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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 178-204 (1. August - 31. August 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#0829
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§eM6crqer 3oimutL

M 204. tSSÄÄa? Sonnetliag, 31. Stugufl. «“‘■■•'‘ÄBift“““- 1871.

SMF" gür bcn SRonat September merbe
©eßellungen auf bab #eibelbcrgcr ^aurnat für
aubmärtb bei ben betreffenben Poßanßalten, unb
hier bet ber ©rpebition unb ben Prägern entgegen*
genommen.

^Breiö für Ijiet mit ©rägerloljn 19 fr.

„ burd) bfe Poß 19 fr.

©ie ©jpebitian.

ber ©taatbregterung gegenüber ber fircblichen grage
aubführlich entmicfelt, inbbefonbere conßatirt, baß
in bem bisherigen SSorgehen ber Sifchöfe oerfaßungb*
f mibrige |)anblungen enthalten ftnb, unb aubgefpro*
j eben, baf bfe ^Regierung bie auf bem Sofccn ber
©taatboerfaßung ßehenben Äatholifen fchü^en merbe.

©ifena^, 29. Aug. ©er Äaifer oon Sraftticn
iß foeben .mitteiß ©chtwKjug oon ©reiben hier an*
gefommen unb im „falben SRonb" abgeßtegen.

©rcSbcn, 29. Aug. ©er fionig unb bie &o*
nigin oon ©achfen ßnb über Soßenhofm nach
©toljenfelb abgereiß. ©er Äönig hat f«r bie
©aner feiner Abmefeuheit bejüglicb ber Siegierungb*
gefchafte ben Äronprinjen ju feinem ©teÜoertreter
eingefe^t.

SßariS, 29. Aug. Serfaitler Sriefe conßaitren
bie allgemeine SScrmirrung unter ben ^arteten,
melche aüe mit bem Berichte SSite’S uttjufrieben
feien. 3Ran oerftchert, bie republifanifeise Sinfe fei
entfchloßen, bie Anträge beb Serichteb ju oermerfen.
©ine geßern Abenb ßattgebabte, oon ungefähr 250
SRitgltcberu befuchte Sevfautmlung ber üerfhiebenen
gractiotten ber SRajorität berfeth über einen An-
trag, bur^ melchen ShferS bie ^ßräftbentfehaft ber
iRepublif unter ben in ber SScrfaßung oon 1848
feßgefefcten Sebingungen oerliehen mürbe. @b heißt,
baß ©hierb felbß (ehr unjufricben mit bem 33e*
richte Site’b fei. 8ebhafte Unterhaltungen mer-
ben heute ßattßnben. ÜRan hofft efne Söerßanbt*
gung ju erjielen. — ©er ßRinißer be Sacrp foll
feine ©ntlaffung eingereicht haßen. — ©ie Anlunft
beb greiherrr. o. Arnim mirb erß heute Abenb er*
folgen.

©erfaiHeS, 28. Aug. ©ifeung ber ^Rational*
oerfammlung. Sßitet oerließ ben ©ommißionbbericht
über ben Antrag auf SSerlättgerung ber SoUmach-
ten ©h^etb’. ©er ^Bericht fpricht ber 9iationalocr-
fammlung bab IRecht, bie conßituirenbe ©emalt
aubguüben, ju, alb ein mefentlfcbeb Attribut tprer
©ouoeränetat. ©er Antrag gibt bem ©pef ber
©recutiogemalt ben Sätel efneb Ißräßbenten ber Ae*
publif, melcher fortfahren mirb, unter ber Autori*
tat ber ÜRationalöerfammlung feine ©offmachten
aubjuüben. ©erlßtäftbent oerößcntltcht bic ©efe^c
unb läßt biefclben oollßrecfenj er fann nach oot*
hergegangener Anjeige ben ©jungen ber Aatio*
naloerfantmlung beimohnen. ©er ©raßbent fomte
bie SRinißer ßnb öerantmortlich. ©er 3ußijmini-
ßer ©ufaure beantragt im bauten beb SRinißer*
raihb, noch einen Paragraphen ju ben in Setracht
ju jfehenben hlnjujufügen, einen Paragraphen,
melcher bie ©ienße Shie*#’ anerfennt unb bie ©a*!

