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dexeidigt ward.*) Auch Klingers Bekanntſchaft
konnte Geethe fkon damals gemacht haben.
Rath Crespel haͤtte ſich aber einen neuen Ge-
ſellſchaftsſcherz erfonnen! es follte nämlich jetzt
alle acht Tage nicht mehr wie früher um He
bende Paare , fondern um wirkliche Gaͤtten
geloost mwerden. Wie man ſich gegen Geliebte
aber Satte und SGattin in der Gefellfchaft zu
benehmen hätten, das fet Ihnen noch unbekannt,
und muͤſſe nun vor allen Dingen gelernt wer-
den.**) Die von ihm angegebenen Regeln
Waren {m allgemeinen die bekannten, daß man
thun müffle, als ob man einander gar nicht
angehöre, daher man nicht neben einander ſitzen,
nicht viel mit einander fprechen, noch weniger
ſich Liebkoſungen erlauben dürfe; dagegen haͤbe
man nicht allein alle8 zu vermeiden, was wech-
felfeitig Verdacht und Unannehmlichkeit erregen
fönne, fondern müffe vielmehr darauf bedacht
fein, fid ſeine Sattin auf eine ungezwungene
MWeifz zu verbinden, Die luſtige Gefellfhaft
ging auch hierauf ein und begann die Maria»
genlotterie mit beflen Humor, der befonders
Durch einige barocke Paarungen belebt wurde.
Wunderbar genug wurde unferen Dichter
gleich von Anfang an zweimal hinter einander
Die heitere ſechszehnjährige Toͤchter des Kauf-
manns Münch, Anna Sibhylla, zu Theil, der
er um fo leichter feiner Ebeſtandspflicht gemäß
mit Freundlichkeit und Achtung begegnen Fonnte,
al8 er e8 ſchon vorher aus allgemeinem Gefuͤbl
und natürlihem Wohlwollen zu-thun gewohnt
war, Als aber nun gar zum Drittenmal das
Loos ſich für dieſe Verbindung entfkied, da
erflärte Credpel, fie könnten jept, da der Him-
niel fo offenbar geſprochen habe, Nicht mehr
von einander gefrennt werden. Das durch das
Heſet vorgefhriebene freundliche, zutrauliche
Betragen befeftigte wirklich ein nähere8s Ver-
hältniß des durch das Loos zufammengefomme:
nen Paares, und da nach der Vorſchrift die
Gepaarten ſich mit dem traultchen Du anreden
Mußten, fo mwurde unfer Paar dieſe Woͤchen
Üüber Deffelben fo. gewohnt,. daß e auch, mo
ſie fonft zufammenfamen, ſich veffelben unwiti-
Fürlich bedienten, Das Wärchen ward dem
Dichter inımer werther, da fihre heitere Natür-
lichkelt und ihr offenes Wefen ihn freundkich
anfprachen, und er befreundete ſich immer mehr
mit dem Gedanken, ſte wirklich als @attin heim-
zuführen,
Bei vem. Aroßen Auffehen, welches die am
16. Februar erfolgte, das Recht leidenſchaftlich
Unterdrückende Verurtheilung von Beaumarchais
in ganz Cutopa erregte, achtete es Goethe für
angemeffen, eines Tages deffen viertes, die
MNeife nach Spanien und ſeine Verwickluͤngen
mit Don Joſeph Clavijo v. Flarxardo befchret:
hendes Memoire in der Gefellſchaft vorzulefen.
