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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 30,1.1837

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No. 23
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https://doi.org/10.11588/diglit.39123#0376
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368 Heineken: Bremen in topogr, medic. n. a. Hinsicht I.
errichtet. Die weiblichen Unterrichtsanstalten sind sämmtlich Pri-
vatunternehmungen, die Mädchen aus den hohem Ständen so ge-
bildet als irgendwo. In den untern und mittlern Ständen hat die
Romanenlektüre die schädlichsten Folgen gehabt.
Bremen hat mehrere bedeutende Privatbibliotheken, aber ei-
gentlich nur eine einzige öffentliche aufzuweisen , zu deren Ver-
gröfserung 100 Thlr. jährlich bestimmt sind!! Zweimal wöchent-
lich ist sie geöffnet. Sie besteht gröfstentheils aus Werken über
Geschichte, besonders deutsche Literatur, Alterthümer, Numis-
matik, Jurisprudenz und Theologie. Ihre erste Entstehung fällt
in das Jahr 1534 5 im J* 1628 erhielt sie einen bedeutenden Zu-
wachs durch die Bibliothek des Syndikus Buxtorf, i635 durch
den Ankauf der des Goldast von Haimensfeld, durch die opera
omnia mscripta des Joh. Coccejus etc. Die Bibliothek des Ge-
sundheitsrathes oder die Physikatsbibliothek enthält nur medicini-
sche, meist anatomische und staatsarzneiwissenschaftliche Werke.
Einem gröfsern Publikum zugänglich sind die Bibi, der Gesell-
schaften Union und Museum, die erste mit historischen, statisti-
schen, ethnographischen und die Handlungswissenschaft betreff.
Werken, die letzte mit Schriften über Naturwissenschaften, Sta-
tistik, Literatur, Geschichte, Reisebeschreib. Das Museum, eine
der schönsten Zierden Bremens, wurde »776 von 18 Mitgliedern
gestiftet, die sich mit Naturgeschichte und Physik beschäftigten
und die Anlegung eines physikalischen und Naturalienkabinets und
einer Bibliothek beschlossen. Es wurden wissenschaftliche Vor-
träge gehalten, die Gesellschaft erweiterte sich, aber die gesellige
Tendenz verdrängte allmählig die wissenschaftliche. Nicht unbe-
deutend sind die Sammlungen der Vögel und Mineralien.
Die erste aber ganz unvollständige Volkszählung ist vom J.
17441 die zweite von 1807, die dritte von 1818, die letzte, al-
lein vollständige, von i8a3. Damals zählte Bremen in runder
Zahl 4O1OO0 Einwohner; im J. i834 wahrscheinlich 471OO0. Bis
zum J. 1811 wurden keine ordentlichen Geburts- und Sterberegi-
ster geführt. Interessant sind des Vfs. statistische Berechnungen
und Zusammenstellungen. Nach einem sechsjährigen Durchschnitt
fielen die meisten Geburten in die Monate März, September und
December. Gleichermafsen interessant sind die vom Vf. während
6 Jahren angestellten genauen Witterungsbeobachtungen. Der
allgemeine Charakter der Bremer Witterung wird als unbeständig,
feucht, kalt und windig geschildert.
Wünschenswerth wäre die Zugabe einer Karte über das Ge-
biet Bremens und eines Stadtplanes gewesen, und billig hätte der
Verleger für einen weitern Druck sorgen dürfen. Mit grofsem
Interesse sieht Ref. der Fortsetzung dieses Werkes entgegen.
Roller.
 
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