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Mittwoch/ den 22. December
1852
Oeſterreichiſche Monarchie.
Aus Mähren, 10. Dec. berichtet ein
Correfpondent des Schwäb. Merkurs: Ei-
nen Handelsverband mit
Zollvekein hält man in unſerer Provinz
für etwas überaus Wünſchenswerthes und
Wohlihatiges, und wird ihn, wenn er zu
Stande koͤmmt, mit großer Freude begrü-
ßen. — Alenthalben D. D, in allen Klaſ-
fen und Schichten der Bevoͤlkerung, findet
man eine enthuſtaſtiſche Verehrung des Kat-
ſers und verſpricht ſich von ſeinex Regie-
rung die ſegensreichſten Folgen für den
Sidat. Daffelbe aber wird aͤuch von Rei-
fenden, die aus Galizien komulen, ausge-
ſprochen, woſelbſt der Kaiſer durch, ſeine
Bereiſung des Landes einen Eindruck hin-
terlaſſen, welcher den feurigſten Enthuſtes-
muß für ihn begründet hat! In der That
haben ſich ſeitdem auch die daſigen Zuſtände
jo zum Beſſern gewandt, daß gar bald alle
üblen Folgen, welche der Aufſtand von
1845 naͤch ſich zog, ausgeglichen ſein wer-
den und das Land zum Flöre emporſteigen
wird. Die Verhältniſſe des Adels und der
Bauern regeln ſich in jenem Lande immer
mehr, ſo daß es gar nicht lange mehr
dauern Fann, dis beide Stände friedlich ne-
ben einander leben und dadurch der Land-
bau zu raſchem Fortſchritt gelangen wird.
Aber au in Maͤhren nehinen diefe Ver-
haͤliniffe eine immer erfreulichere Richtung:
die Frohne und alle gegenſeitigen Seroi-
{ute find faſt allenthalben abgelöst und die
dadurch entſtehende freie Bewetzung fördert
die Entwicklung und den kräftigeren Be-
frieb des Landdaues. In den Staͤdten, und
ganz beſonders in der Hauptftadt Brünn,
blüyen Manufakturen und FJabrifen, na-
menttich die, ſo Wollenſtoffe bereiten, deren
Markt ſich immer mehr erweitern, und
welche den Reichthum des Landes vermeh-
ren helfen.
Mailand, 7. Dec. Der Erzbiſchof von
Mailand hat ein Schreiben an den Clerus
erlaffen, duͤrch welches dieſer mit Hinblick
auf die politiſchen Berirrungen, die einem
Theile des Clerus im Jahrẽ 1848 zur Laſt
gelegt werden konnten, ermahnt wird, ſich
nun der Regierung gegenüber nicht blos
in den Schraͤnken eines geſetzmäßigen Ver-
haltens zu bewegen, fondern auch nach
Kräften fich zu beſtreben, „eine gute Mei-
nung bei der Regierung zu erwecken.“
Frankreich.
Paris, 16. Dec. Der „Confitutionnel“
beſiaͤligt die Nachricht, daß die Prinzeffin
Carola von Waſa mit dem Prinzen Albert
von Sachſen verlobt ſei. Mittlerweile hat
findig gemacht. Der Kaiſer, heißt e6, habe
auf die Tochter Don Pedro’s und der Prin-
zeſſin von Leuchtenberg, alſo eine Nichte der
Koͤnigin Hortenfe, fein Auge geworfen, wo-
gegen freilich der Umſtand ſpricht, daß die
Jufantin Doͤnna Maria Amalia ſich gegen-
wärtig zur Heilung der Schwindſacht auf
der Juſel Madeira befindet. — Wie ver-
lautel/ iſt allen hieſigen hoͤheren Beamten,
die 10,000 bis 20,000 Fr. Gehalt beziehen,
im Namen des Kaiſers bedeutet worden,
daß ſie mindeſtens ein Einſpaͤnner halten
müffen, Die Staatsraͤthe, Senatoren, Ge-
neraͤldirectoren 26. ſind zum Unterhalten von
Equipage und zwei, Pferden verpflichtet,
waͤhrend die Marſchällẽ, Miniſter 26. ſogar
ſechs Pferde halten und bei amtlichen Ge-
legenheiten vierſpännig fahren müſſen. Der
Wagen des Kaiſers wird an Feſt? oder
Galaͤtagen ſtets mit 8 Pferden beſpannt,
und das Geſchirr, welches gegenwärtig in
der Arbeit ift, ganz jenem des Kaiſerreichs
und des Königthums gleichen.
