Innerſtes zerriffen. ‘ Wir find- gekommen gen
Touloufe, “der Blüthe der Städte um ihr
Frieden und Reichthum zu bringen: da hat
der Teufel den Krieg zwiſchen Brüdern und
Bundesgenoſſen entzündet, der Graf zürnt,
und Ihr erſcheint Alle in Waffen, als wie
zum Kampfe gerüſtet! Wollt Ihr, daß ich vor
Verzweiflung ſterbe? Und gewiß ſterbe ich,
wenn Ihr nicht die Waffen ſtreckt, wie ſich
Simon's Zorn gelegt hat. Das habe ich gelobt,
und Ihr follt fehen, daß ich mein Geluͤbde
halte! Kommt und ſeht, wohin Ihr den ge-
braͤcht! der Euch wie ſeine Kinder im Herzen
trägt.“
Während er noch fo ſprach und den wahn-
ſinnigen Schmerz äußerte, lockte er den Zug
über die Grenzen drs neutralen Gebietes, zeigte
auf einen Graͤben und ſchrie: „Dort, dort iſt
e8, wonich mich in die Ewigkeit ſtürzen will,
wenn Ihr unerbittlich gegen meine Thtänen
und Flehen feid.“ Dabei rennt er fort und
ſtürzt ſich in den Graben; unwillfühHrlich eilen
ihm die Ritter nach, der Biſchof erneuert ſeine
Beſchwörungen und hält ſie am Rande des
Grabens mit den Worten auf: „Bedeckt mich
mit Erde, zerbrecht mir die Gebeine, erftickt
mir die Stimme, weil Ihr meinen Worten
nicht mehr glaubt, wenn ich Euch fage, daß
der Biſchof zu Euerem Heile und Wohle nach
Toulouſe gekommen iſt.“
Gewiß muß eine ſolche Handlungsweiſe bei
einem Biſchof uns befremden, aber was noch
viel unbegreiflicher iſt, daß ſogar in dem Augen-
blicke, wo er mit ſeinem Tode drohte, weil
man ihm nicht mehr glaube, Simon's Waffen-
leute ſich hinter den Zug geſchlichen hatten und
mit kurzen Knütteln auf die Ritter loshieben;
dabei ſchrteen ſie: „Ihr habt die Grenzen des
neutralen Gebietes überſchritten, Ihr ſeid Mont-
fort's Gefangene.“
Einige wollten das Schwert ziehen, - aber
ſchon war es zu ſpät. Da ſprang Foulques
aus dem Graben und ſchrie mit wüthender
Stimme: „Hab’ ich Euch, Ihr Verräther und
Hunde haktet Ihr immer noch zu den Grafen
von Toulouſe und Foix, die mich ſo unver-
ſchaͤmt im Lateranenſiſchen Coneile beleidigt
haͤben z hab ich Euch jetzt? Wenn Graf Simon
mir folgt, ſoll Keiner von Euch Allen wieder
mit dem Schwerte gegen ihn, noch mit der
Zunge gegen mich loszieben.“ —
Auch diefe. neuen Gefangenen wurden hier-
auf in das Narbonner Schloß gebraͤcht und
mit denen des geſtrigen Tages in einen Hof
zuſammengeſperrt. Wir wollen hier nicht die
ergreifende Schilderung der Ehroniken von dem
Elende wiederholen, das dieſe zwei lange Tage
ohne Obdach und Nahrung zuſammengeſpert-
ten Weiber Kinder und Greife erdulden muß;
ten; nicht die harten Worte Montfort's,der
jeden Augenblick aus einem Fenſter herab mit
dem Tode drohte, wenn ſich die Stadt nicht
ſogleich ersebe; wir wollen blos bemerken, daß
es von dieſem Augenblicke an um Touloufe
geſchehen war; der größte Theil ſeiner Cinmoh-
ner hatte einen Angehörigen unter den Ge-
fangenen, die ein längerer Widerſtand der Stadt
dem Tode Preis gegeben hätte! Die Thore
öffneten ſich, die Boten kamen, ſte haͤtten vom
Biſchofe ſelbſtgefertigte Liſten und gingen von
Haus zu Haus und entboten die angefehenften
Einwohner! Weiber und Männer, nuch dem
Schloß, wo fie, wenn fie Famen, auch wie
die Uebrigen eingeſpertt wurden! So wurde
die Stadt aller ihrer Edeln, die noch den Ver-
theidigungekampf hätten organifiten koͤnnen,
beraubt, und der Bürger David Roaix der,
eben ſo viel al8 alle Ddie Mächtigften gaͤlt,
war unmittelbar, nachdem die DVerfammlung
augeinandergegangen und Almerich ſich zu dem
Zuge zum Biſchofe entſchloſſen hatte, ver-
ſchwunden.