i rautiett barlegt, melche berfelbe für bfe Sicherheit
s beb gattbeb bietet, ©ie ©erfammlung befchließt,
bie ©erathung auf 3Rittmo<b ju oerfd)fcben. ©er
l ©erichf fagt meiter, bie Sommißion habe feine
f ©auer ber ©ollmad)tcn feßfe(jen moßen, biefelben
5 mürben eben fo lang mähren alb bie SRationalocr*

] fammlung.

©erfaifftb, 29. Aug. ©ie ©pattnung jmtfehen

J ©hi£r* nnß ber Aationaloerfammlung tß auf ihrem
| .fjohepunft. ©hierb meigert ßd), bie gorrn beb oon
bem ©erichterßatter Pitet oorgelegten ©ommifßonb*
berfchteb über ben Antrag Sftioet anjunel)men. ©ie
rabieale ßinfe iß gleidifailb bagegen, ©ämmtltche
ÜRinißer bereiten ihre ©emifßonbgefmhe üor.

— ©ie oerfchiebenen patlamcntarifchen grac-
tionen hatten geßern Abenb nach ber ©ifcung 3U*
fammenfünfte. @b h^nftht eine lebhafte ©rreguug.
©ie SRedite iß menig erbaut oom Amenbement ©u*
faure, matt glaubt Jebod), baß ße eb bettnoch ootiren
merbe. ©ie ßinfe iß fcl)r unjufrieben über ben
Paßub, in melchem ß<h bie ©erfammlung conßi*
tuirenbe SRacht beilegt, ©ie äußerße ßinfe iß ent*
fdßoßen, fofort nadh ber Abßimmung über ben
Antrag SRioct bie Außofung ber Pationaloerfamms
lung ju beantragen.

’Uia&rib, 29. Anguß. Affe aub ßonbon anfont*
menben ©chtße merben ber ©Ijolera megen unter
©uarantaine, bie aub 3rlanb unb @d)ott!anb brei
©age unter ©eobabhtung geßetlt. ©ie ©epiße Oon
©uba ßnb megen beb gelben gicberb ber Quaran*
taine untermorfen.

©eleßrßpfjififie Wlaikvifytcn.

SerHn, 28. Slug. ©ie „Äreujjeitung* beßä*
tigt, baß bie jmeite Begegnung ber Äaifcr am 7.
September in ©aljbuvg inAubßcht genommen iß.
©b fei mehr alb mahrf<hetnli<h, baß ©raf ©euß
ben Äaifer oon Deßerreicb begleiten mürbe. ®af*
felbe_ ©latt erfährt, eb fchefne mehr alb ein bloßeb
©erficht, baß, naebbem in ©aßein eine fefie ©ninb*
»■* bic ©ejiehungen jmtfehen iDeutfe^lartb unb

Deßerrdcb unb % ©erpältniß ju ben europätfehen

fragen gefunben korben fei, 3talien feine unbe*
btngte Ueberetiißimmung bamit unb ben Sunfcf)
funbgegeben habe, feine ©olittf auf biefelbe 33aftb
3U fietlen, mab ooraubfebeit mürbe, baß borget
eine bejugltc^e 2Rittheilung an bie Pegitrung in
glorenj gerietet morben fei.

©erlitt, 29. Auguß. Sine ©orrefponbenj ber
„Äreujjeitung" aub SBien beßatfgt, baß ber ©egen*
befud) beb Äafferb granj 3ofep|, fomeit bie ©e-
Kimmungen bib fefjt feßßänben, am 6. ober 7.
September in ©aljburg ßattßnben mirb. gürß
©ibmarcf unb ©raf ©euß merben im ©cfolge ber
beiben Äaffer fein. ©emfelben ©orrefponbetiten
jufolge mirb für nicflt umoahrfheinltch gehalten,
baß ber Jtaifer oon Deßetreich bem Äaifer Söll»
leint im Pooember einen ©efuch am 9i|eine ab*
Satten mirb.

