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Heidelberger Journal (65): Heidelberger Journal — 1871

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Nr. 257-282 (1. November - 30. November 1871)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25214#1093
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/VI 270.

45 Äreujer in £eibelbeta
h>ut$ bte 3>ofl 57 Äreujer biertelfäfjrig*

£)ottnerftag, 16. 9to$emf>er.

Jltt3tißett 3 Ir* bie $etit$ei(e, frei Sluöfuhftö*
er Teilung 4 Ir.

Seleßtapljiftfjc ffttthtridjte».

Berlin, 13. Boo. (Beihdtag. gortfeßung.)
Oer Sluöiieferungdoertrag mit 3<alicn wirb in er-
fter unb gmcitcr Beratßung genehmigt. Oie Söaßl
Öbermnpcr’d (Bofenheim in Samern) wirb für gül*
tig evfiärt. ©d folgt hierauf bie gortfeßung ber
gWeiten Beratßung bed ©tatd, Bet ben ©innaßmen
an 3öHcn unb Berbtauchdßeitern erflärt Staate*
ntinißer Oelbrücf auf mehrere Stagen Bid)ter’d.
Swifhen ©nglanb unb bem Sollüfrein Ratten nie*
matd Berhanblungcn beßufd |>erabfc|ung ber bief»
fettigen 3öllc auf Soba unb ber englifeben 3äde
auf ©prit ßattgefunben; bte ©tngangdgölle waren
Wäßrcnb bed teßö^albja^reö oom 1. 3«nuar bid
1. Suli 1871 höher ald in ber gleichen Belobe
bed 3af)*ed 1870, nicht troß, fonbern wegen bed
Üriegcd, weil Oeutfhlanb bie für granfretch bc*
flimmten tranfibirenben SBaaren gur Berßnterung
im Soüoerein gwattg. Begüglid) bed ffiunfhed nad)
SSereinfacbung. beb 3°iltar’i^ cvflärt Oelbrüd, bad
Beichdfanglcramt ftrebe eine Bercfnfahung an.
fönne bamit Jcbocb nur mit Büdßcbt auf bie burd)
bie £«nbeIdoerträge gefhaffenen Begießungen gu
anberen Staaten oorgeben. ©nblicß oerfpriebt Oel*
btüd noh, bie Soübeamten in ben 3°flämfern ber
fbanfeßäbte folltcn in bem nähßctt ©tat ben üb*
tigen glefcßgeßellt werben. Sei ber Salgßeuer be*
antragt 0. Below, ben fReic^öfangler gn erfueben,
bie Oenaturfrung bed Bießfalged bnßin gu regeln,
baß bie Oenaturirung bed Salged für lanbrnirtß*
fcbaftlitbc 3wecfe nicht, wie bidßer, beeinträchtigt
Werbe. Oelbrüd erfennt bad Borßanbcnfein oon
SRißßänben an, auf beren Slbßellung bie Begtc*
tung möglihß bebaeßt fei, ohne für ben Erfolg
ihrer Bemühungen eine ©arantie übernehmen gu
fönnen. o. ^ooerbeef wünfdjt bie flänjUd?e Sluf*
bebung ber ©algftcuer. 25er Beitrag o. Belotu’d
wirb mit grogcr Blajorität angenommen. Sei bem
©apitel Brantwetnßruer antwortet Staatdmtnißer
Selfcrüci auf eine Anfrage o. Babenau’d: Ber*
hanblungen wegen einer gleichmäßigen Branntwein*
ßeuer haben nod) nicht fiattgefunben. Ob man im
norbbeutfehen Bunbe ftd) für eine Baum* ober für
eine gabrifatdßeucr entfeheiben werbe, ßeße bahin,
ba bie betreffenbett Berfuche nod) fortgefeßt werben,
©in Antrag ber ^effifdjen Slbgeorbneten auf (Sin*
füßrung ber 2D?algßeuer in Reffen wirb guritdge*
gogen, nachbem Staatdmtnißer Oelbrüd für bie
Uähße Seffion einen entiprehenben ©efeßentwurf
in Studßdß ßelit. Bei ber Bofloerwaltung wirb
ber Antrag ber ©ommiffarfett angenommen, bie

©infteüung einer größeren Summe für bie Ber*
mehrung ber Sclegrap^enoerbinbungen anjuempfeh*
len. 35er ©tat ber Bci<hd'-@ifenbahnen in ©Ifaß-
ßotpringen gibt gu feiner Oiefuffion Beranlaffung.
Oie betreffenben Xitel ftnb fomtt überall genel)*
migt. Bächfie Sißting morgen.

