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Schriften über den Parsismus.

sei von der wir nichts mehr wissen, oder ein Mythus, unterwirft
Herr K. die vorhandenen Zeugnisse einer gerechten Kritik, die Ref.
nur in Bezug auf die Alten etwas zu scharf findet. So möchten
wir namentlich den Agathias und Berosus, und selbst den Ammi-
anus Marcellinus gegen das zu harte Verdammungsurtheil des Ver-
fassers (p. 8. 9.) in Schutz nehmen. Gewiss, hätten die genannten
Schriftsteller eine Geschichte Persiens von den ältesten Zeiten an
geschrieben, so könnten wir ihnen mit Recht den Vorwurf machen,
sie hätten es mit dem Studium der Quellen gar zu leicht genom-
men; so sind aber die Nachrichten, die sie uns geben, nur ganz
gelegentliche Bemerkungen, sie erzählen blos was sie gehört oder
gelesen haben, und wir sind ihnen auch dafür dankbar, wir wissen
nun wenigstens, was man in jener Zeit über diese Angelegenheiten
dachte. Wir sind z. B. überzeugt, dass Agathias nichts viel Ande-
res über Zarathustra gehört hat, als wir auch aus der Legende
wissen, er hörte, dass Zarathustra unter einem Könige Vistägpa
gelebt und gewirkt habe, er sah ein, dass dies derselbe Name sei,
den Herodot Hystaspes schrieb, aber er vermochte nicht zu sagen,
ob auch mit diesem Vistäijpa der Vater des Darius gemeint sei
wie bei Herodot. Wenn ferner Berosus die Religion der Perser
aus der babylonischen ableitet, so ist diess freilich ein grosser
Irrthum, allein Berosus hat gewiss nicht gelogen, es war seine
Ueberzeugung, und diese Ueberzeugung wurde auch von Andern
getheilt. Es ist eine uns auch sonst bekannte Ansicht der späte-
ren Bewohner Babylons, dass alle Völker sammt ihrer Religion
von ihnen abstammten, Ref. hat darüber schon anderswo Zeugnisse
zusammengestellt, das Buch des Berosus war aber wahrscheinlich
zum Theil deshalb geschrieben, um das Alter Babylons den Grie-
chen und umwohnenden Völkern gegenüber hervorzuheben. Aehn-
lich wird es sich nun auch mit den Nachrichten des Ammianus
verhalten: er erzählt was er gehört hat. Seine Nachricht, dass der
mit Zarathustra in Verbindung stehende Hystaspes der Vater des
Darius sei, ist falsch, die Angabe, dass er der Magie etwas hinzu-
fügte, ist wahrscheinlich unwahr, aber man darf nicht vergessen,
dass auch die christliche Welt jener Zeit Weissagungen des Hys-
taspes kannte, von welchen Kunde zu Ammianus Marc, gedrungen
sein kann, und durch die er sich für berechtigt hielt, denselben
für eine Art von Propheten zu halten. Selbst für manche Berichte
noch späterer Muhammedaner möchte Ref. ein gutes Wort einlegen,
im Ganzen aber stimmt er, wie gesagt, Herrn K. vollkommen bei:
alle abendländischen Berichte geben uns nicht das Recht, den
Zarathustra für eine historische Person zu halten, unter den mor-
genländischen verhält es sich bereits mit den ältesten derselben,
den Angaben des Avesta ebenso, nirgends ist ein Zug angegeben,
der uns nöthigte, den Zarathustra als historische Person anzusehen,
und Herr K. ist in seinem vollkommenen Rechte, wenn er sich
weigert auf Grund dieser Zeugnisse ihn als historisch anzuerkennen.
 
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