Stuttgart, 29. Sluguft. 35te 3af)t bet jum
Suriftentage hier eftigetroffenen ÜRitfllfebcr war bib
|eute SBormiftag auf 685 gefiiegeu. ©cfiern 37acp»
mittag hielten bfe Abteilungen ©ffcungj beute treten
jle gleichfalls jufammen. ©eßern Slbenb fanb ein
SBefucb ber föniglfchen ©chlößer Pofeußein unb
SBilhelma patt, melcher oom herrltifcßcn SGBetter
»egitnßigt mürbe. £eute Slbenb iS ©eleuchtmtg
bt$ ©tabtgartenb.

Piündjtn, 29. Slug. ®er©efchtib beb ©ultub»
minißeriumb auf ben bifebößiehen Antrag um Stuf*
|ebung beb piacet iß geßern an ben ©rjbifdjof
hon ©tünchen abgegangen. ®utem ©ernehmen na<|
toirb bie Aufhebung beb piacet abgelehnt unb im Heb*
tigen in bem umfangreichen Slftenftücfe bfe Stellung

©(utfthlanb.

Stuttgart ben 29. Auguß. fRach ber Arbeit
beb erßen©ageb füllten unfere@äße oomSurißeu»
tag uttfere nächße Umgebung, bie f. ©ebloßer uub
bie 5Rad)barßabt ©annßatt, fennen lernen, ©in oon
ber f. ©tfenbahnoermaltung jur ©erfügung ge*
ßeHter ©rtrajug brachte geßern fRachmittag bte
©petlnehmer, babei einen reichen Äranj Oon grauen,
junächß bib ju bem ©unnet unter bem Aofenßeiu,
mo auf bem ©ütergeleife cg>alt gemalt mürbe,
©on h'er «uä 0<»0 in ben Parf Aofenßeitt, itt
bab Sanbhaub mit feinen Sammlungen unb bann
burch bie ßhonen ©artenanlagen nach ber SBil*
lelma. ^ertlich glänjte im h^bßlichen ©onnen*
fthein bie golbene Äuppel beb berühmten, fo feljenb*
merthen ©chloßeb. Alle ©emächer, bie ©arten,
©emachbhaufer ßanben ben ©efuchern offen: ©eine
2Raf. ber Äonig hatte burch bie ©inlabung ju bie»
fern frönen Aubßuge bie ©äße feiner fReftbenj
ehren motlen. 3« ber prachtoolten ©elcuhtung beb

ger 4arf(er8-3ijttnE

(gortfefeung.)

„3<h na|m auf ben »oraubßchtlfch längeren
Aufenthalt, jn bem ©ie hier gelungen fein mer*
ben, billige Pücf ßd>t, meine ©heure," ermieberte
fcirfcbfelbt oerbinbli*. „3hre 3‘mmer müßen nicht
nur an biejenfgen oon ©eßa ßoßen, fonbern auch
gerabe bie Aubftciß auf ben ©orhof beherrfeben,
bamit 3hfer SBacbfamfett unb 3hrem ©djarfblicf
Piemanb entgehe, ber hier oorfprfebt... Aber apto*
pob mirb 33eöa jum ©hee fommen?"

.©chmcrlfch, mein teurer greunb! Annette be*
lauptet, ßc fei in bieSimmer ihrer ©Itern gegan*
gen, um ftd) all ben tief ergreifenben ©rinntrun*
gtn ^tnjugeben, bie . , ."

„3ß Atleb ba, mab gu unferem ©outet gehört,
Anfelm?" fragte '£>irfd)felb ben ©teuer, ber ftd)
«m 33üffet ju fthaffen machte. j

„8u SSefehl. gtiäbiger ^err! Äße«! Ah, befe|= 1
len ber gnäbige ^»err 3theinn>fin ober Ungar mein?"