— 35er Bohgctpräßbent o. BBurmb erflart in
einer 3uftbdft an bie „Äreujjeitung1' in ©rwibe-
rnttg auf bie Singriffe gegen ben oon ißm nach
Baris gefehlten ©ommijfariuS Schreiber: 35ie fat*
ferlihe Biiffton habe bereits am 7. Biai erfannt,
baß nur ber Borwurf beS brutalen Benehmend ge*
gen arme Betenten burd) nichts entfräftet fei. Oie*
fen Borwurf ebenfalls ju entfräften, fei bisher
allerbingd niht gelungen. Oagegett habe bie ge*
mähte Ünterfuhung nicht bte gcringfien Unregel*
mäßigfeiten ergeben unb er fötine Schreibet bad
3eugniß mitgeben, baß er mit feßr großem ©ifer
unb anerfennendwerther ®efd)ihlichfeit gearbeitet
habe. Oer Shluß bet 3t>fd)fift führt bie Eingriffe
auf bie ©ehäffigfeit einer Ber|önlid)felt juritef,
Wethf mit ber ihr gewährten 6nt|d)äbigung unju*
friebeti war.

Sarmftabt, 14. Boo. ©raf ©njtnberg, feither
hefftiher ©cfaubte in SBien, tft, wie man aud guter
Duelle oernimmt, 511m ©efanbten bed beutthtn
iReihd in Bterico ernannt worben.

ßhftnttiß, 13. Boo. Oem „©h^wniher Sage*
blatt“ jufolge ijl ber Strife ber Btafdjitienarbeiter
ald beenbet angufehen, b.i hfute oier fünftel ber*
felben bcbingungdlod bie Slrbett wicbcr aufgenom*
men haben. Oie Bebingungni, weihe üon ben
gabrifhevnt oor Sludhtuch bed Strife ben Slrbcitcrn
gewahrt worben waren, treten nunmehr allgemein
in Äraft.

gßien, 13. Boo. Oer Äaifcr flattetc geftern
btin ©roßfürfien ÜJiihacl oon Bußlanb einen längeren
Sefuh ab, worauf bcrfelbe ftd) 8um ©egenbefud)
na* ber öofburg begab unb längere 3dt bet bem
Äaifer oerweilte.

ÜBteu, 13. Boo. ©raf Slnbraffp, welcher heute
Bahmittag cingetroffen ift, würbe (ofort oom Äai»
fer empfangen.— 2ltle Bahrihtcn, betreffenb Ber*
änberungen in ber faiferlicbett ©abtnetdfanglet, wer»
ben oon bem BBiener „Xelegr. *Sorr. *Bür./' für
grunblod bejeidjnet.

tiaufanne, 13. Boo. ©in großes geuer t|l tjeute
Bforgen in ©eitf audgebrochnt. @d bauert noh
fort. Oie Bue bu Bhone iß theitwetfe jerßört, bad
$otel ©ouronnc niebergebrantit.

©enf, 13. Boo., 5 Ul)t. Bei heftigem Sturm
iß feit 8 Uhr geuer auf bem ©ranb Quai. 4f)äu-

fer gerßört, ^)otel Souronne brannte um SKtttag,
iß gtühlih gerettet, 5 Äompagnlen aufgeboten, bte
©efafir iß oorüber. Spriheit warnt oon ©oppet,
Bpou unb Biorged ba.

SJern, 13. Boo. Sillen Boraudfefjungen entge*
gen, hat ber Bationalrath jwet ber ^)auptpunfte
welche bie ©cmratifation bed SRüttärd betreffen,
mit ßarfer Majorität angenommen.

Baris, 13. Boo. Oie „Slgence ^aoad" be-
mentirt bad ©erücht, Oberß ©harettc habe eine
Bcorganifation ber päpßlihen 3l|aoen oorgcfhla*
gen. — ©ine Ocpcfhe aud SBabrib melbet, baß
bie ©orted bie Beßeuerung ber äußeren Sd)ulb mit
18p©t. oerwerfen würben.

