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Job. Reuchlin und seine Zeit,
ob R. an das Kabbalistische auf eine beson-
ders schädiiche Weise geglaubt habe, wie dies
auch der Verf. S. 105. annimmt, einige Bemerkun-
gen zu machen. Das unrichtige Vorurtheil, wie wenn
R ein aus der Kabbala Mysterien ableitender Schwär-
mer wäre, macht, dals seine geistvolle, gediegene und
selbst, wo er irrt, sehr interessante Schriften weniger,
als die des geglätteten Erasmus gepriesen und gelesen
sind. (Wie trefflich gedacht und gesagt ist z. B. im
1. Buch die Nachweisung gegen den Epikurisirenden
Sidonier, wie zwar Aufregungen des Bewufstseyns aus
den Sinnen kommen, die rc/tdo oder das Denken aber
ganz eine andere Kraft sey.) Doch, für jetzt von R.s
Kabbala.
Ein anderes ist, wenn unter Kabbala *) eine Eeber-
lieferung von Satzungen und Thatvorschriften
verstanden wird, so dals willkührliche Lehrer durch
die vorgebliche Autorität des Alterthums die Ausübung
mancher Handlungen, die eine geheime, mehr oder we-
niger wundersame Wirkung haben sollten, zur Glaubens-
pßicht zu machen wulsteu. Ein anderes hingegen ist
diejenige Art von Kabbala, wo der Lehrer nur gewisse
*) Das pihelische Wort Kabbala, bedeutet ganz ei-
gentlich Ueberlieferung, Traditio. ^3j3 als Pihel ist
„Empfangen-Machen," also == trndere, nccepta?a /acere.
Es stammt von , welches der Zeit und dem Raum nach
vor = corant und ante bedeutet; daher vor sich ha-
ben, praesto et yaasi acceptam üa&ere. R. übersetzt Cn&nfa
receptio^, und beweist, davon schon eine ziemlich ausgebrei-
tete Kenntnifs erhalten zu haben. Er läfst Baruchjah p. 28.
davon sagen: 7a yaa ma/ores aostri, yai&as yama sapientiae
nomen addiderat, praeparatis se ment:&MS ejrercaere, at^ditraaTa,
yaisyais taadem is yaerit, at^imoayiiiasJoAai, at .d & r o a 7a
secaadas, cogaoa:cato ydiapAio^, at fite Rani&ou, at Ro-
caaateasig et reiiyui chca reiigioaem diaina?a, circa ia^titata,
circa coieaaia, ritae, pAa?ta, o&seraafiones, mycteria maiti& oa-
aoraw carricuii^sfudiosi. de Eer&o iMiri/". LI.
Job. Reuchlin und seine Zeit,
ob R. an das Kabbalistische auf eine beson-
ders schädiiche Weise geglaubt habe, wie dies
auch der Verf. S. 105. annimmt, einige Bemerkun-
gen zu machen. Das unrichtige Vorurtheil, wie wenn
R ein aus der Kabbala Mysterien ableitender Schwär-
mer wäre, macht, dals seine geistvolle, gediegene und
selbst, wo er irrt, sehr interessante Schriften weniger,
als die des geglätteten Erasmus gepriesen und gelesen
sind. (Wie trefflich gedacht und gesagt ist z. B. im
1. Buch die Nachweisung gegen den Epikurisirenden
Sidonier, wie zwar Aufregungen des Bewufstseyns aus
den Sinnen kommen, die rc/tdo oder das Denken aber
ganz eine andere Kraft sey.) Doch, für jetzt von R.s
Kabbala.
Ein anderes ist, wenn unter Kabbala *) eine Eeber-
lieferung von Satzungen und Thatvorschriften
verstanden wird, so dals willkührliche Lehrer durch
die vorgebliche Autorität des Alterthums die Ausübung
mancher Handlungen, die eine geheime, mehr oder we-
niger wundersame Wirkung haben sollten, zur Glaubens-
pßicht zu machen wulsteu. Ein anderes hingegen ist
diejenige Art von Kabbala, wo der Lehrer nur gewisse
*) Das pihelische Wort Kabbala, bedeutet ganz ei-
gentlich Ueberlieferung, Traditio. ^3j3 als Pihel ist
„Empfangen-Machen," also == trndere, nccepta?a /acere.
Es stammt von , welches der Zeit und dem Raum nach
vor = corant und ante bedeutet; daher vor sich ha-
ben, praesto et yaasi acceptam üa&ere. R. übersetzt Cn&nfa
receptio^, und beweist, davon schon eine ziemlich ausgebrei-
tete Kenntnifs erhalten zu haben. Er läfst Baruchjah p. 28.
davon sagen: 7a yaa ma/ores aostri, yai&as yama sapientiae
nomen addiderat, praeparatis se ment:&MS ejrercaere, at^ditraaTa,
yaisyais taadem is yaerit, at^imoayiiiasJoAai, at .d & r o a 7a
secaadas, cogaoa:cato ydiapAio^, at fite Rani&ou, at Ro-
caaateasig et reiiyui chca reiigioaem diaina?a, circa ia^titata,
circa coieaaia, ritae, pAa?ta, o&seraafiones, mycteria maiti& oa-
aoraw carricuii^sfudiosi. de Eer&o iMiri/". LI.