* Beilage Blatter
—
Mittwoch, den 13. October
1852
Fraukreich.
Laris, 9. Dctbr.. Seftern Nachmittag
hat der Prinz Praͤſident in Bordeaur die
verſchiedenen ſtädtiſchen Anſtalten in Au-
genſchein genommen und dann in der Mairie
ſammelt. Abends war Feſtball im großem
voll illuminirt und mit Fahnen geſchmückt;
der Saal felbft, einer der ſchoͤnſten der
Welt, mit Lichtern, Blumen und anderm
— Schmuc verſchwenderiſch ausgeſtattet. Die
Tauſende der Damen im reichſten Ballan-
zug empfingen den Prinzen mit wehenden
Tuͤchern und die Wände hallten wieder von
dem enthuſtaſtiſchen Vive l’Empereur! und
‘. Vive Napoleon III. der Balgäfte, das ſich
eben ſo ſtürmiſch beim Weggehen Ludwig
Napolebns wiederholte. — Heute heißt es
in Paris, es werde das ſchon vor Beginn
der Reiſe in Paris feſtgeſtellte Programm
pünktlich befolgt werden; der Prinz· Prãſi-
dent lehne demzufolge die von einigen Städ-
fen an ihn ergangenen Einladungen ab
und werde ſchon am 15. und nicht, wie es
dieſer Tage hieß, ſpäter ſeinen Einzug in
Laris halten! Ueber die Einberufung des
Senats verlautet noch nichts Beſtimmtes.
— Die
der Munieipalräthe und anderer Corpora-
tionen, ſo wie der Landgemeinden in den
verſchiedenen Departementen ſind noch fort-
während in Zunehmen begriffen
x BParis, 10, Oet. Die ueueſte Depeſche
iſt aus Bordeaux von geſtern Abend 6 Ubhr
735 Minuten. Der Schluß lautet: Troͤtz
und auf dem ganzen Wege des Prinzen
wurde Se. Hoheit von denſelhen Rufen:
Es lebe der Kaiſer! begrüßt. Alle Geſichter
druͤckten Befriedigung und Freude aus, —
In Agen hat der Präſident der Republik
107 Gnadenaete unterzeichnet. — In der
Umgegend von Perigueux (Peridord) hat
man wiederum Pulvervorräthe mit Beſchlag
ten Gründen ebenfalls mehrere Verhaftun-
gen ſtattgefunden. — Der Gemeinderath
der Pariſer Vorſtadt Belleville hat jetzt
auch eine imperialiſtiſche Adreſſe verlaſſen.
Paris, 10. Oet. (& D d Sch. M.)
Der Präſident hat in Bordeaux eine Rede
gehalien welche als ein Ereigniß zu be-
zeichnen iſt; dieſelbe enthielt eine Augein:
Inderſetzung ſeiner äußern Politik. Er ſpricht
darin ferner von der vollkommenen Ord-
nung und dem vernünftigen Fortſchritt/ die
der Präſident durch dieſenigen Einrichtun-
gen defeſtigen will, welche Frankreich für
ſich in Anſpruch nimmt (institutions
la France reclame).
— England. }
London, 5. Oct. „Times“ begrüßt. die
bevorftehende Auflöfung des Zolvereins in
ſeiner bisherigen Geftalt als ein Ereigniß,
welches ſie laͤngſt mit Befriedigung vorher
geſehen habe, Wenn Preußen diesmal ſtand-
haft bleibe, ſchließt „Times“ würden die
Coalitionsmitglieder am Ende gezwungen
Jein, feine Politik nachzuahmen oder um
. Mufnahme in den inzwiſchen freihändleri-
ſcher gewordenen preußiſch? norddeutſchen
Berein ergebenft anzuklopfen (!.
* Qyndon, 9 Oct. Seit Januar ſind
aus Deutſchland 15,000 Emigranten über
Hull ausgewandert. — In Waterkloof, dem
Hauptort der Kaffern ſoll nach der Cape
Town Mail, ein neues Californien entdeckt
worden ſein.
