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Nr. 4. HEIDELBERGER 1883
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Geognostische Beschreibung des Bayerischen Alpengebirges und seines
Vorlandes. Herausgegeben auf Befehl des K. Bayerischen Staats-
ministeriums der Finanzen. Ausgearbeitet nach seinen im
dienstlichen Auftrage vorgenommenen geognosÜsclien Untersu-
chungen von C. W. Gilm, bei, königl. Bergmeister. Mit 5
Blättern einer geognostischen Karte des Königreichs Bayern,
1 Blatt Gebirgsansichten, 42 Profiltafeln und 25 in den Text
gedruckten Holzschnitten. Gotha. Verlag von Justus Berthes.
8. XXII. u. 905.
In langem Zuge vom Bodensee bis zur Salzach erhebt sich
an Bayerns Südgrenze ein vielgestaltetes Kalkgebirge, welches im
Süden an die gewaltigen Centralmassen der Alpen sich anschliesst,
von seinem nördlichen Nachbar, dem viel niedrigeren schwäbisch-
fränkischen Jura, durch ein weites Flachland getrennt wird. Dies
Gebirge, ein Theil der nördlichen Nebenzonen des grossen alpini-
schen Gebirgs-System es, unter dem Namen „die bayerischen
A1 p e n“ bekannt, bildet nebst der angrenzenden südbayerischen
Hochebene das Gebiet von G ü m b e 1 s trefflichen Untersuchungen.
Schon ein Blick aus weiter Ferne auf die seltsamen, kühn-
geformten Bergspitzen genügt, um in dem Gebirge, welchem sie
angehören, den Traeger einer eigenthümlichen, grossartigen Natur
zu vermuthen. Dies ist auch nur zu sehr der Fall: sonderbar, wie
die äussere Gestalt der Alpenberge, ist auch die Beschaffenheit der
sie zusammensetzenden Gesteine. Wer das Gebiet der Alpen mit
der Zuversicht betritt durch die Erfahrungen, welche er sich bei
geognostischen Erforschungen äusser alpinischen Gegenden erwor-
ben, zur Genüge vorbereitet zu sein und nun die nämlichen Ge-
steine, die nämliche Lagerung und Reihenfolge, die nämlichen Leit-
fossilien zu finden hofft — der wird gar bald eines Gefühls der
Täuschung sich nicht entschlagen können. Wir begegnen Gesteins-
Arten , die gar keine Aehnlichkeit mit Gebilden ausserhalb der
Alpen zeigen. Vergebens suchen wir einen regelmässigen, hori-
zontalen Aufbau der Schichten; dieselben erscheinen vielfach ge-
knickt, gefaltet, in chaotischem Gewirre durcheinander geworfen.
Und selbst das letzte Hülfsmittel der Geognosten, um in Fällen
des Zweifels über Alter und Reihenfolge geschichteter Gesteine
sich zu belehren: die Versteinerungen fehlen oft auf weiteStrecken
gänzlich oder sie stellen sich in einem so eigenthümlichen Typus
ein, dass sie eher neue Räthsel bieten, als solche lösen. Diesen
Abweichungen und Eigenthümlichkeiten in der Gesteins-Beschaffen-
heit, in dem Gebirgsbau und in den organischen Resten der Alpen-
I/VI. Jfthrg. 12, Heft. 4
 
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