Schen am Abende dieſes Tages war die
Stadt dem Willen Montfort's Preis gegeben,
ohne daß dieſer ſte auch nuͤr beſetzte und an
dieſem Abende langte Otho von Terride mit
deim jungen Beziers ebenfalls an. Er konnte
um ſo leichter hinein, da Simon nicht einmal
Wachen an die Thore geſtellt hatte; „denn,“
pflegte cr mit einem Blicke auf ſeine Gefan-
genen und Meiſter Allard, einen berühmten
Wall- und Wurfgeſchoß- Bauer, zu fagen,
„ich bin geſchickter als Ihr, mein Herr, denn
ich habe Zouloufe in den Hof meines Schloſ-
ſes geſperrt!
Otho war geneu genug Infirutrt, um Dayid
Roaixs Haus bald zu finden; ohne daß er
daher Jemanden angeſprochen, fand er e8, aber
all? fein Klopfen mar vergebens, Niemand
öffnete ihm, und ſchon wollte er fich nach meh-
reren vergeblichen Verſuchen an das Machbar-
haus mwenden, al8 ein Vorübergehender ihn
fragte: „Siehſt du . hell in der Nacht?“
Ich fehe hell,” ermiederte Diho, weil ich
den Weg des Herrn mwandle.“ .
„Folge mir, Ddenn, ich bin ſeine Leuchte,“
entgegnete der Fremde.
Otho folgte ihm und ging ungefähr eine
Stunde hinter ihm her, bis He am Ende der
Stadt an ein kleines, anſcheinend gänzlich ver-
laſſenes Häuschen gelangten. Hier fand Otho
David, den Grafen von Toulouſe und mehrere
andere Ritter, die von ähnlichen Sendungen
zurückgekommen waren. Als man dieſem den
heldenmüthigen Widerſtand der Bürger ſchildert,
als Einer nach dem Andern immer neue Hel-
denthaten vorbrachte, aber Niemand bet diefem
Allen des alten Grafen von Toulouſe erwähnte,
als er hörte, daß der @raf, für den ſich die
Stadt fo tapfer geſchlagen ſich niegends gezeigt
habe, da brach er los.
„Herr Graf,“ ſagte er, „ich wollte als An-
kläger auftreten, aber ich fehe, Daß ich Allen,
die ich wie etdbrüchige Vafallen und Verräther
in Cuerem Namen behaͤndelt habe, Unrecht
that. Es ift waͤhr, keiner von alle den Burg-
herren, zu denen Ihr mich geſendet, wollte für
Eure Sache die Waffen ergreifen, und jeßt
fehe idh, Ddaß ſie Kecht haben, ich fehe,, wie
Shr die unterfiüßt, Die für Cud in den Tod
gehen.“ ;
Der aͤlte Graf antwortete nur mit einem'
trüben Lächeln, aber David Noaix , hrach zorn«
glühend aus! „Halt’s Maul verfluchter, Ritter,
wir Fennen Dich recht wohl, Du, wurdeft ſchon
vor zwanzig Jahren, al8 eidbrüchiger Bafalt
verurtheilt ; hHalt’s Manl und., fmähe nicht
Deinen Herrn, wenn das Unglück ihn nieder-
beugt. Wenn der Graf von Toulouſe Feinen
Theil an dem Kampfe nahm, ſo geſchah es,
weil ich ihm zu der Stunde, wo er meiner!
Berechnung nach, beginnen mußte, die Mög-
lichkeit dazu ſchon benommen hatte! Ein Mann
mehr oder weniger maͤcht in der Schlacht nicht
viel aus, aber von hoher Wichtigkeit iſt es,
daß unfer Recht in der Perſon des Grafen
fortlebe, und fo niedergedrückt und geſchlaͤgen
wir auch find, macht uns doch der einzige
Umſtand, daß der legitime Herr diefer Staot
noch lebt, dem Gtafen Montfort gegenüber !
viel ſtaͤrker al8 wenn wir ohne ihn Herren
der Stadt und der Wälle geblieben wären.“
Fortſetzung folgt.)