Schweiz.
Vun der Grenze, 9. Oet. Die königl.
preußiſche Geſandtſchaft bet der Eidgenoͤſ—
ſenſchaft fordert mit Erlaß vom gefirigen
age alie preußiſchen Handwerksgefellen
in der Schweiz auf, binnen 4 Wochen in
die preuhiſchen Staagten zurüd . zu kehren
und zu diefem Zwede ihre. Päffe auf ihrer
Kanzlet in Bern viſtren zu laffen, Als
Grund des Befehls werden die „verderb-
lichen Beſtrebungen gewiffer Arbeiterver-
bindungen in der Schwetz! angegeben,
Dänemark.
Kopenhagen, 4, Oet. Mit dem elektro-
magnetiſchen Telegraphen zwiſchen hier und
Helſingör ſind bereits Verſuͤche gemacht wor-
den, welche vollkommen befriedigend aus-
gefallen ſind. Die Berlingſche Zeitung
bringt einen offieiellen Bericht aus Grön-
land/ wonach dort in dieſem Sommer eine
Blatternepibemie herrſchte, welche viele Men-
ſchen hinraffte; die Epidemie ſoll durch
engliſche Wallfiſchfängerſchiffe doͤrthin ge-
bracht worden ſein.
Spanien
Madrid, 3, Jetbr. (Koln. 3.) Aus
ganz ſicherer Quelle kann ich Ihnen mitthei-
hieſigen Hof bei der Regierung wieder da-
rum angebalten hat, die Jnfel Cuba für
bie früher ſchon gebolene Summe von 180
Millionen Dolklars an die Vereinigten Staa-
ten zu überlaffen, und daß ihm nach vor-
hHeriger Minifterberathung Dder Definitive
Beſcheid geworden, Spaͤnien Ddenfe jetzt
nidt mebr daran, die Krone feiner über-
ſeeiſchen Befigungen zu. veräußern. &$
würde vielmehr feine ganze Macht aufbie-
ten, dieſe Inſel dem Mutterland zu er-
balten. *
Feuilleton.
Die deutſchen Univerſitäten im
Sommer 1852,
Die A. M, bringt eine intereſſante Ueberſtcht
der Frequenz unſerer Hochſchulen. Im ver:
floſſenen Soͤmmerhalbjahr ſtuͤdirten auf den
28 Untverfitäten Deutſchlands und der Schwetz
im ganzen 18,810 Studenten nämlich 17,060,
immatriculirte und 1750 nicht immatriculirte,
Dem Anſchein nach hat die Gefammtzahl ver«
glichen mit der des vorhergehenden Semeſters,
um 544 abgenommen, indeß iſt in der Wirk-
lichkeit keine Vermindevung eingetreten, da auf
den oͤſterreichiſchen Univerfitäten die Stuͤdenten
in ihrem letzten Semelter von der Inſeription
befreit find, und in Folge deffen die Zahl der
Juriſten in Wien und Vrag um 667 abge-
nommen hatı ©8 ergibt ſich vielmehr, daß feit
dem Sommerhalbjahr 1851, wo die Geſammt-
zahl der auf den dentſchen Univerfitäten Stu-
direnden von 18,261 auf 19,354 ftieg, eine
denten; 16 Univerfitäten erreichten dieſe Mittel-
zahl nidt, 12 erheben ſich über Diefelbe, Was
die einzelnen Facultäten Geirifft, fo ftudirten
auf 11 Univerfitäten katholiſche Zheologte 1800;,
aue 19 Univerfitäten proteſtantiſche Theologie
meralwiſſenſchaften 6761; auf 23 Univerfitäten
Medicin 20. 4183; auf 27 Univerfitäten Phi-
lofophie 2c, 2644 Naͤch der Frequenz iſt die
Rangordnung der Uniserſttäten folgende: Wien
(2630), Berlin (2171), München (1961),
%rag (1346), Bonn (1012), Breslau (864),
Leipzig (812), Würzburg (776), Tübingen
(774), Heidelberg (732), Göttingen (677),
