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Paul: Quaestiones Claudianeae.

nügen, um dieser Bearbeitung die wohlverdiente Aufnahme und
Verbreitung zu sichern.

Quaestiones Claudianeae. Vom Oberlehrer Dr. Paul. Ber-
lin 1866. Druck von E. v. Hülsen. 36 8. in 4to.
Es ist gewiss an derZeit, auch einmal an den Dichter Clau-
dianus zu denken, der in früheren Zeiten viel gelesen und be-
achtet, in der neuesten Zeit fast ganz vergessen erscheint, wenn
man etwa absieht von dem historischen Gebrauch, welcher von
einigen seiner Dichtungen gemacht und selbst näher erörtert
worden ist. Aber auch zu diesem Gebrauch wird, abgesehen von
Allem Andern, ein richtiger und reiner Text, den wir leider noch
nicht besitzen, nöthig sein, und erscheint ein solcher als das nächste
Bedürfniss. Auch die vorliegende Abhandlung hat es zunächst mit
dem Texte der Gedichte Claudian’s zu thun, indem sie nicht blos
zahlreiche Verderbnisse nachweist, sondern auch eine nahmhafte
Anzahl von Stellen auf dem Wege der Conjecturalkritik und unter
Benutzung der ältesten Ausgaben wiederherzustellen versucht, und
in diesem Streben durch eine genaue Kenntniss der Sprache
des Dichters und seiner Ausdrucksweise unterstützt wird; davon
gibt auch die längere Erörterung über die Nachbildung des Luca-
nus (nicht des Statius, wie Barth behauptete), die in so vielen
Stellen des Claudianus neben der des Virgilius hervortritt, S. 31 ff.
einen befriedigenden Beweis. Man wird daher in den meisten
Fällen dem Verfasser zustimmen und die vorgeschlagene Aende-
rung als eine Verbesserung betrachten können. Allerdings steht
einer durchgreifenden Verbesserung des Textes der Umstand im
Wege, dass wir noch keine genaue Kenntniss der noch vorhande-
nen Handschriften des Dichters besitzen, wie sie doch nöthig ist,
um mit einiger Sicherheit in der Gestaltung des Textes voranzu-
gehen ; und möchten wir das anerkennenswerthe Streben des Ver-
fassers insbesondere auf diesen Punkt lenken, wenn derselbe auch
mit manchen Mühen und Schwierigkeiten verknüpft ist. Eine auf
genaue Kenntniss der vorhandenen Handschriften gestützte Classifi-
cation der Handschriften, welche den Werth der einzelnen mit Sicher-
heit bestimmt und damit der Texteskritik eine feste Grundlage zu
schaffen vermag, wird um so wünschenswerther sein, als die frü-
heren Herausgeber diesen Gegenstand mit der in früherer Zeit aller-
dings noch nicht verlangten oder nöthig erachteten Akribie be-
handelt haben. Es hat seine vollkommene Richtigkeit, wenn wir
S. 19 bei dem Verfasser lesen: »Pessime accidit, quod optimorum
librorum, quos Nicolaus Heinsius et reperit et primus emendandis
Claudiani carminibus adhibuit, condicio et species plane ignoratur.
Itaque ubi quove saeculo confecti sint et quo literarum genere
 
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