Literariſche und Kunft: Notizen.
Der „Moniteur“ brachte neulich in ſeinem
literariſchen Theile eine ſehr intereffaͤnte SA 1>
der ungs Badens vom Dichter Mery, welder
den Prinz-Präfidenlen bet Gelegenheit der Einweih»
ung der Palis Straßburger Eifenbahn dahin beglei-
tete. — Bon Karl Beck wird ein neuer Band
lyriſcher Gerichte erwartet. — Der greiſe Ludwig
%. Tieck veranſtaltete eine elegante.Ausgabe von
den Liedern der Dilia Helena. In derſelhen
ſind auch die in Mufik geſetzten Lieder der Did-
terin und deren Comyoniften bezeichnet. Wag
Frankfurt, Leipzig und Wiesbaden zur Yufführung '
vorbexeitet. Wir baben die eigenthumliche Rich-
tung dieſes viel Auffehen madenden., Componiften,
der mittelſt melodiſcher Töne die vellkommenſte uns
jedoch verloren gegangene menſchliche Sprache wie-
der auffinden und mit ihr das „Kunfiwerk der
Zufunft“ gründen wil, ſchen früben;z@hnfém
Blättern charakteriſirt. Richard Wagner iſt der
Sheim der beruͤhmten Sängerin Zohanna
Wagner, die in neueſter Zeit namentlich wegen
hres Proceßes mit dem Lendoner Schaufpieldirece
tor Lumley ſehr häufig in den offentlichen Blättern
genannt wurde.
2
Buntes.
In einer preußiſchen Probinzialſtadt iſt gegen
eine Same Anklage wegen Meineids erhoben woͤr⸗
den, weil ſie unter den beſchworenen Generalfra⸗-
gen ihr Alter aus Eitelkeit um 12 Jahre zu nied-
kig angegeben hatte. ; S
Seit einiger Zeit cireuliven in Frankreich,
Belglen, Spanien 20. eine Menge falfcher 5-Kran-
kenſtücke, wovon viele das Bildutb Ludwig’s XVA.
und die Jahreszahl 1824 tragen.. Diefe Stuͤcke
unterſcheiden ſich von den echten nur durch das
Gewicht. Die guten S-Franfenftüce murden aus-
gehöhlt und mit einer Werthloſen Maſſe angefüllt.
Die falſchen enthalten nur ungefähr‘ V, Silber.
Vor dem Tribunal in Beausats ſchweble
fürzlich ein ſonderbarer Ehefhetdungs-Prozeß ; näm-
Ich ein Mann hatte zweimal_im Kartenfptele feine
Frau verſpielt und dem Gewinner ar die Frau
förmlich abtreten wollen, worauf dieſe aber auf
Eheſcheidung geklagt hat , die auch ausgeſprochen
wurde. A
Zu Mandal in Norwegen feierte kuͤrzlich ein
Ehepaar ſeinen ſebenzlaſten Godhzeitstag; Beide
ſind gleich alt,! ſie hatten f mit 21 Jaͤhren ge-
heirathet. } y i ; 4 RI
Die Minen Rußflands ſleferten ‚m, Sahre
1851 an die kailerliche Münze 1432 Pıd 20. Pfund
10 Solots 83 Dolt Gold und 1371 Pud' 7 Dfund
49 Solots Doli Silber, was an Goid . 19,558/225
Ruhel oder 8 Mill. 232,900 Frg., und Jan Silber
1,248,083 Rubel , over.4 Mill. 992,232 Frs. aus-
macht. — — — —
Die vereinigfen Saaten prodiucirien
im SJahre 1831 nur 1,038,848 Ballen DB aum »
wolle, 1851 ſchon 2,355,257 Ballen, mithin 130
Procent mehr. Im Jahre 1831 verarbeitete die
Union nur 182,142 Ballen Baumwolle und 1851
ſchon 130 Procent mehr nämlich 403,103 Ballen
und führte 1,396,112 Ballen nach England aus
von denen dort 1,272.012 Ballen verarbeitet wurden
Ganz in der Nähe von Harburg, an der
huxtehuder Chauffee . hat man ein reiches Stein-
foßlenlager entdedt, und zwar Feine Braunkohle,
ſondern eine ſchön glänzende ſchwarze Kohle.