Halle (670), Jena (433), Gießen (411), Er-
langen (400), Grätz (399), Königsberg (339),
Freiburg (338), Marburg (315), Münfter
(302), Olmütz (286), Innsbruck (257),
Greifswalde (204), Zürich (200), Bern (189), -
Kiel (141), Roſtock (106), Bafel (65), Die
Gefammtzahl der an den genannten Ddeutz
ſchen Uniperſitäten wirkenden Docenten betrug
1656, nämlich 851 ordentliche, 348 außer-
ardentliche, 40 Honorarprofefforen und 427
Privatdocenten.“) Die academifche Mo-
natsfchrift, deren reichem ſtatiſtiſchen Maͤte-
rial wir die vorſtehenden Nottzen 'entnehmen,
gibt irrthümlich die Gefammtzahl der Doeenten
auf 1766 an, indem ſie jedenfalls in Folge
eines Rechnungsfehlers die Zahl der Privatz
doeenten auf 527,. und alfo gerade um 100
erhöht. Damit ſtellt ſich zugleich die Angaͤbe,
daß ſeit dem Winterſemeſter 1851/52 die An-
zahl der Prisatdoeenten ſich um 104 vermehrt
gabe, al8 falſch heraus; dieſelbe iſt vielmehr
ſeit jener Zeit um 6 gefallen.
Anna Sibylla Munch.
Ein Frauenbild aus Göthes Jugendzeit.*)
Verzeih dem Freund der fich ı
8 2 in 5 zurüge 8 2 4 **
Kaun duͤrfte irgend ein Dichter einer aleich
reichen Schule in Umgang mit edlen Frauen
ſich zu erfreuen gehabt haben als unfer Goethe,
der gerade hierdurch zum Prieſter der tiefften
Seheimniſſe der Menfchenbruſt geweiht wurde.
In früheſter Jugend rankte ſich feine Seele an
herzlich begeifterter Mutter⸗ und treueſter, innig
reinſter Schweſterliebe empor, die ihn ahnungs-
goll ergriffen, ihn freundlich auf ſeinen blü-
henden Knaben! und Jünglingopfaden begleite-
ten, die wie holde Schubgeifter ihn hegten, wie
bliche Engelsblicke in fein Herz ftrahlten.
Mußte er auch den Verluſt der Schweſter ſehr
frühe beklagen, ſo verlieh ſie ihn doch nicht, ehe
er feſten Schrittes das Leben erprebt hatte,
und die Liebe der Mutter ſtand wärmend und
Llebend bis in ſein ſechzigftes Jahr uͤber des
Dichters ruhmgekraͤnztem Haupte. — Und wie
ſtrahlt Goethes Name im Brillantfeuer ſeiner
Liebesflammen zu Friedertke, Lotte, Lilli, in
dem feurig glühendem Gefühle fuͤr Augufte
Vn Stolberg, Maximiliane von Ia Rodhe,
Ftau von Stein, Corona Schröter, in Dder
innigen Verehrung der geiflooll Heitern Herz
zobin Mutter der hehren , edel:würdigen Her-
gogin Luiſe, in ſo vielen anderen zärtlichen
Berhältniffen , aus denen er heilige Dichter-
gluth in ſich fog. —
Abex gerade die Mannichfaltigkeit diefer Bers
hältniffe und den rafhen Wechſel der Liebe
hat man dem Dichter verargt, und als Beweis,
daß ſeine Liebe nicht auf ächt geſundem Grunde
*) Die meiften Lehrer zählt Berlin, nämlich
164, worunter 52 ordentliche Profefforenzs München
100, worunter S0 ordentliche Profefforen.
„*) Wir entlehnen diefen Artikel, der ein literär-
hiftorifches und allgemein deutfhes Intereffe hat,
doͤn bei Cotta in Stuttgart erfchienenen. Buche :
„Srauenbilder aus Gopethe’s Jugendzeit. Studium
zum Leben des Dichters, Voͤn Heinrich Düntzer.“
D. Red.
—
Mittwoch, den 13. October
1852
Fraukreich.
