von Dr. MeyerhoiT.
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sonderbare Worte, Buchstaben und Figuren als eine Ein-
kleidung gebraucht, um das, was er aus anderen Grün-
den (richtigen oder irrigen) für wahr hielt, und nur auf
eine desto feierlichere Weise einzuprägen und anschau-
lich zu machen wünscht, annehmbarer zu machen.
Wenn diese Art von Kabbalisten z. B. in der be-
kannten, auch bei R. im H. Buch de Fer&o Af/W/?co
ausgelegten Uebertragung der 10 Sephirot auf eine gött-
liche Menschengestalt jedem Glied derselben eine be-
sondere Eigenschaft der Gottheit beischreibt, so ist dies
doch in derThat nichts anderes, als ein blofses Versinnli-
chungsmittel; es ist nicht wie wenn etwas dadurch bewiesen
werden sollte, vielmehr nur, um durch Veranschauli-
chung an die aus andern Gründen gedachten Attribute
der Gottheit leichter in einem vollständigen Zusammen-
hang zu erinnern. Nur in diesem Sinn hat R. als erster
Lehrer des Hebräischen in Deutschland seine mühsam
erworbene Kenntnifs der hebräisch-rabbinischenKabba-
listik für christliche Deutungen so, wie er dies sei-
nem Glauben gemäls thun konnte, angewendet. Dafs
er dabei an unmittelbare, mystische Einwirkungen der
Gottheit, auch an ein vielfaches Wirken durch gute
Engel, denen Theile der Erdenwelt, auch höhere Gestirne
u. s. w. untergeordnet wären, glaubte -— dies war nicht
Folge seines Kabbalistischen Studiums, sondern allgemeir
ner frommer Zeitbegrifk Setzt doch auch der Verf. S. 99.
ein „religiöses Grundbewufstseyn" voraus, wo-
durch man nicht etwa blos das Praktische, was aus
Gottandächtigkeit gewollt oder verabscheut werden solle,
sondern sogar das Theoretisch-wahre in der Religion zu
erkennen habe. Zu R.s Zeit meinte man, dafs jenes
Glauben an aufsernatürliche und besonders auch durch
Engel verwirklichte Einwirkungen der Gottheit in dem
religiösen Grundbewufstseyn eines Jeden unwidersprech-
lich liege. Denn so lange aus einem solchen Grundbe-
wufstseyn nicht blos praktische, sondern auch theore-
tische Behauptungen abgeleitet werden, zeigt es sich
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sonderbare Worte, Buchstaben und Figuren als eine Ein-
kleidung gebraucht, um das, was er aus anderen Grün-
den (richtigen oder irrigen) für wahr hielt, und nur auf
eine desto feierlichere Weise einzuprägen und anschau-
lich zu machen wünscht, annehmbarer zu machen.
Wenn diese Art von Kabbalisten z. B. in der be-
kannten, auch bei R. im H. Buch de Fer&o Af/W/?co
ausgelegten Uebertragung der 10 Sephirot auf eine gött-
liche Menschengestalt jedem Glied derselben eine be-
sondere Eigenschaft der Gottheit beischreibt, so ist dies
doch in derThat nichts anderes, als ein blofses Versinnli-
chungsmittel; es ist nicht wie wenn etwas dadurch bewiesen
werden sollte, vielmehr nur, um durch Veranschauli-
chung an die aus andern Gründen gedachten Attribute
der Gottheit leichter in einem vollständigen Zusammen-
hang zu erinnern. Nur in diesem Sinn hat R. als erster
Lehrer des Hebräischen in Deutschland seine mühsam
erworbene Kenntnifs der hebräisch-rabbinischenKabba-
listik für christliche Deutungen so, wie er dies sei-
nem Glauben gemäls thun konnte, angewendet. Dafs
er dabei an unmittelbare, mystische Einwirkungen der
Gottheit, auch an ein vielfaches Wirken durch gute
Engel, denen Theile der Erdenwelt, auch höhere Gestirne
u. s. w. untergeordnet wären, glaubte -— dies war nicht
Folge seines Kabbalistischen Studiums, sondern allgemeir
ner frommer Zeitbegrifk Setzt doch auch der Verf. S. 99.
ein „religiöses Grundbewufstseyn" voraus, wo-
durch man nicht etwa blos das Praktische, was aus
Gottandächtigkeit gewollt oder verabscheut werden solle,
sondern sogar das Theoretisch-wahre in der Religion zu
erkennen habe. Zu R.s Zeit meinte man, dafs jenes
Glauben an aufsernatürliche und besonders auch durch
Engel verwirklichte Einwirkungen der Gottheit in dem
religiösen Grundbewufstseyn eines Jeden unwidersprech-
lich liege. Denn so lange aus einem solchen Grundbe-
wufstseyn nicht blos praktische, sondern auch theore-
tische Behauptungen abgeleitet werden, zeigt es sich