€ fand vielen Beifall und ward nach den ver:
ſchiedenſten Seiten hin durhgefprohen, bis end-
lich Ooethe’8 Hälfte fih an ihren mehrmals
x
meine Liebe, ſtehſt, daß Gebieterin und Frau
auch in einer Perſon vereinigt ſein Fönnen, ſo
verſpreche ich dir, heute über acht Tage das
gewünſchte Stück vor unſerer Geſellſchaft vor-
zulefen.“ Man mar über die Nühnheit eines
ſolchen „Verfprechen8 fehr verwundert! . voch
hatte Goethe bereits, . al8 er an dieſem Abend
fehr fpät nach Haufe Fam, das Stuͤck ziemlich
außgedacht, Als er nämlich feine angelooste
Sattin nach Hauſe führte, war er wider Ge-
wohnheit ſtill! worüber diefe ihre Verwunderung
nicht verbergen könnte, und fragte, was {hm
jet. Er aber erwiederte er ſinne das Stück
aus und ſei ſchon mitten dariner wuͤnſchenur,
ihr zu zeigen, daß er ihr gern etwas zu Liebe
thue! Sie drückte ihm daraͤuf zur Erkenntlich-
keit die Hand; als er dieſe aber eifrig küßte,
meinte fie, er müſſe nicht aus der Roͤlle falz
len, da Zärtlichkeit nach der Meinung der Leute
ſich nicht für Ehegatten ſchicke. „Laß ſte niei-
nen]“ „ rief Goethe dagegen; „wit wollen es
auf unfere Weiſe halten.“ Nachdem er das
geliebte Mädchen bis zur Thüre ihres Hauſes
geleitet hatte entfernte er ſich mit einem zaͤrt-
lichen Abſchied.! Die innere Aufregung trieb
ihn noch einige Zeit umher, ehe er mit dem
faſt vollſtändigen Plan im Kopfe und zärtlich-
ſter Neigung im Herzen naͤch Haufe zurückkehrte.
Dieſer Abend, an welchem der von jugendlicher
Schaffungskraft und hinreißendem Gefuͤhle glü-
hende Dichter den Plan zum „Clavigo“ ent-
warf, muß in den Mai fallen; denn fchon. am
1. SJunt 1774 melvdet ev feinem Freunde in
Algier (Bod. 27,. 476):; „Dann hab’ ich ein
Trauerſpiel gearbeitet, „Clavigo“,. moderne
Anekdote, dramatifirt, mit möglichſter Simpliet-
tät und Herzenswahrheit; mein Held ein un-
beſtimmter, halb groß, halb kleiner Menſch,
der Pendant züm Welslingen im „Gdp“, viel:
mehr Weislingen ſelbſt in der ganzen Rund-
heit einer Hauptperfon; auch finden fichH hier
Scenen, die ich im „®Osp“, um das Hauptin:
Lreſſe nicht zu ſchwaͤchen, nur andeuten konnte.“
Der letzte Freitag im Mat — und an einem
Freitag ward der eben vollendete, acht Tage
früher verſprochene „Clavigo“ vorgelefen —
fiel im Jahr 1774 auf den 27., gleich nach
Pfingften; da aber Faum anzunehmen, daß Goethe
trotz der einfallenden Pfingſttage den „Clavigo“
in acht Tagen verſprochen haben werde, ſo
dürfte derſelhe am 20, zum erſtenmale vorge-
lefen worden, am 13. der Freundin zugefagt
worden fein, und wenn, wie e8 nach ver CEı-
zählung ſcheint, dieſes Verſprechen nicht vor
der dritten Zufammenkuͤnft geſchah, ſo wuͤrden
jene Ausfluͤge in der zweiten Hälfte des April
begonnen haͤben.
(Sortfegung folgt.)
Buntes.
Vor etwa ſechs Monaten ward der Pfarrver-
weſex zu Beaufort (Franfreich) auf dem Wege
3U einem Kranken außerhalb des Srtes ermordet,
angeloosten Gaͤtten mit den Worten wandte:
Wäre ich deine Gebieterin und nicht blos deine
Srau, fo würde ich dir auftragen, Diefes Me- !
28 mir ganz geeignet ſcheint. Worauf dieſer,
dem fühon beim erſten Leſen der Gegenffanv
dramatiſch! ja theatralifh vorgefommen, fofort
*) Bal. ebendafelbfit S. 196 ff.