Laris, 9. Dctbr.. Seftern Nachmittag
hat der Prinz Praͤſident in Bordeaur die
verſchiedenen ſtädtiſchen Anſtalten in Au-
genſchein genommen und dann in der Mairie
ſammelt. Abends war Feſtball im großem
voll illuminirt und mit Fahnen geſchmückt;
der Saal felbft, einer der ſchoͤnſten der
Welt, mit Lichtern, Blumen und anderm
— Schmuc verſchwenderiſch ausgeſtattet. Die
Tauſende der Damen im reichſten Ballan-
zug empfingen den Prinzen mit wehenden
Tuͤchern und die Wände hallten wieder von
dem enthuſtaſtiſchen Vive l’Empereur! und
‘. Vive Napoleon III. der Balgäfte, das ſich
eben ſo ſtürmiſch beim Weggehen Ludwig
Napolebns wiederholte. — Heute heißt es
in Paris, es werde das ſchon vor Beginn
der Reiſe in Paris feſtgeſtellte Programm
pünktlich befolgt werden; der Prinz· Prãſi-
dent lehne demzufolge die von einigen Städ-
fen an ihn ergangenen Einladungen ab
und werde ſchon am 15. und nicht, wie es
dieſer Tage hieß, ſpäter ſeinen Einzug in
Laris halten! Ueber die Einberufung des
Senats verlautet noch nichts Beſtimmtes.
— Die
der Munieipalräthe und anderer Corpora-
tionen, ſo wie der Landgemeinden in den
verſchiedenen Departementen ſind noch fort-
während in Zunehmen begriffen
x BParis, 10, Oet. Die ueueſte Depeſche
iſt aus Bordeaux von geſtern Abend 6 Ubhr
735 Minuten. Der Schluß lautet: Troͤtz
und auf dem ganzen Wege des Prinzen
wurde Se. Hoheit von denſelhen Rufen:
Es lebe der Kaiſer! begrüßt. Alle Geſichter
druͤckten Befriedigung und Freude aus, —
In Agen hat der Präſident der Republik
107 Gnadenaete unterzeichnet. — In der
Umgegend von Perigueux (Peridord) hat
man wiederum Pulvervorräthe mit Beſchlag
ten Gründen ebenfalls mehrere Verhaftun-
gen ſtattgefunden. — Der Gemeinderath
der Pariſer Vorſtadt Belleville hat jetzt
auch eine imperialiſtiſche Adreſſe verlaſſen.
Paris, 10. Oet. (& D d Sch. M.)
Der Präſident hat in Bordeaux eine Rede
gehalien welche als ein Ereigniß zu be-
zeichnen iſt; dieſelbe enthielt eine Augein:
Inderſetzung ſeiner äußern Politik. Er ſpricht
darin ferner von der vollkommenen Ord-
nung und dem vernünftigen Fortſchritt/ die
der Präſident durch dieſenigen Einrichtun-
gen defeſtigen will, welche Frankreich für
ſich in Anſpruch nimmt (institutions
la France reclame).
— England. }
London, 5. Oct. „Times“ begrüßt. die
bevorftehende Auflöfung des Zolvereins in
ſeiner bisherigen Geftalt als ein Ereigniß,
welches ſie laͤngſt mit Befriedigung vorher
geſehen habe, Wenn Preußen diesmal ſtand-
haft bleibe, ſchließt „Times“ würden die
Coalitionsmitglieder am Ende gezwungen
Jein, feine Politik nachzuahmen oder um
. Mufnahme in den inzwiſchen freihändleri-
ſcher gewordenen preußiſch? norddeutſchen
Berein ergebenft anzuklopfen (!.
* Qyndon, 9 Oct. Seit Januar ſind
aus Deutſchland 15,000 Emigranten über
Hull ausgewandert. — In Waterkloof, dem
Hauptort der Kaffern ſoll nach der Cape
Town Mail, ein neues Californien entdeckt
worden ſein.
