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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 45,1.1852

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Nr. 25
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https://doi.org/10.11588/diglit.43435#0402
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394

Voltz: Geologische Verhältnisse von Hessen.

Liegende die Sohle ausmacht. — Das Roth-Liegende zeigt sich innerhalb
des Grossherzogthums an mehreren Stellen, namentlich erscheint es in
nicht unbedeutender Mächtigkeit an dem nördlichen Ende des Odenwaldes,
zwischen den Orten Langen, Dietzenbach, Oberroden, Eppertshausen und
dem Forsthause Einsiedel. Höchst unbedeutend ist die Entwickelung der
Steinkohlen - Formation an der Grenze von Rheinhessen in den Umgebun-
gen von Niederwiesen und Bechenheim; sie besteht aus graulichgelben
Sandsteinen mit dünnen Lagen von Kohlenschiefer.
Als sehr wichtig muss hingegen das Auftreten des sogenannten
„Uebergangs - Gebirges“ betrachtet werden, zumal da die Gegend, wo
solches vorzugsweise verbreitet, bisher geologisch nur wenig bekannt war
und weil die nämlichen Schichten - Glieder nachgewiesen werden, wie sie
Sandberger in Nassau aufstellte. Der Verf. unterscheidet folgende Abthei-
lungen: 1) Obere Gruppe; Posidonomyenschiefer. In den Umgebungen
von Giessen, im Hinterland und in der Herrschaft Itter entwickelt; fein-
körnige Sandsteine und Schiefer wechseln mit einander. 2) Mittlere Gruppe:
Stringocephalenkalk, zerfällt in: Cypridinenschiefer, vorzugsweise auf
die Gegend von Kleinlinden bei Giessen beschränkt. Unter den in dem-
selben vorkommenden Mineralien verdient der Wavellit Erwähnung, wel-
cher sich in kugelförmigen Parlhien, im Innern strahlenförmig, am Deins—
berg bei Giessen findet, b} Schalstein, erscheint zwischen Bieber und
Königsberg, im Hinterlande, bei Nieder- und Obereisenhausen u. a. a. 0.,
und zeigt sich bald mehr Diorit-, bald mehr Schieferähnlich, c) Dolo-
mit, ziemlich ausgedehnte Massen bei Giessen, d} Stringocephalenkalk,
gleichfalls in den Umgebungen von Giessen entwickelt. 3j Untere Gruppe:
Spiriferen - Sandstein, zieht sich aus dem Nassauischen nach Hessen in
einem schmalen Streifen zwischen Giessen und Friedberg hin, und tritt
noch besonders ausgezeichnet am Schneeberg bei Erdhausen auf. Dio
Sandsteine bilden meist Conglomerate.
Von höchst eigentümlicher Beschaffenheit sind die metamorphischen
Bildungen, die Taunus - Gesteine, die in dem nachbarlichen Nassau eine
so bedeutende Rolle spielen und über deren mutmasslichen Ursprung wir
Fr. Sandberger lehrreiche Untersuchungen verdanken. In Hessen ist die
Verbreitung dieser rätselhaften Gesteine eine geringe, sie finden sich nur
zwischen Homburg und Friedberg und bei Bingen. Der Taunusschiefer ist
nach den Forschungen des Dr. List ein Gemenge eines eigentümlichen,
neuen Minerals, des „Sericil“ mit Quarz.
Die älteren krystallinischen Gesteine setzen einen grossen Theil des
westlichen und nordöstlichen Odenwaldes zusammen. Der Granit zeigt sich
 
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