Nicolai: lieber den griechischen Roman,
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zogenen Uebereinstimmung der Aristotelischen mit der Platonischen
Theologie ist selbstredend ein Gott bei Plato nothwendig und die
Ideen in neuplatonisirender Weise als Gedanken Gottes: anderseits
soll aber der Platonische Gott von der Schule und von Aristoteles
weggelassen und die Ideen selbständig gesetzt sein. Auch das
könnte manchem zweifelhaft erscheinen, ob denn das gesammte
System der Ideen in dem urbildlichen ξώον einbegriffen ist und
steckt. Endlich ist die Frage nach der Aechtheit der benutzten
Stellen gar nicht aufgeworfen: zu einer vollständigen Beweisführung
könnte sie nicht umgangen werden.
Diese Anzeige und die eben gemachten Bemerkungen können
nicht den Zweck haben die beregte schwierige Frage zum Abschluss
zu bringen. Ref. will damit nur zeigen, dass er der vorliegenden
Schrift die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet hat, und er
schliesst mit dem Wunsche, dass das von recht vielen Freunden
der Philosophie und ihrer Geschichte geschehen möge.
Giessen. G. Schilling.
Ueber Entstehung und ~Wesen des griechischen Romans, von Adolph
Nicolai, Professor am herzogl. Carls-Gymnasium zu Bern-
burg. Neue, vielfach vermehrte Auflage. Berlin. Verlag von
S. Calvary et Comp. 1867. 88 S. in gr. 8.
Die Geschichte des Romans im Alterthum, wenn man anders
diese modernen Namen auf das Alterthum anwenden darf, um ähn-
liche Produkte der antiken Welt damit zu bezeichnen, ist in neue-
ren Zeiten mehrfach Gegenstand der Erörterung geworden und zu-
letzt noch fast gleichzeitig mit dem Erscheinen der vorliegenden
Schrift, und unabhängig von derselben, in einem Aufsatze des Neuen
Schweizerischen Museums (1866. S. 1 ff.) behandelt worden, in wel-
chem jedoch Einiges, was nach unserer Ansicht davon zu trennen
ist, beigezogen worden ist, während die Hauptfrage über Ursprung
und Wesen des Roman’s zunächst bei den Griechen, in den Hin-
tergrund tritt. Auf eine Beantwortung dieser Frage aber wird
es vor Allem ankommen, wenn man von dem, was als Roman, um
diesen Ausdruck beizubehalten, bei den Griechen uns entgegentritt,
eine richtige Vorstellung gewinnen will. Die vorliegende Schrift,
hervorgegangen aus einem im Jahr 1854 dem Programm des Gym-
nasium’s zu Bernburg beigegebenen Aufsätze, der hier eine neue
und erweiterte Bearbeitung erhalten hat·, hält sich , was man nur
billigen kann, in engeren Gränzen, indem sie nur das in ihren Be-
reich zieht, was in unserem modernen Sinne genommen, wirklich mit
diesem Namen bezeichnet werden kann, in so fern darin das erotische
Element vorherrscht und die Erzählung und Darstellung fingirter
Liebesgeschichten, in welcher Weise auch immer, den Grundzug
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zogenen Uebereinstimmung der Aristotelischen mit der Platonischen
Theologie ist selbstredend ein Gott bei Plato nothwendig und die
Ideen in neuplatonisirender Weise als Gedanken Gottes: anderseits
soll aber der Platonische Gott von der Schule und von Aristoteles
weggelassen und die Ideen selbständig gesetzt sein. Auch das
könnte manchem zweifelhaft erscheinen, ob denn das gesammte
System der Ideen in dem urbildlichen ξώον einbegriffen ist und
steckt. Endlich ist die Frage nach der Aechtheit der benutzten
Stellen gar nicht aufgeworfen: zu einer vollständigen Beweisführung
könnte sie nicht umgangen werden.
Diese Anzeige und die eben gemachten Bemerkungen können
nicht den Zweck haben die beregte schwierige Frage zum Abschluss
zu bringen. Ref. will damit nur zeigen, dass er der vorliegenden
Schrift die gebührende Aufmerksamkeit gewidmet hat, und er
schliesst mit dem Wunsche, dass das von recht vielen Freunden
der Philosophie und ihrer Geschichte geschehen möge.
Giessen. G. Schilling.
Ueber Entstehung und ~Wesen des griechischen Romans, von Adolph
Nicolai, Professor am herzogl. Carls-Gymnasium zu Bern-
burg. Neue, vielfach vermehrte Auflage. Berlin. Verlag von
S. Calvary et Comp. 1867. 88 S. in gr. 8.
Die Geschichte des Romans im Alterthum, wenn man anders
diese modernen Namen auf das Alterthum anwenden darf, um ähn-
liche Produkte der antiken Welt damit zu bezeichnen, ist in neue-
ren Zeiten mehrfach Gegenstand der Erörterung geworden und zu-
letzt noch fast gleichzeitig mit dem Erscheinen der vorliegenden
Schrift, und unabhängig von derselben, in einem Aufsatze des Neuen
Schweizerischen Museums (1866. S. 1 ff.) behandelt worden, in wel-
chem jedoch Einiges, was nach unserer Ansicht davon zu trennen
ist, beigezogen worden ist, während die Hauptfrage über Ursprung
und Wesen des Roman’s zunächst bei den Griechen, in den Hin-
tergrund tritt. Auf eine Beantwortung dieser Frage aber wird
es vor Allem ankommen, wenn man von dem, was als Roman, um
diesen Ausdruck beizubehalten, bei den Griechen uns entgegentritt,
eine richtige Vorstellung gewinnen will. Die vorliegende Schrift,
hervorgegangen aus einem im Jahr 1854 dem Programm des Gym-
nasium’s zu Bernburg beigegebenen Aufsätze, der hier eine neue
und erweiterte Bearbeitung erhalten hat·, hält sich , was man nur
billigen kann, in engeren Gränzen, indem sie nur das in ihren Be-
reich zieht, was in unserem modernen Sinne genommen, wirklich mit
diesem Namen bezeichnet werden kann, in so fern darin das erotische
Element vorherrscht und die Erzählung und Darstellung fingirter
Liebesgeschichten, in welcher Weise auch immer, den Grundzug