Schweiz.
Vun der Grenze, 9. Oet. Die königl.
preußiſche Geſandtſchaft bet der Eidgenoͤſ—
ſenſchaft fordert mit Erlaß vom gefirigen
age alie preußiſchen Handwerksgefellen
in der Schweiz auf, binnen 4 Wochen in
die preuhiſchen Staagten zurüd . zu kehren
und zu diefem Zwede ihre. Päffe auf ihrer
Kanzlet in Bern viſtren zu laffen, Als
Grund des Befehls werden die „verderb-
lichen Beſtrebungen gewiffer Arbeiterver-
bindungen in der Schwetz! angegeben,
Dänemark.
Kopenhagen, 4, Oet. Mit dem elektro-
magnetiſchen Telegraphen zwiſchen hier und
Helſingör ſind bereits Verſuͤche gemacht wor-
den, welche vollkommen befriedigend aus-
gefallen ſind. Die Berlingſche Zeitung
bringt einen offieiellen Bericht aus Grön-
land/ wonach dort in dieſem Sommer eine
Blatternepibemie herrſchte, welche viele Men-
ſchen hinraffte; die Epidemie ſoll durch
engliſche Wallfiſchfängerſchiffe doͤrthin ge-
bracht worden ſein.
Spanien
Madrid, 3, Jetbr. (Koln. 3.) Aus
ganz ſicherer Quelle kann ich Ihnen mitthei-
hieſigen Hof bei der Regierung wieder da-
rum angebalten hat, die Jnfel Cuba für
bie früher ſchon gebolene Summe von 180
Millionen Dolklars an die Vereinigten Staa-
ten zu überlaffen, und daß ihm nach vor-
hHeriger Minifterberathung Dder Definitive
Beſcheid geworden, Spaͤnien Ddenfe jetzt
nidt mebr daran, die Krone feiner über-
ſeeiſchen Befigungen zu. veräußern. &$
würde vielmehr feine ganze Macht aufbie-
ten, dieſe Inſel dem Mutterland zu er-
balten. *
Feuilleton.
Die deutſchen Univerſitäten im
Sommer 1852,
Die A. M, bringt eine intereſſante Ueberſtcht
der Frequenz unſerer Hochſchulen. Im ver:
floſſenen Soͤmmerhalbjahr ſtuͤdirten auf den
28 Untverfitäten Deutſchlands und der Schwetz
im ganzen 18,810 Studenten nämlich 17,060,
immatriculirte und 1750 nicht immatriculirte,
Dem Anſchein nach hat die Gefammtzahl ver«
glichen mit der des vorhergehenden Semeſters,
um 544 abgenommen, indeß iſt in der Wirk-
lichkeit keine Vermindevung eingetreten, da auf
den oͤſterreichiſchen Univerfitäten die Stuͤdenten
in ihrem letzten Semelter von der Inſeription
befreit find, und in Folge deffen die Zahl der
Juriſten in Wien und Vrag um 667 abge-
nommen hatı ©8 ergibt ſich vielmehr, daß feit
dem Sommerhalbjahr 1851, wo die Geſammt-
zahl der auf den dentſchen Univerfitäten Stu-
direnden von 18,261 auf 19,354 ftieg, eine
denten; 16 Univerfitäten erreichten dieſe Mittel-
zahl nidt, 12 erheben ſich über Diefelbe, Was
die einzelnen Facultäten Geirifft, fo ftudirten
auf 11 Univerfitäten katholiſche Zheologte 1800;,
aue 19 Univerfitäten proteſtantiſche Theologie
meralwiſſenſchaften 6761; auf 23 Univerfitäten
Medicin 20. 4183; auf 27 Univerfitäten Phi-
lofophie 2c, 2644 Naͤch der Frequenz iſt die
Rangordnung der Uniserſttäten folgende: Wien
(2630), Berlin (2171), München (1961),
%rag (1346), Bonn (1012), Breslau (864),
Leipzig (812), Würzburg (776), Tübingen
(774), Heidelberg (732), Göttingen (677),
