welche einem
jeden Brautpaare beftimmt ſind, wird auch
der Präfert der Seine ihnen nöch 300 Fr.
für Koſten einer jeden Heirath zuſtellen. —
Morgen wird die Haͤlfte der Garniſon von
Paris des ganzen Tages in den Kaſernen
conſignirt ſein.
Paris, 16 Aug. Nach einer in Karls-
Feier des 15. Aug. in vollkommener Ruhe
und Ordnung vor ſich gegangen.
Nach einer dem Schw, Merkur zugegan-
genen telear. Depeſche ſind zur Feier des
15. Auguſt mehr als 1200 politiſch oder
wegen anderen Verbrechen Verurtheilte be-
gnaͤdigt worden. Auch die Köln, Zeitung
erhielt eine telegr. Depeſche gleichen Inhalts,
welche zugleich zahlreiche Irdensverleihun!
gen meldet und beifügt, daß bis zum Ab-
gaͤng der Depeſche (15. Abends acht Uhr)
nichts weiter von Bedeutung zu berichten ſei.
England.
London, 12. Auguſt. Der franzöſiſche
Geſandte wird nächſten Montag zu Ehren
des 15. Auguſt ein großes Baukeit veran-
ſtalten, zu welchem auch die Miniſter der
Königin eingeladen werden ſollen.
Die engliſche Voſt vom 13. und 14 Au-
auſt bringt außer der Nachricht, daß in
Chefter die Aburtheilung det Untubeſüfter
von Stockport begonnen, nichts von Belang.
Schweiz.
Von der Grenze, 12 Auguſt berichtet
die Sr Yız Geſteta hat der Nationalrath
nicht allein dem Verirag mit Baͤden we
gen der Eiſenbahnweiterfuhrung, fondern
auch dem über Ermäßigung der Kheinzoͤlle
die Ratification ertheilt. — In der Ge-
meinde Evionaz in Unterwallis kam es leß-
ten Sonntag zu einem kleinen Treffen. Voͤn
Polizet wegen ſollten ein Duͤtzend Kühe
und Ochſen alg Fourage nach St, Morttz
geführt werden; das empörte die Gemeinde-
bewohner dermaßen, daß fie, Männer,
Frauen und Kinder, die Gemeindebehörden
an der Spitze, ſämmtlich bis an die Zähne
bewaffnet auszogen und nach hartnädigem
Gefecht den 20 Viehtreibern die Razzia
glücklich wieder abfagien. Einer wäre bhei-
nahe todt auf dem Platze geblieben. Natür-
lich ſind nun die Behoͤrden damit behelligt.
Italien.
Rom, 2, Aug Mit einem außerordent-
lichen Aufwand kirchlichen Pomps feierten
die Jeſuiten vorgeſtern das Feſt ihres Or-
densſtifters Lojola in der ihm geweihten
Jangzkirche. Franzöſiſche Muſikbanden (piel-
ten dazu auf. Der Volkszudrang war gröz
ßer als gewöhnlich, wahrfcheinlich weil aus-
geſprengl worden war, der Papſt werde
i verfönlich an der Feier betheiligen Der
Papſt aber erſchien dießmal nicht.
Vereinigte Staaten von
Nordanterika.
Die neueſten Nachrichten aus Newyork
herichten von einem Verſuch Koſfuih's, ſich
in die Wahl des nordamerikanifchen Praͤſt
denten einzumiſchen. Er habe unterin 28.
Juni ein vertrauliches Rundſchreiben an
die eingebürgerte deutſche Bevölkerung er-
laſſen, um ſie zu veranlaſſen, die Entſchei-
dung in der Wahl dadurch herbetzuführen,
daß ſie beiden ſtreitenden Parteien nur un!
ter der Bedingung ihre Mitwirkung zuge-
ſagt, daß die neue Regiexung ſich im voͤraus
zu der Koffuth'ſchen Interventionspolitit
verpflichte. Da die Regierung der ünion
Kenntniß von dieſer Intrigué erhielt, ſo
vermuthet man, die Abreiſe Koſſuth's ſtehe
nicht außer Zuſammenhang mit Winken, die
er deßhalb erhielt. Zur Zeit lebt Koſſuth
in London, ohne daß das Publikum von
ihm Notiz nimmt.
