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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 30,1.1837

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No. 10
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https://doi.org/10.11588/diglit.39123#0163
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Kramer: Erkenntnifs u. Heilung der Ohrenkrankheiten. 155
ration die Eustachische Trompete genau untersucht. Das unsichere
Verfahren und die überspannten Hoffnungen brachten diese Ope-
ration bald in Mifscredit. Noch schlimmer erging es der, freilich
noch leidenschaftlicher angepriesenen elektrischen, galvani-
schen und mineralisch-magnetischen Behandlung der Oh-
renkranken. Cavallo , le Bouvier-Desmortiers , Grapengieser,
Sprenger, Augustin, Becker u. A. erwecken durch ihre Mitthei-
lungen so wenig Vertrauen zu der woblthätigen Wirksamkeit je-
ner mächtigen Naturkräfte auf das Gehörorgan, dafs durch die
Aufrichtigkeit unbefangener Beobachter, wie Eschke der Vater,
Schubert, Castberg, Pfaff, Pfingsten u. A. in jedem Leser das
ungläubigste Mifstrauen gegen die gepriesenen Wunderkuren rege
gemacht werden mufs.
Fahre d'Olivet behandelt seine , wahrscheinlich auf Electrici-
tät beruhende, Methode, die Taubheit zu heilen, als Geheimmit-
tel, rühmt sich der Heilung dreier Taubstummen in wenigen Ta-
gen. Da er aber das Versprechen,- seine Methode bekannt und
einer wissenschaftlichen Prüfung zugänglich zu machen, nicht
erfüllt hat, so geräth er mit andern Geheimnifskrämern, wie J.
Williams, Mene-Maurice u. A. in eine Kategorie.
Sogar bei den sonst ausgezeichneten Ärzten der letzten De-
cennien begegnet man, nach Herrn Kramer’s Behauptung, einer
nur wenig geläuterten Empirie, da sie ohne alle Kritik die ober-
flächlichsten Beobachtungen und die irrigen Ansichten ihrer Vor-
gänger wiederholen , nach sogenannten merkwürdigen, ganz isolirt
aufgefafsten Beobachtungen haschen, sich und die Leser durch
Hypothesen beruhigen, — statt zu untersuchen , was in den krank-
haften Veränderungen des Gehörorgans der sinnlichen Wahrneh-
mung zugänglich ist. Trampel's Arbeit ist zu unbedeutend, als
dafs sein Name genannt zu werden verdiene, und dieselbe verliert
noch an Werth durch die weitschweifige Bearbeitung von Menke.
Selbst Jos. Frank läfst sich noch im Jahre 1821 durch Autoritä-
ten zu hypothetischen Annahmen verleiten, stellt Otalgie und
Ohrentönen als selbstständige Krankheitsformen auf und stützt die
Diagnostik überhaupt nur auf subjective Empfindungen der Kran-
ken , statt auf das objective Resultat der Localexploration. —
Vergebens bemühte sich Rauch in Fetersburg mit grofsem Eifer
um eine gründliche Erforschung der Krankheiten des äussern Ge-
hörganges; die unzuverlässige Sonde, deren er sich noch zur
Erforschung der Krankheitszustände des Trommelfelles bedient,
liefst schon kein Vertrauen ein.
 
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