**) Noch Goethels Darftellung würden zwiſchen
der Loofung der Geliebten (1763) und dieſer neuen
Mariagenlotterie (1774) neun Sahre in der Mitte:
ohne daß man feitdem Heraustringen konnte, wer
den Mord-verübt hatte! Kürzlich-nun ſchrieb ein
der zu Bourgoin im Ker-
ker fißt, an ſeine Frau einen zufällig der Polizet
in die HDände fallenden Brief, worin er ir aufs
trug, ‚feine Bfonfe und die Boͤrfe des Pfarrers“
zu Derbrennen. Er wurde fofort verhört und hat
auch bereits den Mord eingeftanden, beti dem er
noch fünf Perfonen zu Gebhülfen hatte,
.°. Die feine Stadt Wefterkey im Staate
Rhode- Jsland in Nordamerica feiert jede Woche
\awei, Sonntage, Die DHälfte vder Bewohner find
Baptiſten des fiebenten Tages, weldhe den Sams-
fag‘ mit der größten Strenge feiern, die andere
Haͤtfte feiert den Sonntag, während fene arbeiten
und fhren Geſchäften nachgehen. Troß diefem ge-
liegen/ was an fich, abgefehen von fonfligen Gründen,
UnmSglich der Fall fein kannz denn bingen neun
Ändern, und es {ft ebenfo unmwabrfcheinlich, daͤß
das für ein Jahr beliebte Scherzipiel mehre Jahre
fich ‚erhalten haben follte, a!g Cregpel ſich auf eine
vor neun Jahren gemachte Erfahrung würde beru-
fen haben Hiernach beruht auch die-Bemerkung
auf Srridum „ weldhe Goethe bet dem Jaͤhr 1774
macht: „Auch jener wunderliche RNedner — war
nach mäncherlet Schickſalen geſcheidter und ver-
kehrter zu ung zurücgefehrt.“
Ellſchaftlichen Nebelfkande leben die Bürger im öe-
Ifien Einverſtändniſſe
am In Halle wird ein Werk gefertigt, das Se-
Marı der König zu „einem Gefchenfe für feinen
;rltkerlicben‚ärum‚ den Prinzen von Preußen k
‚990 beflimmt zat und das in den Anlagen ves
Babertsberges feinen Platz finden foll. G iſt ein
gothiſcher Thorban, unter deffen oberer Oeffnung
der Erzengel Michael, wie er den Drachen bänDdigt,
in brönzener Statue anfgeftellt werden wird.
Zu Nataga lef vor Kurzem ein Waͤhnſtn-
niger, mit einem großen andaluͤſiſchen Rafirmeffer
.
..
hewaffnet, durch die Straßen und verwundete, über
ieden ihm Begegnenden herfallend,- 20 Perfonen
mehr oder minder gefährlich. Ein Geiſtlicher, dem
er die Kehle durchſchnilt ſtarb nach wenigen Mis
nuten Einen jungen Mann verfolgte er in lein
Haus und vexſetzte m einen Schnitt ins Geficht,
Hier ereilte ihn endlich eine Ubtheilung der Stadt-
wache, deren Corporal den Raſenden feſtzunehmen
verſuchte; dieſer verwundete auch ihn und entfloh.
Soſort verfolgt, leiſtete er verzweifelten Widers
fland und wurde erſt überwältigt, nachdem er 3
Bajonetſtiche empfangen hatte. Man braͤchte ihn
ing Spital. Der Schredew, den er verurfacht
hatte, war fo groß, daß überall Häufer und Läs
den verſchloſſen wurden.
