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Heidelberger Wochenblätter (33) — 1839

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https://doi.org/10.11588/diglit.29903#0249

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Hktdelbkrger Wochenblätter.

I>lo. 61. Mittwoch, den 27. Mcirz 1839.

Ereigniss e.

Hardheim/ 22. Mä'rz. Heute wurde hier
der großh. Ministerialrath Brunner zu Karlsruhe
zum Abgeordneten tn die zweite Kammer erwühlt.

PariS/ 20. März. Die parisrr Polizei ist einer
neuen Art von Betrug auf die Spur gekommen.
Dre Diebe mengten sich nämlich bei Ankunft der
Postwagen unter die bewillkommenden Bekannten und
Freunde/ ließen stch dann unter dem Vorwand/
nach dem Namen eineS Reisenden zu sehen/ die
Reisekarte des KondukteurS zeigcn/ und überblick-
ten hier/ waS jeder Passagier an Gepäcke bei sich
hatte. Bald darauf erschien ausiergewohnlich ein
Kommissionär mit einem Briefe/ worin der oder
jener Neisende um AuSlieferung seine- GepäckS
nachsuchte; die Postbeamten lieferten eS ohne Arg-
wohn ab/ und der wahre Eigenthümer drkam nie
mehr etwas davon zu schen. Nach vielen Bemü-
hungen ist eS der Polizei gelungen/ seLS der Be-
trüger nebst ihrer werthvollen Beute zu entdecken.

— Die hiesige deutsche Zettung (zuerst ^Pariser
Zeitung " / dann » Die Zeit" ) hat stch auch tn der
Metamorphose, die man mit ibr vsrgensmmen/
nicht halten können.

PariS/ 21. März. Man verstchert, daß die
Großkanzlerswürde der Ehrenlegion, die sett Er-
nennung deS MarschallS Gerard zum BefehlShaber
der Pariser Nationalgarde erledigt ist/ von dem
neuen Ministerium dem Marschall Clausel be-
ftimmt sey.

PariS/ 21. Mä'rz. Nach den Morgen-, Mit-
tagS- und Abend-Berichten zu schließen hätte man
glauben sollen/ der heutige Moniteur machte allem
Gercde durch Mittheilung der Ernennungs'okdon-
nanz ein Enbe. Allein die Sache verhält stch an-
derS. Durch den bcstimmten Rücktritt deS Hrn.
Villemain bleibt bei dem neuen Kabinet eine
Lücke/ welche vor allem auSgefüllt werden muß.
Hr. Cunin-Gridaine/ obgletch zu den 221 ge-
hörig/ hat sich bereitS dazu verstehen wollen/ Hrn.
Salvandy'S Nachfolger zu werden. Ja selbst ThierS
hatte geßern ctne Anwandlung von Mißmuth/
uad wollte dem Marschall Soult/ von dessen aber-
maliger Verufung in die Tuilerien er nicht un-
terrichtet war/ daS gegebene Wort zurücknehmen.
Dtese Schwierigkeit daurrte aber nicht lange.
Gegen 3 Uhr fuhren so viele Wagen in den
Schloßhof, daß man allgemein glaubte, die alten

Minister kämen zur AbschiedS- und die neuen zur
AntrittSaudienz. Die Morgenblätter geben dem
Gedanken Raum, daß man absichtlich daS ominöse
Datum vom 20. März umgehe, und daß heute
also, etwa durcy ein Extrablatt deS »Moniteur/
eine Entscheidung eriolge. Von dem durch Soult
und ThierS aufgesetzren Programm kennt man
folgende Punkte: Rückberufung vsn 3 Gesandten;
mit Gcneral Sebastiani ist/ so heißt eS, bei der
Londoner Konferen; bereitS der Anfang gemacht.
Zu oer Ernennung von ^o neuen PairS, als Be-
lohnung für geleistete Dienste vor und nach dem
Mtnisterium Molv, gcben die neuen Mintster ihre
Einwilligung. — Jaequeminot und dessen An-
hänger treten in den Schooß des CentrumS etn,
und entsagen jedem ZwietrachlSgedanken. Un-
glaublich ist die ThätigkeitSentwicklung dcr GtaatS-
männer, die an der KrisiS Theil nehmen. Mcrk-
würdig ist auch die Haltung der ihnen zugethanen
Tagesdlätter. Jm Ganzen gibt man dem oder
denen Nnrecht, die sich d-r Beendigung der KristS
wtdersetzen.

Brusfel/ 20. Febr. Der Senat hat heute/
nachdem ihm der durch die Repräsentantenkammer
angenommens Entwurf mitgetheilt worden/ un-
mittelbar die mit dessen Prüfung beauftragte Kom-
misston/ bestehend auS dem Grafen d'Hane/ den
HH. Engler/ Dupont/ d'Aheröe/ d'Hosgvorst und
Baron Wautier/ ernannt. Hierauf hat fich der
Senat bis morgen vertagt.

Engl. Bltr. vom 18. März schreiben: Die
Regierung steht in Unterhandlungen mit der Fran-
zöstfchen/ um die schnellere Befökderung der ostin-
dischen Post, welche durch britiscbe Dampsschiffe
nach Suez und von da zu Lanb nach Nlexandrten / so-
dann weiter durch Französische nach Marseille ge-
bracht wird/ auf drm wciteren Wege durch Frank-
reich auSzuwtrken. — Die Regierung hat ferner
einen Vertrag über dte Beförderung der Post nach
Halifax und von da nach Boston und Quebrc durch
Dampfschiffe abgeschloffen. Die Etnrichtung soll
so werden/ daß monatlich zwei Dampfboote abge-
herr. — Dieser Tage wurde zu Dcptford ein für
die russtsche Marine bestimmteS prächtigeS Dampf-
schiff von 800 Tonnen feterltch getauft. ES erhielt
den Ramen Nicolai.

Tolosa/ i4. März. Man hat bedeutende Neuig-
keiten aus Wien erhalten. ES soll dem Don Car-
 
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