— „Batrie" oerßhert, baß in golge einet
jwifhen ber Begierung unb ber Banf ßattgehab*
ten ©onfereng foigenbe ©ntfheibung in ber Banf*
frage getroffen fei: Oad ©apital ber Banf wirb
oerboppelt werben. Oie Begierung wirb bie Ba*
tionatoerfammlung glefh nah bereu SBfebergufam*
mentritt erfuhen, bte ©rmähtigung gur ©rhöl)ung
bed Baufnotenumlaufd auf brei BtiUtarben gu er*
tßei!en.

HJariS, 14. Boo. Oad „Sournal officiet* oer*
öffenttidjt bie ©rnennung bed ,£)ervn o. ©oularb
gum ©efanbten granfreihd bei bem Äönige Oon
Stalicn unb biejenige Blearb’d gum ©efanbten tn
Brüffel. — Oie „Slgence ^)aoad" erflärt bie Bah*
rfht, baß im Balaid Bourt'on gegenwärtig bie nö*
thigen haulthcn Borrihtungen hehufd ber bemnäd)*
ßtgen Bücffthr ber Bationaloerfammlung getroffen
würben, für ungenau. — ©d beftätigt ßh, &aß
bte Begierung ber Baftonaloerfammlung einen ®e -
fe|entwurf oorlegen werbe, burch weihen bte Banf
ermäßigt wirb, il)r ©apital gu oerboppcln, ihren
Botenumlauf gu erfeo^en unb Boten gu fleinem
Betrage «udgttgeben. Btd gum SBiebergufammentritt
ber Bationaloerfammlung [ollen oerjhiebene Banf*
etahltffemcntd gut Sfudgahe oon Keinen Boten er*
tnähtigt werben. — Blangui würbe nah Bcrfatl»
led gebraht-

BcrfaißeS, 14. Boo. Bfau oerßhert, bie Be*
gferung werbe ber Bationaloerfammlung oorfhla*
gen, ße gu ermähtigen, bie gorrnen bed gerihtlihen
Berfahrend bei Sthurtheitung ber noh übrigen
20,000 ©cfattgenen abgufürgen. — Oie ©ntwaff*
nung ber Bationalgarbcn wirb btd ©nbe Stooemher
becubibt fein. — ©haffetoup hat ben Berfht über
bte Beorganifattoit ber Slrmee noh nid)t jum Slb*
fhluß gebracht, Jeboh iß eine Berßänbiguttg mit
ber Begierung über bie allgemeine SSehrpßt'ht er*
gielt worben.

©aä ®(^ittcrbenltnal in SBcritn.

Berlin, 10. Boo. Slm 10. Booember 1859
Würbe auf bem ©endbarmenmarft oor bem Shau*
fpielhaufc ber ©rnnbßein gum ShtHerbenfma l
flelegt, fo eben fanf bie |)üße: bad Stanbbilb bed
großen Oidßerd ßraßO in ber herbßlid)en Sonne,
»om taufenbßimmigenSubcl begrüßt! Sßelcper 2Beh*
fei einer großen im Sturme entmiefetten 3eit in
12 3ahren! Oamald hfltW eben Bapolecn auf ber
fböhe feiner SBnd)t Deßerreih niebergeworfen.
35eutfhlanb hatte tn ben Hampf eintreten wollen,
ald ber oorfhneOe griebe bad im |)intergrunb bro*
htnbe ©ewitter oom B® na^ bem Bhctn hin ab*
Wen gu wollen fhien. 35a fam ber 10. Boo.
1859. 3n feinem Bationalbthter einigte ßh Oeutfh*
latrb5 in ber bie gange bewohnte SBelt umfaßen*
^en ©djill erfeier legte cd fefn natlonaled Sth»
»en unb Streben nteber. Slber td war noh bie
Qße, ibeale, ber frbifhen ÜRaht unb BBrfenheit
fntfcchrenbe SBeife bed Bolfed ber Oenfer! Unb
We, ba wir bad Oenfmal enthüllen! SB.Ihe
llolje ethebenbe ©efühtf burhguefen beute bteBruß!
^ott berbeutfhfÄaifer» ^tr ber beutfhc
jWhätag, beibe bte 3fUüen/ ®ie bad »eingige
j”0|f oon Brütern" bem großen Ochter in ber
tlllfhen jtaiferßabt bie ^ulbigung datbrinaf,
btlhe in bem Darren ber 3nhrf> ifil Her ber

