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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 35,1.1842

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No. 28
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https://doi.org/10.11588/diglit.41336#0446
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Euripidee von Donner.

verhelfen bemüht ist. Der Verf., der in diesem Sinn schon früher
seine treffliche Uebersetzung des Sophocles bearbeitete, ist nun in
gleicher Weise zum Euripides geschritten, dessen Dramen er ganz
nach derselben Weise und in derselben Absicht übertragen hat,
um auch die der griechischen Sprache Unkundigen mit denselben
näher bekannt zu machen und ihnen nicht blos einen würdigen
Genuss zu bereiten, sondern auch einen würdigen Regriff von den
Vorzügen des griechischen Drama’s zu geben. Die Ausführung
ist durchaus entsprechend dieser Absicht ausgefallen, Sprache und
Ausdruck natürlich, einfach und völlig der tragischen Würde
und Erhabenheit angemessen, ohne in Künstelei und Unnatur zu
verfallen; der Versbau durchweg mit gleicher Sorgfalt behandelt.
Mit besonderem Glück ist der jambische Senar behandelt; grössere
Schwierigkeit boten freilich die lyrischen Abschnitte dar. Doch
wird man auch hier (und die unten anzuführenden Proben werden
es zeigen) dem Uebersetzer im Ganzen seinen Beifall nicht ver-
sagen dürfen. Ueberhaupt wird sich hier noch immer die Frage
aufwerfen lassen, ob es nicht gerathener sey, dem Uebersetzer in
solchen Parthieen einen grösseren Spielraum und eine grössere
Freiheit zu verstatten, die ihn von dem engeren Anschluss an die
alten, für unsere Sprache und Poesie gar zu ungefügigen Metren
absehen und damit zugleich andre entsprechende, dem Genius un-
serer Sprache etwas näher liegende und mehr zusagende Metra
wählen lässt, um damit den Eindruck im Deutschen hervorzubrin-
gen, welchen der alte Dichter für seine Zeit und in seiner Spra-
che zu bewirken wusste. Mit welcher Genauigkeit und Gewissen-
haftigkeit aber der Verf. auch in diesem, dem ungleich schwierig
geren Theile seiner Arbeit verfahren, kann die am Schlüsse jedes
einzelnen Stückes folgende Uebersicht der in diesen lyrischen Stel-
len angewendeten Sylbenmasse zeigen. Ref. ist nicht gesonnen,
in eine Detailkritik des Einzelnen einzugehen, einzelne Verse,
einzelne Stellen hier vorzunehmen, wo vielleicht dem Einen die-
ser, dem Andern jener Ausdruck besser Zusagen oder nach Pro-
sodie und Metrum entsprechender erscheinen könnte; es würde
dies ihm wie den Lesern nur den Genuss verkümmern. den ihm
die genaue Durchsicht des Ganzen gewährt hat; lieber will er an
einigen Beispielen zeigen, wie der Verf. übersetzt hat, und in
wiefern es ihm in der That gelungen, einen deutschen Euripi-
des uns zu geben, in welchem die sententiöse Manier des grie-
chischen Dichtere mit so vielem Glück nacbgebildet uns vorgeführt
 
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