Das ſchwierigẽ Unternehmen des Ausirodnens
des Haarlemer-Meecre s ift im Nongt Sult
zu Ende gebracht worden. Wo früher des Mee-
res Wogen ſtürmten, ſieht man feßt nur noch einige
große Waffer-Lachen, denen Abfluß zu geben man
jetzt auch beſchäftigt iſt. Hrag H
‚. In Pauyts hapen die Trödler oder fogenannten
Antiquare einen, ‚eigenen Danvelszweig: gefıunden,
der noch feine ſchönen Procente abwirft. . Die.in
den Schlbſfern Louis Phitipps verkauften Por-
cellan und Glaswaaren waren alle mit dem Naz
menszuge des Königs verſehen und wurden alg -
Cuxioſitäten von deffen Verehrern angelauft. Die
Trödler haben nun alle moͤglichen Poͤrceltan-Arti-
kel mit der Chiffte LoutsrNhiLipps verſehen laſſen
und ſo mit Einem Male Gegenſtände, die einige
Groſchen werth, in Curroſttaͤten verwandelt, die
mit 10,:20,. 30,und mehe Fres bezahlt werden.
Nach dem Diario Mercantik von Balencta
erwartet die Eiawohner diefer Stadt ein ‚neues
Schaufpiel, das alle gräulichen Vergnlügen „der
Stiergefechte überbiefen foll, namlich der Kampf
eines jungen zehn Fuß hohen Elephanten gegen
eine unbeſtimmte Zahl wiider Stiere! die aus den
berühmteſten Herden gewählt werden!
In der Rue de Ia Monfagne=:Ste.=-Senevieve
in Paris lebte ein junger, allgemein geaͤchteter
Arbeiter, der in ein Nädchen verliebt war unDd,
fi® zu einem Diebſtahte verleiten ließ und zu 8
Monaten Gefänguiß verurtheilt wurde,. ‚Am 3
Luguſt hatte er feine Strafe Überftanden und fam
fogieich zu ſeiner Geliebten die aber nichts wehr
von ihm wiſſen wollten Es kam zu einer Scene,
und der junge Arheiter braͤchte dem Naͤdchen meh-
* 14 Dolchſtichẽ hei, worauf er dann
erſchoß. — 4 —
— —— ql
a}
Druck und Verlag von G. Reichard.
Touloufe, “der Blüthe der Städte um ihr
Frieden und Reichthum zu bringen: da hat
der Teufel den Krieg zwiſchen Brüdern und
Bundesgenoſſen entzündet, der Graf zürnt,
und Ihr erſcheint Alle in Waffen, als wie
zum Kampfe gerüſtet! Wollt Ihr, daß ich vor
Verzweiflung ſterbe? Und gewiß ſterbe ich,
wenn Ihr nicht die Waffen ſtreckt, wie ſich
Simon's Zorn gelegt hat. Das habe ich gelobt,
und Ihr follt fehen, daß ich mein Geluͤbde
halte! Kommt und ſeht, wohin Ihr den ge-
braͤcht! der Euch wie ſeine Kinder im Herzen
trägt.“
Während er noch fo ſprach und den wahn-
ſinnigen Schmerz äußerte, lockte er den Zug
über die Grenzen drs neutralen Gebietes, zeigte
auf einen Graͤben und ſchrie: „Dort, dort iſt
e8, wonich mich in die Ewigkeit ſtürzen will,
wenn Ihr unerbittlich gegen meine Thtänen
und Flehen feid.“ Dabei rennt er fort und
ſtürzt ſich in den Graben; unwillfühHrlich eilen
ihm die Ritter nach, der Biſchof erneuert ſeine
Beſchwörungen und hält ſie am Rande des
Grabens mit den Worten auf: „Bedeckt mich
mit Erde, zerbrecht mir die Gebeine, erftickt
mir die Stimme, weil Ihr meinen Worten
nicht mehr glaubt, wenn ich Euch fage, daß
der Biſchof zu Euerem Heile und Wohle nach
Toulouſe gekommen iſt.“
Gewiß muß eine ſolche Handlungsweiſe bei
einem Biſchof uns befremden, aber was noch
viel unbegreiflicher iſt, daß ſogar in dem Augen-
blicke, wo er mit ſeinem Tode drohte, weil
man ihm nicht mehr glaube, Simon's Waffen-
leute ſich hinter den Zug geſchlichen hatten und
mit kurzen Knütteln auf die Ritter loshieben;
dabei ſchrteen ſie: „Ihr habt die Grenzen des
neutralen Gebietes überſchritten, Ihr ſeid Mont-
fort's Gefangene.“
Einige wollten das Schwert ziehen, - aber