. ©runbßein gelegt worben, eine fo oiel geweißtere
j geworben iß. Oiefer große Bahmen ber 3CÜ unb
! Umgebung gab bem gW feine beßeSBeibe, 3fber
t fühlte im eigenen Snnern ben großen Slugenblicf
unb feinen 3nhalt. 35te äußere geter war etwad
fnapp, beinahe froßfg. Sluf beit Bühnen gur Seite
bte ©elabenett tn bunter SBtfhitug ber ©nippen,
aber ol)ne grauen; bem Stanbbilb gegenüber in
ber Btarfgrafenßraße hießt gebrängte Shaarett bed
i Bolfd; rücftoärtd auf ber greitreppe bed Shau*
| fptelhaufed bte Sänger, etwa 600 an ber 3aßi,
faß gu fpärlih für ben großen Blaß. 35er Äai*
fer faß oom genßer ber gegenüberiiegenben See*
hanblmig aud gu. 35er ©efang bed ©ßorald.
.©in feße Burg" eroffnete bie geier; ber ©ßor
fang gut unter Xaubertd Beituug, aber gu fhwah
, für ben ungeheuren Blaß.

Oie ©nttjüllung gteng in üblicher SBeifc oor
ßh: Uebergabe an bie Stabt burd) ben Äünßler,
Bein hol b B cg ad, Beriefen ber SDenffhrift über
bad35enfmal, 3cihen gur@ntbüüung burh wenige
SBorte bed Dberbürgevmetßerd Sepbel. ©ine eigent*
ließe geßrebe fehlte. Oer ©nfel Shillcrd, ^)r. 0.
©leihen, Sobn ber füngßen Xohter ©mitic,
ließ bie foüUe fallen. 35a ßanb in feiner öoßen
Beinbeit unb Shonßcit bad Stanbbilb, in farari*
fhmt Bfarmor gearbeitet, ba erfreuten und bie
befnnnten fhöntn 3üge ted ßopen Sntlißcd! Sn

ben ©den bed ©eßefled ßnb bie ßßenben gignren
ber ©efhthtf, Bhßofopßie, bramatifhen unb Ipri*
fhen Oihtfunß. Bielen erfcßelnt bad ©attge gu
fleht, auf gu nichtigem gnßgcßeß erbaut. 55ocß
iß bad Stanbbilb 9 guß ßoh- ©in SBageßücf
iß ütedeiht bie Sludfüßrung in SBarmor, im Älima
Berlind! Bah ber ©ntßüllung ertönte bad Sieb
„an bie greube", ber Somponiß ber Bfclobie war
niht genannt. Oer „Shißermarfh" oon BJepcr*
beer fhloß bte geier, feine glncflihe SOBabl! SBüfj*
renb beffelbcn umfreidten bie Oeputationen ber
Stubentcnfhnft mit ißren gaßnen im ßubentifhen
Slufgug bad Stanbbilb. Oiefe $ulbigung mähte
ßh gut. Bur mohte ße bie grag? weefen: wo
blieben aber bie Berliner Bereine, ©enoffenfhaften,
Äünßler, Slrbeiter mit ihren gaßnen unb3eid)tn?
©tn lübbeutfhed Sluge iß an reifere ©ntfaltung
bei folhen Bnlaß gewöhnt; beßßalb fhiett und bad
©ange etwad leer unb farblod. Ooh atd bie gange
geier mit einem ^)oh auf ben beutfhen Äaifer
fhloß unb ber 3ubel in alle angrengenben Stra*
ßen ßh fortfeßte, ba fam mhber ber Oon bet
3eit in bad geß, bad ald ein natfonaled in
üodßem SBaßc erfhrint.

©ang Berlin weißt ßh beute bem Oihter. Oet
Beihdtag feiert. Um 3 Uhr wirb ein geßmaßt
in bem großen Xrnim’lhtn Saale bie geßgenoffen
fammeln Slbtnbd folgen bie {»nibfgungfn in aßen
 
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