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Hartung; Religion der Römer.
S. 118 heifst es: »in dessen (des Krummstabs, lituus des Aa-
gurs) Gestalt in der That die Pflugkrümme nachgeahmt zu seyn
scheint.« Hätte der Verf. sich in den bildlichen Denkmahlen
anderer Völker umgesehen, so würde er diese Yermuthung un-
terdrückt haben; auch geben uns die Alten über den Ursprung
und über die Gestalt des Lituus viel natürlichere Erklärungen,
die ich zu Cic. de divinat. (I. 17. p. 82— 84 ed. Moser.) ange-
führt habe; wo besonders die Stelle aus den neuaufgefundenen
Bruchstücken der Rom. Gesch. des Dionysius von Halik. zu be-
achten ist. Ebendaselbst (nämlich zu I. 41 p* 2o3 sq. Moseri und
in der Symbolik II. S. 836 f. zweiter Ausg.) habe ich mich für
eine Meinung erklärt, die auch, wie ich aus S. 123 f. ersehe,
die des Heern H. ist: »Um jene Kunst zu lernen, und sich nicht
immer mit gedungenen Etruskern behelfen zu müssen, sandten
die Römer einst in ganz früher Zeit in die einzelnen etruskischen
Staaten entweder sechs oderxzehn der vornehmsten Jünglinge in
Unterricht.« Für diesen Satz, dafs ehemals römische Jünglinge
in Etruskerstädte zur Unterweisung gesendet worden, bringt der
Verf. in einer Anmerkung noch mehrere sehr triftige Gründe bei.
Nun aber höre man, wie sich derselbe (I. S. 242) vernehmen
läfst: »Diese Nachricht (nämlich von jenen Absendungen römi-
scher Jünglinge) ist jedoch sicherlich, wo nicht erdichtet [?],
doch sehr übertrieben, da sich nicht einsehen läfst, was diese
Jünglinge, ausser der Opferschau, irgend von den Tuskern hät-
ten holen können. Denn da deren Fortschritte in Kün-
sten und Wissenschaften nicht beneidenswert!) waren,
so konnte blos ihre pedantische Genauigkeit und abergläubische
Scrupulosität in Beobachtung von Ceremonien den Römern, wel-
che an demselben Fehler krankten, nachahmungswerth scheinen.«
Im Verfolg wird sodann der Einflufs jenes gegenseitigen Verkehrs
auf die römische Religion als nicht so gar wichtig be-
zeichnet und mit den Worten geschlossen: »Kaum Erwähnung
verdient endlich dafs Mifszerständoifs, dafs die alten römischen
Ritualbücher ganz oder zum Theil etrurisch (Festus p. 233) wohl
gar in etrurischer Sprache verfafst gewesen seyen.« Ich sage da-
gegen: Kaum Erwähnung verdienen solche Behauptungen, zumal
heut zu Tage. Es sey also nur ganz kurz bemerkt, dafs die Bau-
ten des ältesten Roms über und unter der Erde etruskisch wa-
ren , dafs die Römer ihre ältesten Götterbilder gröfstentheils von
den Etruskern erhalten hatten , die dii fictiles, neben andern
Tempelgeräthen , Insignien und Ornamenten, dafs die römischen
Hartung; Religion der Römer.
S. 118 heifst es: »in dessen (des Krummstabs, lituus des Aa-
gurs) Gestalt in der That die Pflugkrümme nachgeahmt zu seyn
scheint.« Hätte der Verf. sich in den bildlichen Denkmahlen
anderer Völker umgesehen, so würde er diese Yermuthung un-
terdrückt haben; auch geben uns die Alten über den Ursprung
und über die Gestalt des Lituus viel natürlichere Erklärungen,
die ich zu Cic. de divinat. (I. 17. p. 82— 84 ed. Moser.) ange-
führt habe; wo besonders die Stelle aus den neuaufgefundenen
Bruchstücken der Rom. Gesch. des Dionysius von Halik. zu be-
achten ist. Ebendaselbst (nämlich zu I. 41 p* 2o3 sq. Moseri und
in der Symbolik II. S. 836 f. zweiter Ausg.) habe ich mich für
eine Meinung erklärt, die auch, wie ich aus S. 123 f. ersehe,
die des Heern H. ist: »Um jene Kunst zu lernen, und sich nicht
immer mit gedungenen Etruskern behelfen zu müssen, sandten
die Römer einst in ganz früher Zeit in die einzelnen etruskischen
Staaten entweder sechs oderxzehn der vornehmsten Jünglinge in
Unterricht.« Für diesen Satz, dafs ehemals römische Jünglinge
in Etruskerstädte zur Unterweisung gesendet worden, bringt der
Verf. in einer Anmerkung noch mehrere sehr triftige Gründe bei.
Nun aber höre man, wie sich derselbe (I. S. 242) vernehmen
läfst: »Diese Nachricht (nämlich von jenen Absendungen römi-
scher Jünglinge) ist jedoch sicherlich, wo nicht erdichtet [?],
doch sehr übertrieben, da sich nicht einsehen läfst, was diese
Jünglinge, ausser der Opferschau, irgend von den Tuskern hät-
ten holen können. Denn da deren Fortschritte in Kün-
sten und Wissenschaften nicht beneidenswert!) waren,
so konnte blos ihre pedantische Genauigkeit und abergläubische
Scrupulosität in Beobachtung von Ceremonien den Römern, wel-
che an demselben Fehler krankten, nachahmungswerth scheinen.«
Im Verfolg wird sodann der Einflufs jenes gegenseitigen Verkehrs
auf die römische Religion als nicht so gar wichtig be-
zeichnet und mit den Worten geschlossen: »Kaum Erwähnung
verdient endlich dafs Mifszerständoifs, dafs die alten römischen
Ritualbücher ganz oder zum Theil etrurisch (Festus p. 233) wohl
gar in etrurischer Sprache verfafst gewesen seyen.« Ich sage da-
gegen: Kaum Erwähnung verdienen solche Behauptungen, zumal
heut zu Tage. Es sey also nur ganz kurz bemerkt, dafs die Bau-
ten des ältesten Roms über und unter der Erde etruskisch wa-
ren , dafs die Römer ihre ältesten Götterbilder gröfstentheils von
den Etruskern erhalten hatten , die dii fictiles, neben andern
Tempelgeräthen , Insignien und Ornamenten, dafs die römischen