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Praltm über den histor. InSnitiv,
Jas Werk eines Augenblicks, Lust, dies eine Con-
struction mit dem bist. Inf. zu nennen? Von S. 22. an wird
die Natur des Infinitivs überhaupt untersucht. Das negative
Wort Infinitivus wird positiv erklärt durch ^der
selbstständige von Verhältnissen unabhängige
Begriff des Aussageworts" (g^g^ die Benennung
Zeitwort für Verbum wird mit Recht prolestirt). Der
Infinitiv sey ein Nomen *), das aber noch nicht, wie die
Nomina verbalia, den Kreis des Verbums verlassen habe, son-
dern, ausser dais es durch verschiedene Formen Vollendung
und Dauer bezeichne, den dem Verbum eigenthümüchen Cha-
racter des regen Lebens und der Beweglichkeit behalte, und
Merkmale von Suhjecten prädicire, nur in allgemeinerer Art,
als die durch die Person- und Zeitverhältnisse beschränkten
finiten Formen. Es sey also der Inf. kein vollkommenes No-
men, sondern mache den U eher gang vom Verbum zum Nomen ,
und die Sätze mit dem Inf. hist, seyen keine eigentlichen und
blosen Nominalsätze; es bleibe ihm demnach, nach Ablegung
aller Accidenzen oder zufälligen Eigenschaften des Verbums,
nur das einzige wesentliche Merkmal seiner Wortklasse, das
der Beilegung des Prädicats durch die Form, und er prädicire
ganz allgemein vom Suhject, nämlich eben nur den realen In-
halt des Verbums, abgesehen von allen unwesentlichen und
nur von der Accommodation an das Suhject herrührenden Be-
stimmungen. Er, sagt der Verf. weiter, wurde aus diesen
Gründen den Inf. hist, am liebsten den beschreibenden
oder schildernden nennen, doch könne man ihm auch seinen
hergebrachten Namen lassen [das wird wohl das Beste seyn,
um nicht der vom Verf. und von Buttmann ( Ausf. Griech.
Gramm. 1. S. 129 sq. ) mit Recht getadelten babylonischen
Sprachverwirrung in der grammatischen Terminologie noch
mehr Nahrung zu geben]. Endlich wird noch die Frage zur
Sprache gebracht, ob der Inf. Hist, in den lat. Schriftstellern
Seinen Ursprung der reifen Ueherlegung oder dem Zufälle zu
danken habe; und hier besonders untersucht, oh es wahr sey,
dass der Gebrauch desselben aus der einfachen ^ ungenauen
Sprechart der ältesten Zeiten herrühre. Dies wird mit guten
Gründen als unerweislich dargethan: und als eben so unwahr-
*) Dies ist seht gut auseinandergesetzt in der im Aprilheft 1827
dieser Jahrbücher angezeigum Schrift von M. Schmidt! Ueber
den Infinitiv* 4* Ratibor^ 1826.
Praltm über den histor. InSnitiv,
Jas Werk eines Augenblicks, Lust, dies eine Con-
struction mit dem bist. Inf. zu nennen? Von S. 22. an wird
die Natur des Infinitivs überhaupt untersucht. Das negative
Wort Infinitivus wird positiv erklärt durch ^der
selbstständige von Verhältnissen unabhängige
Begriff des Aussageworts" (g^g^ die Benennung
Zeitwort für Verbum wird mit Recht prolestirt). Der
Infinitiv sey ein Nomen *), das aber noch nicht, wie die
Nomina verbalia, den Kreis des Verbums verlassen habe, son-
dern, ausser dais es durch verschiedene Formen Vollendung
und Dauer bezeichne, den dem Verbum eigenthümüchen Cha-
racter des regen Lebens und der Beweglichkeit behalte, und
Merkmale von Suhjecten prädicire, nur in allgemeinerer Art,
als die durch die Person- und Zeitverhältnisse beschränkten
finiten Formen. Es sey also der Inf. kein vollkommenes No-
men, sondern mache den U eher gang vom Verbum zum Nomen ,
und die Sätze mit dem Inf. hist, seyen keine eigentlichen und
blosen Nominalsätze; es bleibe ihm demnach, nach Ablegung
aller Accidenzen oder zufälligen Eigenschaften des Verbums,
nur das einzige wesentliche Merkmal seiner Wortklasse, das
der Beilegung des Prädicats durch die Form, und er prädicire
ganz allgemein vom Suhject, nämlich eben nur den realen In-
halt des Verbums, abgesehen von allen unwesentlichen und
nur von der Accommodation an das Suhject herrührenden Be-
stimmungen. Er, sagt der Verf. weiter, wurde aus diesen
Gründen den Inf. hist, am liebsten den beschreibenden
oder schildernden nennen, doch könne man ihm auch seinen
hergebrachten Namen lassen [das wird wohl das Beste seyn,
um nicht der vom Verf. und von Buttmann ( Ausf. Griech.
Gramm. 1. S. 129 sq. ) mit Recht getadelten babylonischen
Sprachverwirrung in der grammatischen Terminologie noch
mehr Nahrung zu geben]. Endlich wird noch die Frage zur
Sprache gebracht, ob der Inf. Hist, in den lat. Schriftstellern
Seinen Ursprung der reifen Ueherlegung oder dem Zufälle zu
danken habe; und hier besonders untersucht, oh es wahr sey,
dass der Gebrauch desselben aus der einfachen ^ ungenauen
Sprechart der ältesten Zeiten herrühre. Dies wird mit guten
Gründen als unerweislich dargethan: und als eben so unwahr-
*) Dies ist seht gut auseinandergesetzt in der im Aprilheft 1827
dieser Jahrbücher angezeigum Schrift von M. Schmidt! Ueber
den Infinitiv* 4* Ratibor^ 1826.