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Heidelbergische Jahrbücher der Literatur — 1.1808 (Abtheilung 5: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst)

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Creuzer, Friedrich: Philologie und Mythologie in ihrem Stufengang und gegenseitigen Verhalten
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https://doi.org/10.11588/diglit.30036#0026
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48 ; Philblogie und Mythologie

kraͤftige Wehte entgegen. Niederlaͤndiſche und Deutſche Alter-⸗
thumsforſcher von bewaͤhktem Urtheil und gruͤndlicher Einſicht
wieſen namentlich die claſſiſche Mythologie auf Griechiſchen
Boden zurück, und forderten billig, doch erſt durch Griechi—
ſche Sprachforſchung, durch Studium Griechiſcher Poeſie
ausgemittelt zu ſehen, wie viel ſich uͤber den Grund alter
Religion des Heidenthums, die in Abſicht auf mythiſche Form
doch großentheils in Griechiſchen Urkunden liegt, auf
diefem Wege finden ließe. Mit heilſamem Erfolg haben
Philologen dieſen elbaſſifchen Grund der Mythik angebaut,
beſonders ſeitdem durch Wolf, Heyne und Andere die
Werke der aͤlteſten Griechiſchen Poeten unter uns gluͤcklich
bearbeitet worden, und der zuletzt genannte hoch verdiente
Veteran in ſeinen Anmerkungen zur Bibliothek des Apol—
{[odovvos und in anderen Schriften, das Quellenſtudium jeder
Sage ‚und ihrer Formen mit ausgebreiteter Gelehrſamkeit
worbereifet Hatte. Mit einem feſten Blick auf die Werke
claſſiſcher Griechenzeit, mit guter Beachtung der poetiſchen
Sprache, mit ſcharfer Unterfcheidung der phyſiſchen Oertlich—
keit und des Eigenthuͤmlichen jeglicher Stammſage, verbunden
mit mythiſch⸗geographiſchen Unterſuchungen, haben beruͤhmte
Männer unter uns Theile der elafſiſchen Mythologie erlaͤutert.
Daneben Haben JohHannes Winkelmann und, neben
und nach ihm einige Deutfche Archäologen den Einfluß der
Kunſtgeſchichte auf Fabellehre gezeigt, und zugleich practiſch
den Anfang gemacht, der alten Bildnerey ihre mytholo-⸗
giſche Bedeutung wieder zu geben.

Unlaͤugbar alſo gebuͤhrt der Philolegie unſerer Tage der
nicht kleine Ruhm, den poetiſch- plaſtiſchen Mittelpunct der
claſſiſchen Griechenwelt ins Licht geſetzt, das Verſtaͤndniß der
dieſer Periode angehoͤrigen Poeten mehr, als zuvor, aufge—
ſchloſſen, der bildenden Kunſt ihr wahres Vaterland und
ihren Wirkungskreis angewieſen, die Graͤnzen ihres Bemuͤhens
beſchrieben und ihr eine Fülle von reinpoetiſchem Stoff age
liefert zu haben. Die heilſamen Folgen davon zeigen ſich
 
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