Das Baͤnner of Nifter erzählt! Im Juni 1851
crhieſt der Herzog vr Wellington folgendes
Billet: „Beliaft, 17. SJunt.. Dem Feldmarfchalk
Herzog v. Wellington. Belleben Ihre SGnaden —
ich erlaube mir um Ihre Meinung ‚ zu. fragen —
war Napoleon fchulvig ovder unfhuldig an der Era
mordung ſeiner Gefangenen in Jaffa und gibt e$
ein Militär:-Gefeß oder. einen Umftand, der die
That rechtfertigen könnte? Achtungsvoll Ihr S, H“
Der alte Herr, gewohnt, keinen Brief undeants
wortet zu Laffenermwiderte kurz und blindias „Con-
Der Feldmarſchall Herzog
v Wellington macht Herrn H. fein Compliment.
Er hat Herrn. S’8. Brief erhalten und erlaubt fih,
ihn wiſſen zu laſſen! vaß er nicht der Geſchicht?
ſchreiher der Kriege iſt! welche die franzöſtfche RNex
publik in Egypten und Syrien geführt hat.“
Der Inverneß Courier berichtet mit einigem
Natignalſtolz, daß bereit$ zum zweiten Male
ein Schotte die Ehre hat, zum königlichen Tanz-
meiſter erkoren zu werden Mr. Joſeph Lowe
aus Edinburah gibt icht dem Prinzen von Wales
und ſeinen hohen Geſchwiſterchen Unterricht in der
Lunſt graziöſer Fuß- und Beindbewegung. Sein,
VBorgänger war der verflorbene Mr. Thompfon
aug Glasgow. Bor-Lectionen wird der Throͤn⸗
folger bei einem Engländer nehmen. *
In Saltgnani’s Meffenger wurde neulich vor
einem gewiffen. Diyon ‚in Lonvon gewarnt, der
in franzöfiicen (wie auch in deuͤtſchen) Blättern
für efne angeblich in London beftehende „ANge-
meine Verſicherungs-Geſellſchaft! deren im Pro-
ſpectus aufgeführter Verwaltungsrath lauter fins
girte Namen enthält, Agenten fucht, denen 2000
bis 6000 Fr. (für Deutfhland 1000 bis 3000 Thlr.)
Öehalt verfprochen wird. Den Bewerbern um eine
Agentur ſtellt Herr Diron die Bedingung , daß ſte
vorher als Caution, . je nach den Gehalls Claſſen,
100, 50 obver 25 Pf. St. — natürlich auf Nimmer-
wiederſehen — an IIn einfenden müffen. *
Redigirt unter Verantworklichkeit von G. Neichard,
Landwirthſchaftliches.
Verlooſung landwirthſchaͤftlicher
Geräthſchaften.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntia-
chung der Direction der tandw. Kreisſtelle
Lom 6. v. M. (ſiehe Heidelberger Jonrnal
Nr. 213) werden die Betheiligten hiermit
in Kenntniß geſetzt, daß bei der am 30,
September d. J. zu Raſtatt ſtattgefundenen
Verlooſung landwirthſchaftlicher Geräthe ge-
wonnen haͤben?
1. Eine Häckſelſchneidmaſchine: Loos⸗Num-
mer 186
2, eine Saemaſchine zu Dickrüben 20.: L.
NI ; ;
3, einen halbeiſernen Pflug: L.=Nr, 88,
— 528, 655 7 e
4, einen Schwerziſchen Pflug erſter Klaſſe:
— 9430034019875 ;
S, einen. ſolchen zweiter Klaſſe: : Nr,
396. 658, 780. 979;
6, eine eiſerne Cyge: £,-Nr. 424, 665
*720 837
‚7, eine Nepsfäemafchine:; L.-Nr. 610, 782,
819. 872% }
8. ein Daar Halbjodhe: ‚ £=Nr. 61. 2777
—
2
einen eiſernen Rechen! Y Nr, . 224,.
— A ; 5*
Heidelberg, den 14, Oetober 1852.
Seeretaxiat der landwirthſchaftt Kreisſtelle.
Eichelzer.
Theater in Mannheim.
Sonntag, den 17. Setober 1852:
Jphigenta in Tauris.
Groͤße Dper in 4 Abthetlungen.
Muſik von Gluck.