England .
London, 15. Dec. Mit dem „Teviot“
ſind neuere Berichte aus Braſilien und den
Ya Plata-⸗Staaten eingetroffen. Die Mit-
theilungen aus Buenos-Ayres reichen bis
zum 2, Nov. Don Valentin Alfina, ein
Anhänger der Handelsfreiheit, iſt zum Prä-
ſidenten dieſes Staates gewählt worden,
und man erwartete, daß die von ihm ver-
tretenen Grundſätze ſofort in volle Anwen-
dung kommen würden. General Urquiza
hält ſich ſeit ſeiner Vertreibung aus Bue-
nos Ayres in dem Staate Entre⸗Rios auf
und ſcheint auf jedes Project, ſeine frühere
Stellung wieder einzunehmen, vexzichtet zu
haben. Man mar übrigens der Fehden ſe
überdrüſſig, daß Urquiza ſicher kaum 500
Mann zuſammenbringen würde, wenn er
gegen Corvientes oder Buenos-Ayres feind-
ſelig auftreten wollte. Die Paranaſchiff-
fahrt iſt jetzt allen Nationen geöffnet. Die
Unabhängigkeit des Staates Paraguay iſt
anerfannt und das Depotſyſtem für Tran-
ſitwaaren adoptirt. Der Congreß ſollte ſich
in Kurzem in Santa-Je verſammeln. —
In Riv-Janeiro hatten die im Gang be-
findlichen Wahlen eine große Agitation
veranlaft. Mit der nächſten Poſt wird
das Reſultat bekannt werden! Ein Han-
dels= und Schifffahrtevertrag zwiſchen Bra-
ſilien und Peru wurde am 18. Oet. rati-
fieirt. Am 20, Oct empfing der Kaiſer
eine Deputation der engliſchen„Geſellſchaft
der Freunde! welche ihm eine Denkſchrift
4 des Sklavenhandels über-
reichte.
Italien.
Rom, 8. Dec. Dem Vernehmen nach
wird im naͤchſten März ein Eonſiſtorium
abgehalten, und ſollen dabei mehrere Kir-
chenfürſten, die jetzt Geſandtſchaftspoſten im
Auslande bekleiden zu Cardinalen ernannt
werden. — Wie das Giornale di Roma
vom meldet, iſt in Rom ein geiſtliches
Collegium errichtet worden, in welchem zum
Katholieismus übergetretene junge Leute
verſchiedener Nationen erzogen werden ſol-
len, um ſpäter als Miſſiondre in ihre Hei-
math zuruͤckgeſandt zu werden.
Belgien.
Brüſſel, 16. Dec. Der Senat hat heute
den Geſetzentwurf bezüglich der Beleidig-
ungen gegen fremde Souperäne in ſeiner
Geſammtheit mit 30 gegen 9 Stimmen
angenommen. Bloß zu Art. 1 wurde ein
Amendement vorgeſchlaͤgen, jedoch verwor-
fen. — Der heuͤtige 62, Geburtstag des
Königs wurde in üblicher Weiſe feſtlich be-
gangen.
Feuilletvn.
Lady Lovelaee.
Die ſterblichen Ueberreſte der Gräfin Love-
lace (Lord Bhrons Tochter) wurden am 4,
Dee. in der Borfkirche von Hucknall Torkard
(bei Nottingham) in derfelhen Gruft betgeſetzt,
in der die Gebeine des berühmten Dichters ru-
hen. Ein zahlreiches Trauergefolge aus Lon-
don hatte fich ſchon am Freitag Morgens in
Nottingham eingefunden und ſcchloß ſich den
Leidtragenden aus der nahen Newſtead Abbeh
an! Der Examiner widmet der Verſtorbenen
einen kurzen, aber begeiſterungsvollen Nachruf.
