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Sc. SO. HEIDELBERGER 1SB7.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Bastian: Reise nach Cochinchina.

(Schluss.)
Wir werden von jetzt ab unseren Reisenden, der bisher theils
Canalwege und Fluss benutzt hatte, auf seiner Fahrt über Land
begleiten. Es war noch dunkel Nacht, als die Morgenglocken der
Klöster auf’s Neue ihr Geläut begannen, und er rief die Leute
wach, um die Karren mit den für sie bestimmten Gepäcken zu be-
laden. Einer der Mahathai genannten Beamten kam selbst, um die
Arbeit zu überwachen. Als der erste Dämmerungsschein hervor-
bracb, wurde, am 10. Dezember, die Fahrt angetreten, die anfangs
durch Wasserpfuhle, welche die Regenzeit zurückgelassen hatte,
daun über Sandwege, endlich durch einen Wald führte. Erst folg-
ten sie hier einer breiten Strasse, und brachen sich aut weichem,
grünem Moosgrunde in den dichten Büschen eine Bahn. Mehrere
tief eingeschnittene Bäche mussten mittelst Brücken passirt wer-
den. Nach vielem Ungemach, wie es das Reisen in solcher Gegend
mit sich bringt, machten sie am Packnam-Flusse Halt. Man war
bei Prathong, doch weder im Bereich von Dörfern, noch mensch-
licher Ansiedlungen.*) Die Schlafhalle stand in einer Lichtung, von
dichtem Jungle umgeben, an dessen Ende sich ein Götzentempel
fand. Eine andere Reisegesellschaft, die auf Elephanten von Kam-
bodja anlangte, quartierte sich in einem verfallenen Gebäude neben
dem ihrigen ein. Noch vor der Dämmerung liess B. aufbrechen,
und die Karren unter Fackelbeleuchtung über die lange Brücke
hinüberziehen, welche über den Strom führte, der von dem nörd-
lich gelegenen Chantabun kommt. Bald kam wieder eine Brücke,
die aber eingefallen war, so dass die Gespanne eine weniger ab-
schüssige Stelle des Ufers zum Durchfahren erst suchen mussten.
In dem Walde, den man darauf zu passiren hatte, mehrten sich
die Schwierigkeiten dermassen, dass es zuletzt der ganzen Ent-
schiedenheit B.’s bedurfte, um vorwärts zu ziehen. Das Vertrauen
trug den Sieg davon, und gerade als sich das Licht mit dem Schat-
ten der Dämmerung zu mischen anfing, schimmerte es heller durch
die Bäume des Waldes, und fuhren sie bald darauf in die ange-

*) Es war ein Wachtposten. Der Officier war herübergekommen, und
orientirte sie. Er bemerkte auch, dass in den heissen Monaten, wenn alle
Wasserpfützen am Wege ausgetrocknet seien, die Büffel nur beiNacht rei-
sen konnten. Dann sei die Sternebeobachtung wichtig. Die übrigen Gestirne
verändern jede Nacht die Zeit ihres Niedergehens, aber Orion (Dao Thai)
und Plejaden (Dao kai) bleiben sich immer gleich, so dass sie als Uhr be-
nutzt werden können [wie in den Andes das Kreuz]. 8. 24.
LX. Jahrg. 12. Heft. 59
 
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