Halle (670), Jena (433), Gießen (411), Er-
langen (400), Grätz (399), Königsberg (339),
Freiburg (338), Marburg (315), Münfter
(302), Olmütz (286), Innsbruck (257),
Greifswalde (204), Zürich (200), Bern (189), -
Kiel (141), Roſtock (106), Bafel (65), Die
Gefammtzahl der an den genannten Ddeutz
ſchen Uniperſitäten wirkenden Docenten betrug
1656, nämlich 851 ordentliche, 348 außer-
ardentliche, 40 Honorarprofefforen und 427
Privatdocenten.“) Die academifche Mo-
natsfchrift, deren reichem ſtatiſtiſchen Maͤte-
rial wir die vorſtehenden Nottzen 'entnehmen,
gibt irrthümlich die Gefammtzahl der Doeenten
auf 1766 an, indem ſie jedenfalls in Folge
eines Rechnungsfehlers die Zahl der Privatz
doeenten auf 527,. und alfo gerade um 100
erhöht. Damit ſtellt ſich zugleich die Angaͤbe,
daß ſeit dem Winterſemeſter 1851/52 die An-
zahl der Prisatdoeenten ſich um 104 vermehrt
gabe, al8 falſch heraus; dieſelbe iſt vielmehr
ſeit jener Zeit um 6 gefallen.
Anna Sibylla Munch.
Ein Frauenbild aus Göthes Jugendzeit.*)
Verzeih dem Freund der fich ı
8 2 in 5 zurüge 8 2 4 **
Kaun duͤrfte irgend ein Dichter einer aleich
reichen Schule in Umgang mit edlen Frauen
ſich zu erfreuen gehabt haben als unfer Goethe,
der gerade hierdurch zum Prieſter der tiefften
Seheimniſſe der Menfchenbruſt geweiht wurde.
In früheſter Jugend rankte ſich feine Seele an
herzlich begeifterter Mutter⸗ und treueſter, innig
reinſter Schweſterliebe empor, die ihn ahnungs-
goll ergriffen, ihn freundlich auf ſeinen blü-
henden Knaben! und Jünglingopfaden begleite-
ten, die wie holde Schubgeifter ihn hegten, wie
bliche Engelsblicke in fein Herz ftrahlten.
Mußte er auch den Verluſt der Schweſter ſehr
frühe beklagen, ſo verlieh ſie ihn doch nicht, ehe
er feſten Schrittes das Leben erprebt hatte,
und die Liebe der Mutter ſtand wärmend und
Llebend bis in ſein ſechzigftes Jahr uͤber des
Dichters ruhmgekraͤnztem Haupte. — Und wie
ſtrahlt Goethes Name im Brillantfeuer ſeiner
Liebesflammen zu Friedertke, Lotte, Lilli, in
dem feurig glühendem Gefühle fuͤr Augufte
Vn Stolberg, Maximiliane von Ia Rodhe,
Ftau von Stein, Corona Schröter, in Dder
innigen Verehrung der geiflooll Heitern Herz
zobin Mutter der hehren , edel:würdigen Her-
gogin Luiſe, in ſo vielen anderen zärtlichen
Berhältniffen , aus denen er heilige Dichter-
gluth in ſich fog. —
Abex gerade die Mannichfaltigkeit diefer Bers
hältniffe und den rafhen Wechſel der Liebe
hat man dem Dichter verargt, und als Beweis,
daß ſeine Liebe nicht auf ächt geſundem Grunde
*) Die meiften Lehrer zählt Berlin, nämlich
164, worunter 52 ordentliche Profefforenzs München
100, worunter S0 ordentliche Profefforen.
„*) Wir entlehnen diefen Artikel, der ein literär-
hiftorifches und allgemein deutfhes Intereffe hat,
doͤn bei Cotta in Stuttgart erfchienenen. Buche :
„Srauenbilder aus Gopethe’s Jugendzeit. Studium
zum Leben des Dichters, Voͤn Heinrich Düntzer.“
D. Red.