Lady Lovelace hatte mit ihrem unſterblichen
Vaͤter ein poetiſches Temperament und einen
heroiſchen Charakter gemein. Ihr Genie, denn
Genie beſaß ſie, war nicht poetiſcher ſondern
metaphyſtſcher und mathematifcher Art; ihr ori-
gineller Geiſt beſchäftigte ſich fortwährend mit
wiſſenſchaftlichen Arbeiten. Mit einem wänn-
lichen Verſtande vereinigte ſie die zarteſte Weib-
lichkeit, und unter ihren mannigfaͤchen Talen-
ten war das muſtkaliſche beſonders ausgebildet. .
Der oberflächliche Beobachter hätte nie geahnt,
welche Geiſteskraft und welches Wiſſen unter
der Graͤzie ihrer zarten Erſcheinung verborgen
war! Sie mied alles Frivole und Gemein-
plätzliche und ſuchte mit Eifer den Umgang
aller in Kunſt, Literatur und Wiſſenſchaft her-
vorragenden Geiſter. Aus dieſen Kreifen, welche
ſie lange betrauern, riß der Tod ſie in der
Blüthe ihrer Jahre nach einem langen ſchmerz-
lichen Leiden, welches ſie mit dem ihrer ſchönen
Natur eigenen philoſophiſchen Heroismus trug.“
Neliquien Kaiſer Karl's V.
Im Kloſter San Juſte, in welchem Kats
ſer Karl V, al8 Moͤnch fein thatenreiches Leben
endete, hat man bei Gelegenheit des Umbaues
der Zelle, die er bewohnte, einen verborgenen
Wandſchrank entdeckt, worin außer einigen
Uhren auch die Correſpondenz vorgefunden
wurde, die er mit dem Italiener Juanuelo,
einem Baumeiſter und Tauſendkünſtler dama-
liger Zeit, gepflogen hat. In einem der Briefe
beklagt ſich der lebensmüde Kaiſer über ſeinen
Sohn Philipp, der den Juanuelo nach Toledo
verbannt hatte und ihm die Freude nicht goͤnne,
ſih mit ſeinem Freunde die Zeit zu verfürzen,
Der Tauſendkünſtler war dem Kaiſer beim
Fabrieiren der Uhren behülflich; eine der vor-
gefundenen Uhren ſoll ſogar viel Aehnlichkeit
mit unſeren heutigen Cylinder-Uhren haben.
Es iſt dies eine 4 Zoll hoͤhe und 1 Zoll breite
Wand-Uhr, ganz von Meſſing, Die, wie aus
den vorgefundenen Papieren zu entnebmen iſt,
der Kaiſer, ohne Hülfe ſeines Freundes, allein
verfertigt hat, fle aber nicht vollendete, weil
deſſen Rath und thätige Unterſtützung ihm da-
bei abging! Die vorgefundenen Papiere ſind
in das Archio von Simaneas, die Uhren nach
Badajoz, als dem Hauptorte von Eſtremadura,
ins dortige Muſeum gebracht worden! Das
Kloſter San Juſte, das im Jahre 1835 auf-
gehoben wurde, iſt jetzt eine Tuch-Fabrit. Der
jetzige Beſitzer hat aus Pietät die ehemalige
kaiſerliche Zelle, wie die Mönche e8 gethan,
verſchont. Allein die Umſtände zwangen {hn,
ſie abbrechen zu laſſen, wodurch die verborge-
nen Schätze ans Tageslicht gefördert wurden.
Die Wände dieſer Zelle waren ganz mit Eichen-
holz bedeckt, der Schrank ſtack darin verborgen
und ließ ſich durch eine geheime Feder Sffnen.
Der Salzfee in Utah.
Im Frühling 1849 veranftaltete die Regie-
rung der Vereinigten Staaten eine Expedition
zum Zweck der Erforſchung des großen Salz-
fees und ſeiner Umgebung im Innern des gro-
ßen Continents — jetzt eine doppelt intereſſante
Stelle, einmal als Schauplatz der ſonderbaren