ſchon war es zu ſpät. Da ſprang Foulques
aus dem Graben und ſchrie mit wüthender
Stimme: „Hab’ ich Euch, Ihr Verräther und
Hunde haktet Ihr immer noch zu den Grafen
von Toulouſe und Foix, die mich ſo unver-
ſchaͤmt im Lateranenſiſchen Coneile beleidigt
haͤben z hab ich Euch jetzt? Wenn Graf Simon
mir folgt, ſoll Keiner von Euch Allen wieder
mit dem Schwerte gegen ihn, noch mit der
Zunge gegen mich loszieben.“ —
Auch diefe. neuen Gefangenen wurden hier-
auf in das Narbonner Schloß gebraͤcht und
mit denen des geſtrigen Tages in einen Hof
zuſammengeſperrt. Wir wollen hier nicht die
ergreifende Schilderung der Ehroniken von dem
Elende wiederholen, das dieſe zwei lange Tage
ohne Obdach und Nahrung zuſammengeſpert-
ten Weiber Kinder und Greife erdulden muß;
ten; nicht die harten Worte Montfort's,der
jeden Augenblick aus einem Fenſter herab mit
dem Tode drohte, wenn ſich die Stadt nicht
ſogleich ersebe; wir wollen blos bemerken, daß
es von dieſem Augenblicke an um Touloufe
geſchehen war; der größte Theil ſeiner Cinmoh-
ner hatte einen Angehörigen unter den Ge-
fangenen, die ein längerer Widerſtand der Stadt
dem Tode Preis gegeben hätte! Die Thore
öffneten ſich, die Boten kamen, ſte haͤtten vom
Biſchofe ſelbſtgefertigte Liſten und gingen von
Haus zu Haus und entboten die angefehenften
Einwohner! Weiber und Männer, nuch dem
Schloß, wo fie, wenn fie Famen, auch wie
die Uebrigen eingeſpertt wurden! So wurde
die Stadt aller ihrer Edeln, die noch den Ver-
theidigungekampf hätten organifiten koͤnnen,
beraubt, und der Bürger David Roaix der,
eben ſo viel al8 alle Ddie Mächtigften gaͤlt,
war unmittelbar, nachdem die DVerfammlung
augeinandergegangen und Almerich ſich zu dem
Zuge zum Biſchofe entſchloſſen hatte, ver-
ſchwunden.
Schen am Abende dieſes Tages war die
Stadt dem Willen Montfort's Preis gegeben,
ohne daß dieſer ſte auch nuͤr beſetzte und an
dieſem Abende langte Otho von Terride mit
deim jungen Beziers ebenfalls an. Er konnte
um ſo leichter hinein, da Simon nicht einmal
Wachen an die Thore geſtellt hatte; „denn,“
pflegte cr mit einem Blicke auf ſeine Gefan-
genen und Meiſter Allard, einen berühmten
Wall- und Wurfgeſchoß- Bauer, zu fagen,
„ich bin geſchickter als Ihr, mein Herr, denn
ich habe Zouloufe in den Hof meines Schloſ-
ſes geſperrt!
Otho war geneu genug Infirutrt, um Dayid
Roaixs Haus bald zu finden; ohne daß er
daher Jemanden angeſprochen, fand er e8, aber
all? fein Klopfen mar vergebens, Niemand
öffnete ihm, und ſchon wollte er fich nach meh-
reren vergeblichen Verſuchen an das Machbar-
haus mwenden, al8 ein Vorübergehender ihn
fragte: „Siehſt du . hell in der Nacht?“
Ich fehe hell,” ermiederte Diho, weil ich
den Weg des Herrn mwandle.“ .
„Folge mir, Ddenn, ich bin ſeine Leuchte,“
entgegnete der Fremde.
Otho folgte ihm und ging ungefähr eine
Stunde hinter ihm her, bis He am Ende der
Stadt an ein kleines, anſcheinend gänzlich ver-
laſſenes Häuschen gelangten. Hier fand Otho
David, den Grafen von Toulouſe und mehrere
andere Ritter, die von ähnlichen Sendungen
zurückgekommen waren. Als man dieſem den
heldenmüthigen Widerſtand der Bürger ſchildert,
als Einer nach dem Andern immer neue Hel-
denthaten vorbrachte, aber Niemand bet diefem
Allen des alten Grafen von Toulouſe erwähnte,
als er hörte, daß der @raf, für den ſich die
Stadt fo tapfer geſchlagen ſich niegends gezeigt
habe, da brach er los.