„3<h merbe oorerß nur Sbee nehmen! ©ie brau*
*tn nicht ju ftroiren, Anfelntj mir merben un«
felbß bebienen. Sitte, fehcn @'f in ber Äüche nach,
ob bie Äccbin ihre Sache oerfteht. Söenn mir etmaö
vebßrfen, toerbe ich lamau**

„®anj ju Sefchi gnabtger ©etr!" perfekte ber

ßafai unb oerfchmanb mit einem oerfchmfhtcn
©liefe.

„@b iß mir nicht unermünf^t, meine ©heure,
baß mir unb unter oier Augen- hier gegenüber ße*
hen," manbte ß^ ber Segatfonbratij an bab grau*
lein, alb er eine SBeile gclattf^t hatte, ob ber oon
ihm für feine SRünbel angemorbene 8afat mitflich
gegangen fei. ,,©b erleichtert mir bicb eine Un-
terrebung, melche ich mit 3h«f« pßfgou muß unb
ju ber ftch oiedeicht heute ober morgen feine fo
günßfge ©elegenheit gefunben hätte. Aber laßen
©ie unb einßmeflen etmab genießen j nach einem
3mbiß plaubert eb ft^ oertrauliher. ©oll ich 3h-
nen beim ©heeßtrfHen Reifen

»©eßen ©anf, ©aron! ©b geht fdjow," oer*
fe|te gräulein o. Angerßein mögli^ß gleihmüthig,
um ju oerhchlen, baß ße in einiger ©pannung unb
Aufregung ben SKitlheilungen entgegenfah, mel^e
^)err 0. fSiefchfclbt iht ln Aubß^t geßeßt hatte,
©r hatte ßch bereitb ohne Umßänbe mit bem ©elbß* ;
gtfühl unb ber ©elbßßanbigfeit, bie ihm feine ©tel*
iung alb ©ormunb ©eÖa’b gab, ju einer tü^tigen j
Portion ber guten ©inge oerholfen, melche j
auf bem Süßbe ßanbeu, unb ließ ßch biefelben mtib* !
lieh munben. gräulein o. Angerßein beobachtete
ihn heimlich unb mit einem lauernben ©liefe, oon
melchem ber ßegationbrath Jeboct) feine Potfj nahm,
©chagli^ unb mit ßcbtlichem ©enuße eßenb, be*

gnügte er ßch nur mit einigen furjen ©emerfun*
gen über bie ßeißungen ber Äocfßn unb gab bem
gräulein leifenbt SBinfe über bie Qualität ber ®e*
richte. „Äoftcu ©ie gefaUigß biefeb ©almi »on
gelbhühnernj eb iß gar nicht übel!" fagte er5
„auth biefe goretlen en aspic ßnb belifat, — matt
muß jugebett, bie Äothtn hat Äenntnlffej aber
biefe ©belfrebfe hle* in sauce hollandaise ßnb
abmitabel, mab man au^ oon ber Uneßbarfeit ber
Ärebfe in ben SDionaten mit einem 9f fagett
mag!"

„©ab 80b aub 3hr*m 3Rnnbe iß eine Aub*
jcichnung für bie Äö^in, bie mir gemonnen haben,"
ermieberte gräulein 0. Angerßein. „SBenn einer
ber erßen gefnfebmetfet ber SReßbeuj, mie Sie eb
ßnb, befriebigt iß, bann . . ."

„©rübrigt 3h«cn nur noth, meine ©Ijeure, ba*
für ju forgen, baß bie Perfon nfchtb oerlerne,"
fiel ihr |)err ü. ^lirfchfelbt in’b SBort. „3^ fl«-
benfe häußget mieberjufehren unb länger ju Oer-:
meilen, fchon um 3httt»iötn, um alter 3«^« mit«
len, ©ugenfe..."

„Picht biefen ©on, ^ert 0. ^)irf(hfelbt! ©0.4?
ßnb oerflungene Afforbe, ©ergangene ©inge!" oer*
fe^te gräulein 0. Angerßefn, unb bem unmißfür*
liehen ©rbeben, melcheb ße bei Pennung ihre« Pa*
menb burchjueft hatte, folgte ein tiefeb ©rglühea,
„3ene ©rinnerungen mögen ruhen!"
 
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