Der alten Welt, AT
die Mannskvaft aus ihren Schranken, und treibt fie zu un!
ſeliger Verwirrung; hier ergießt ſich im Weibe die Trauer
um den Liebling in zwar lautem, jedoch ſaͤnftigendem Wei—
nen. Dort regt ſich die rohe, friſche Kraft des Phrygiſchen
Bergvolks: hier iſt der gewuͤrzige Blumenduft, die weiche,
ſaftreiche Baumfrucht, das hangende Blatt der Pflanzen, das
aufgeloͤſte Haar der Frauen, das geſenkte Haupt des Goͤtter—
ſohns auf dem Trauergeruͤſt ein natuͤrliches Bild der vollen
Hoͤhe des Jahres, aber auch nun ſchon ſeines Abſteigens vom
Gipfel, ſeines Schwindens und Erſterbens. Folglich erſchienen
dem Vorderaſiatiſchen Sabaͤismus im Attis, in dem fruͤh
damit verbundenen Sabazios, im Adonis und im ον
nyſos die vier bedeutendſten Momente der Jahres—
periode. Im phrygiſchen Sabazios (ſo nennt ihn Strabo.
X. p. 721.): das erſte dunkle Regen und gleichſam unbe—
ſtimmte Jauch zen der Natur, im Attis: das erſchei—
nende Leben, und fein beffimmteres Aeußern in der aufkei—
menden Begetation und zugleich im gewaltigen Trieb animaliſcher
Zeugung, im Adonis das Culminirven und Sinken der Sonne,
des Sommers Reife‘, Neberreife und Welken , im Dionyfos
(Liber) endlich der lekte Wiederfchein von der vollen Glorie
des Jahres und der ſchrankenloſe Freudentaumel der Natur vor
ihrem Erſterben. Dem Vorderaſiaten, ſagen wir abſicht—
lich, erſchien die Natur ſo in religioͤſem Jahreskreis. Daß der
unerſchoͤpfliche Bacchusdienſt in andern Religionen bald hoͤher,
bald niedriger gefaßt ward, ſo wie auch die uͤbrigen Culte,
daß eine andere Theologie wieder die Ideen Sabazios, Dive
nyſos, Bakchos τ ἃ. [ὃν identiſch nahm, bedarf fuͤr den
Unterrichteten keiner weitern Bemerkung. Wir ſchalteten dieſe
Erörterung bloß in der Abſicht ein um den Verf. zu uͤberzeu⸗
gen, wie viel weiter auch hier quellenmaͤßige Forſchung führe,
als bloßes, allgemeines Raͤſonniren.) Mit einer Umftänd:
lichkeit, die in einer Unterſuch ung nicht zu erwarten
war, werden. S, 222. ff. die Mythen von Attis und
Kybele, hauptſaͤchlich nach Diodoros erzaͤhlt, woran ſich
die Mannskvaft aus ihren Schranken, und treibt fie zu un!
ſeliger Verwirrung; hier ergießt ſich im Weibe die Trauer
um den Liebling in zwar lautem, jedoch ſaͤnftigendem Wei—
nen. Dort regt ſich die rohe, friſche Kraft des Phrygiſchen
Bergvolks: hier iſt der gewuͤrzige Blumenduft, die weiche,
ſaftreiche Baumfrucht, das hangende Blatt der Pflanzen, das
aufgeloͤſte Haar der Frauen, das geſenkte Haupt des Goͤtter—
ſohns auf dem Trauergeruͤſt ein natuͤrliches Bild der vollen
Hoͤhe des Jahres, aber auch nun ſchon ſeines Abſteigens vom
Gipfel, ſeines Schwindens und Erſterbens. Folglich erſchienen
dem Vorderaſiatiſchen Sabaͤismus im Attis, in dem fruͤh
damit verbundenen Sabazios, im Adonis und im ον
nyſos die vier bedeutendſten Momente der Jahres—
periode. Im phrygiſchen Sabazios (ſo nennt ihn Strabo.
X. p. 721.): das erſte dunkle Regen und gleichſam unbe—
ſtimmte Jauch zen der Natur, im Attis: das erſchei—
nende Leben, und fein beffimmteres Aeußern in der aufkei—
menden Begetation und zugleich im gewaltigen Trieb animaliſcher
Zeugung, im Adonis das Culminirven und Sinken der Sonne,
des Sommers Reife‘, Neberreife und Welken , im Dionyfos
(Liber) endlich der lekte Wiederfchein von der vollen Glorie
des Jahres und der ſchrankenloſe Freudentaumel der Natur vor
ihrem Erſterben. Dem Vorderaſiaten, ſagen wir abſicht—
lich, erſchien die Natur ſo in religioͤſem Jahreskreis. Daß der
unerſchoͤpfliche Bacchusdienſt in andern Religionen bald hoͤher,
bald niedriger gefaßt ward, ſo wie auch die uͤbrigen Culte,
daß eine andere Theologie wieder die Ideen Sabazios, Dive
nyſos, Bakchos τ ἃ. [ὃν identiſch nahm, bedarf fuͤr den
Unterrichteten keiner weitern Bemerkung. Wir ſchalteten dieſe
Erörterung bloß in der Abſicht ein um den Verf. zu uͤberzeu⸗
gen, wie viel weiter auch hier quellenmaͤßige Forſchung führe,
als bloßes, allgemeines Raͤſonniren.) Mit einer Umftänd:
lichkeit, die in einer Unterſuch ung nicht zu erwarten
war, werden. S, 222. ff. die Mythen von Attis und
Kybele, hauptſaͤchlich nach Diodoros erzaͤhlt, woran ſich