„Herr Graf,“ ſagte er, „ich wollte als An-
kläger auftreten, aber ich fehe, Daß ich Allen,
die ich wie etdbrüchige Vafallen und Verräther
in Cuerem Namen behaͤndelt habe, Unrecht
that. Es ift waͤhr, keiner von alle den Burg-
herren, zu denen Ihr mich geſendet, wollte für
Eure Sache die Waffen ergreifen, und jeßt
fehe idh, Ddaß ſie Kecht haben, ich fehe,, wie
Shr die unterfiüßt, Die für Cud in den Tod
gehen.“ ;
Der aͤlte Graf antwortete nur mit einem'
trüben Lächeln, aber David Noaix , hrach zorn«
glühend aus! „Halt’s Maul verfluchter, Ritter,
wir Fennen Dich recht wohl, Du, wurdeft ſchon
vor zwanzig Jahren, al8 eidbrüchiger Bafalt
verurtheilt ; hHalt’s Manl und., fmähe nicht
Deinen Herrn, wenn das Unglück ihn nieder-
beugt. Wenn der Graf von Toulouſe Feinen
Theil an dem Kampfe nahm, ſo geſchah es,
weil ich ihm zu der Stunde, wo er meiner!
Berechnung nach, beginnen mußte, die Mög-
lichkeit dazu ſchon benommen hatte! Ein Mann
mehr oder weniger maͤcht in der Schlacht nicht
viel aus, aber von hoher Wichtigkeit iſt es,
daß unfer Recht in der Perſon des Grafen
fortlebe, und fo niedergedrückt und geſchlaͤgen
wir auch find, macht uns doch der einzige
Umſtand, daß der legitime Herr diefer Staot
noch lebt, dem Gtafen Montfort gegenüber !
viel ſtaͤrker al8 wenn wir ohne ihn Herren
der Stadt und der Wälle geblieben wären.“
Fortſetzung folgt.)
Literariſche und Kunft: Notizen.
Der „Moniteur“ brachte neulich in ſeinem
literariſchen Theile eine ſehr intereffaͤnte SA 1>
der ungs Badens vom Dichter Mery, welder
den Prinz-Präfidenlen bet Gelegenheit der Einweih»
ung der Palis Straßburger Eifenbahn dahin beglei-
tete. — Bon Karl Beck wird ein neuer Band
lyriſcher Gerichte erwartet. — Der greiſe Ludwig
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den Liedern der Dilia Helena. In derſelhen
ſind auch die in Mufik geſetzten Lieder der Did-
terin und deren Comyoniften bezeichnet. Wag
Frankfurt, Leipzig und Wiesbaden zur Yufführung '
vorbexeitet. Wir baben die eigenthumliche Rich-
tung dieſes viel Auffehen madenden., Componiften,
der mittelſt melodiſcher Töne die vellkommenſte uns
jedoch verloren gegangene menſchliche Sprache wie-
der auffinden und mit ihr das „Kunfiwerk der
Zufunft“ gründen wil, ſchen früben;z@hnfém
Blättern charakteriſirt. Richard Wagner iſt der
Sheim der beruͤhmten Sängerin Zohanna
Wagner, die in neueſter Zeit namentlich wegen
hres Proceßes mit dem Lendoner Schaufpieldirece
tor Lumley ſehr häufig in den offentlichen Blättern
genannt wurde.
2
Buntes.
In einer preußiſchen Probinzialſtadt iſt gegen
eine Same Anklage wegen Meineids erhoben woͤr⸗
den, weil ſie unter den beſchworenen Generalfra⸗-
gen ihr Alter aus Eitelkeit um 12 Jahre zu nied-
kig angegeben hatte. ; S
Seit einiger Zeit cireuliven in Frankreich,
Belglen, Spanien 20. eine Menge falfcher 5-Kran-
kenſtücke, wovon viele das Bildutb Ludwig’s XVA.
und die Jahreszahl 1824 tragen.. Diefe Stuͤcke
unterſcheiden ſich von den echten nur durch das
Gewicht. Die guten S-Franfenftüce murden aus-
gehöhlt und mit einer Werthloſen Maſſe angefüllt.