Feuilleton.
Jeruſalem.
In dem unlängft bet Bentley in London
erſchienenen Reiſewerk des Amerikaners Curtis
„Tne Wanderer in Syria“ findet ſich folgendes
anſchauliche Bild von der heiligen Stadt:
„Innerhalb ſeiner Wälle iſt Jerufalem eine
von den pitoreskeſten Städten. Es iſt ſehr
klein; man kann es in weniger als einer Stunde
ganz umgehen. Man zählt nur 17000 Ein-
wohner, von denen beinahe die Hälfte Juden
ſind. Das Matertal der Stadt iſt ein heiter
ausſehender Stein, und ſo maſſiv ſind die hos
hen blinden Mauern der Häufer angelegt, daß
man, in den einſamern Straßen fchreitenv,
durch die labyrinthiſchen Gänge elner gewals
tigen Feſtung zu wandeln ſcheint. Oft firecken
ſich die Haͤuſer über die Straße Herüber, die
ſich unter ihnen in dunkeln Bogengängen winz
det/ und wo keine überhaͤngenden Gebaͤude
ſind, da xagen oft Strebepfeilir von Haus zu
Haus. Keine Fenſter gehen auf die Straße,
ausgenommen da und dort ein maleriſch vor-
ſpringender vergitterter Erker-
Jernſalem iſt eine völlige Rutne, Die Bo-
gen find zerſpalten und Rebengewinde und
Blumen ranken und Gblühen überall aug dem
Hemäuer! Die Gaſſen ſind nirgend auch nur
fünfzig Ruthen weit eben, ſondern Fimmen
und krümmen ſich mit zerbrochenen Stufen {n
Zickzack, und die Fühnen Gebäude ſtrecken ihte
geſchäfteten Ecken hervor, überwuchert von üpz
pigem Rankengewaͤchs, darunter Bogenwoͤlbun-
gen zu Statuen und Brunnen! C iſt ein
reizender Trümmerhauf, und in der Welt gibt
es keinen ſchoͤnern Anblick als dieſe Oruppen
glänzend gekleideter Srientalen, welche aus den
rebenumfransten Ounkel der Arkaden ploͤtzlich
in die Sonne hervortreten, _
Folg' ihnen wie ſie ſchweigend dahingehen,
don dem Sklaven begeitet der das Tfchibut
trägt. Folge, wenn e8 die Mittagsftunde iſt,
denn bald wirſt du den Ruf zum Gebet hören,
und ſie gehen nach der Mofdjee Omars,
In Aegypten gibt es Minarette ſo ſchoͤn, daß
als ſie vollendet waren, der Sultan dem Bau-
meiſter die rechte Hand abſchlagen ließ damit
er Ddas Bauwerk für keinen Andern wiederhole,
Sie ſind wirklich ſchön; aber wenn ihre An-
muth eine Hand Foftete, fo wäre die Schoͤn—
heit dieſer Mofchee einen Kopf werth. *
Omars Moſchee fteht auf der Stelle des
Salomoniſchen Tempels, und nimmt ungefähr
ein Achtel vom Flächenraum der ganzen Stadt
ein, Sie iſt der ſchönſte Gegenftand in Zeru-
falem, und das anmuthigſte Gebaude des Mor-
genlands. Ste iſt weder mafjio nodh prächtig;
aber die Kuppel, zwiebelförmig wie alle oriens
raliſchen Kuppeln, iſt ſo luftig und zierlich,
daß das darauf weilende Auge meint, ſie müffe