Die falſchen enthalten nur ungefähr‘ V, Silber.
Vor dem Tribunal in Beausats ſchweble
fürzlich ein ſonderbarer Ehefhetdungs-Prozeß ; näm-
Ich ein Mann hatte zweimal_im Kartenfptele feine
Frau verſpielt und dem Gewinner ar die Frau
förmlich abtreten wollen, worauf dieſe aber auf
Eheſcheidung geklagt hat , die auch ausgeſprochen
wurde. A
Zu Mandal in Norwegen feierte kuͤrzlich ein
Ehepaar ſeinen ſebenzlaſten Godhzeitstag; Beide
ſind gleich alt,! ſie hatten f mit 21 Jaͤhren ge-
heirathet. } y i ; 4 RI
Die Minen Rußflands ſleferten ‚m, Sahre
1851 an die kailerliche Münze 1432 Pıd 20. Pfund
10 Solots 83 Dolt Gold und 1371 Pud' 7 Dfund
49 Solots Doli Silber, was an Goid . 19,558/225
Ruhel oder 8 Mill. 232,900 Frg., und Jan Silber
1,248,083 Rubel , over.4 Mill. 992,232 Frs. aus-
macht. — — — —
Die vereinigfen Saaten prodiucirien
im SJahre 1831 nur 1,038,848 Ballen DB aum »
wolle, 1851 ſchon 2,355,257 Ballen, mithin 130
Procent mehr. Im Jahre 1831 verarbeitete die
Union nur 182,142 Ballen Baumwolle und 1851
ſchon 130 Procent mehr nämlich 403,103 Ballen
und führte 1,396,112 Ballen nach England aus
von denen dort 1,272.012 Ballen verarbeitet wurden
Ganz in der Nähe von Harburg, an der
huxtehuder Chauffee . hat man ein reiches Stein-
foßlenlager entdedt, und zwar Feine Braunkohle,
ſondern eine ſchön glänzende ſchwarze Kohle.
Das ſchwierigẽ Unternehmen des Ausirodnens
des Haarlemer-Meecre s ift im Nongt Sult
zu Ende gebracht worden. Wo früher des Mee-
res Wogen ſtürmten, ſieht man feßt nur noch einige
große Waffer-Lachen, denen Abfluß zu geben man
jetzt auch beſchäftigt iſt. Hrag H
‚. In Pauyts hapen die Trödler oder fogenannten
Antiquare einen, ‚eigenen Danvelszweig: gefıunden,
der noch feine ſchönen Procente abwirft. . Die.in
den Schlbſfern Louis Phitipps verkauften Por-
cellan und Glaswaaren waren alle mit dem Naz
menszuge des Königs verſehen und wurden alg -
Cuxioſitäten von deffen Verehrern angelauft. Die
Trödler haben nun alle moͤglichen Poͤrceltan-Arti-
kel mit der Chiffte LoutsrNhiLipps verſehen laſſen
und ſo mit Einem Male Gegenſtände, die einige
Groſchen werth, in Curroſttaͤten verwandelt, die
mit 10,:20,. 30,und mehe Fres bezahlt werden.
Nach dem Diario Mercantik von Balencta
erwartet die Eiawohner diefer Stadt ein ‚neues
Schaufpiel, das alle gräulichen Vergnlügen „der
Stiergefechte überbiefen foll, namlich der Kampf
eines jungen zehn Fuß hohen Elephanten gegen
eine unbeſtimmte Zahl wiider Stiere! die aus den
berühmteſten Herden gewählt werden!
In der Rue de Ia Monfagne=:Ste.=-Senevieve
in Paris lebte ein junger, allgemein geaͤchteter
Arbeiter, der in ein Nädchen verliebt war unDd,
fi® zu einem Diebſtahte verleiten ließ und zu 8
Monaten Gefänguiß verurtheilt wurde,. ‚Am 3
Luguſt hatte er feine Strafe Überftanden und fam
fogieich zu ſeiner Geliebten die aber nichts wehr
von ihm wiſſen wollten Es kam zu einer Scene,
und der junge Arheiter braͤchte dem Naͤdchen meh-
* 14 Dolchſtichẽ hei, worauf er dann
erſchoß. — 4 —
— —— ql
a}
Druck und Verlag von G. Reichard.