Bopp: Glossarium comparativum.
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als möglich den grammatischen Bau dieser- Sprache in seinem gros-
sen sprachvergleichenden Werke aufgestellt zu haben.
Hiermit waren aber auch die ersten Vorarbeiten dieses Werkes
vollendet, davon der erste Theil bekanntlich schon 1833 heraus-
kam, welchem dann noch fünf andere bis zum Jahre 1849 gefolgt
sind. So lange neben anderen mehr oder minder grossen Arbeiten,
— wie eine weitere Reihe akademischer Abhandlungen, welche
immer neue Sprachgebiete in die Vergleichung zogen, wie die er-
wähnten wiederholten Ausgaben seiner kleineren Sanskritgrammatik,
wie die deutschen Uebertragungen seiner Mahäbhärata-Episoden,
welche er auf Anrathen seiner Freunde herausgab, — so lange,
sagten wir, beschäftigte Franz Bopp die erste Ausgabe seiner
»vergleichenden Grammatik des Sanskrit, Zend, Lateinischen, Grie-
chischen, Lithauischen, Gothischen und Deutschen«, das Werk,
daran sein Name ewig ruhmvoll geknüpft bleibt. Wir haben hier
nicht über die neuen und gewaltigen Aufschlüsse zu sprechen, welche
dasselbe über alle Partien des grossen Sprachgebiets verbreitet,
weder über seinen Inhalt und seine Bedeutung, noch über Lob oder
Tadel, welchen es gefunden. Denn allerdings konnte noch nicht
Alles, was dem grossen Ganzen angehört, als solches erkannt und
gewürdigt, nicht jedes Einzelne gleich ausreichend und vollkommen
richtig behandelt werden. Nur zu häufig aber wird es vergessen,
wie gerade auch die Lücken und Mängel, welche der eine Vor-
gänger gelassen, die Handhaben des Fortschritts für seine Nach-
folger werden Auch nicht über das Aufsehen und die steigende
Theilnahme, welche die vergleichende Grammatik bewirkte, ist hier
zu reden, wie sich die Zahl der Schüler, Freunde und Anhänger
mehrte, der Arbeiter und Arbeiten, welche bald einen Theil, bald
das Ganze des sprachverwandten Gebiets umfassten. Nur Eines sei
hier bemerkt. Mittels seiner bewährten, wissenschaftlich strengen
Methode hatte Franz Bopp beobachtet, verglichen und nach festen
Regeln die Erscheinungen zu bestimmen gesucht, welche im Wan-
del der sprachlichen Formen seit ihrer Trennung vom mütterlichen
Boden hervortreten. Jede, auch die geringste Veränderung, welche
sie im Wechsel der Zeiten erfahren, musste als Thatsache des
sprachschaffenden Volksgeistes aufgefasst werden, der Zusammen-
hang dieser Thatsachen und ihre Verkettung als eine Geschichte
der indoeuropäischen Sprachgemeinschaft, welche die vergleichende
Sprachforschung darzustellen hat. Sie im grossen Ganzen auszu-
führen, im Einzelnen wo immer möglich und nothwendig zu be-
richtigen und zu ergänzen blieh einer weiteren Arbeit vorbehalten.
Wie nun aber am Leben einer Volksgemeinschaft auch jedes ein-
zelne Glied derselben Antheil hat und je nach seiner Geltung mehr
oder minder hervortritt, so haben auch die einzelnen Formen einer
Sprachgemeinschaft in der Geschichte der Gesammtheit jedes seine
Entstehungs- und Bildungsgeschichte, treten jedes nach seiner Be-
deutung mehr oder minder hervor, und sind theils bald verloren
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als möglich den grammatischen Bau dieser- Sprache in seinem gros-
sen sprachvergleichenden Werke aufgestellt zu haben.
Hiermit waren aber auch die ersten Vorarbeiten dieses Werkes
vollendet, davon der erste Theil bekanntlich schon 1833 heraus-
kam, welchem dann noch fünf andere bis zum Jahre 1849 gefolgt
sind. So lange neben anderen mehr oder minder grossen Arbeiten,
— wie eine weitere Reihe akademischer Abhandlungen, welche
immer neue Sprachgebiete in die Vergleichung zogen, wie die er-
wähnten wiederholten Ausgaben seiner kleineren Sanskritgrammatik,
wie die deutschen Uebertragungen seiner Mahäbhärata-Episoden,
welche er auf Anrathen seiner Freunde herausgab, — so lange,
sagten wir, beschäftigte Franz Bopp die erste Ausgabe seiner
»vergleichenden Grammatik des Sanskrit, Zend, Lateinischen, Grie-
chischen, Lithauischen, Gothischen und Deutschen«, das Werk,
daran sein Name ewig ruhmvoll geknüpft bleibt. Wir haben hier
nicht über die neuen und gewaltigen Aufschlüsse zu sprechen, welche
dasselbe über alle Partien des grossen Sprachgebiets verbreitet,
weder über seinen Inhalt und seine Bedeutung, noch über Lob oder
Tadel, welchen es gefunden. Denn allerdings konnte noch nicht
Alles, was dem grossen Ganzen angehört, als solches erkannt und
gewürdigt, nicht jedes Einzelne gleich ausreichend und vollkommen
richtig behandelt werden. Nur zu häufig aber wird es vergessen,
wie gerade auch die Lücken und Mängel, welche der eine Vor-
gänger gelassen, die Handhaben des Fortschritts für seine Nach-
folger werden Auch nicht über das Aufsehen und die steigende
Theilnahme, welche die vergleichende Grammatik bewirkte, ist hier
zu reden, wie sich die Zahl der Schüler, Freunde und Anhänger
mehrte, der Arbeiter und Arbeiten, welche bald einen Theil, bald
das Ganze des sprachverwandten Gebiets umfassten. Nur Eines sei
hier bemerkt. Mittels seiner bewährten, wissenschaftlich strengen
Methode hatte Franz Bopp beobachtet, verglichen und nach festen
Regeln die Erscheinungen zu bestimmen gesucht, welche im Wan-
del der sprachlichen Formen seit ihrer Trennung vom mütterlichen
Boden hervortreten. Jede, auch die geringste Veränderung, welche
sie im Wechsel der Zeiten erfahren, musste als Thatsache des
sprachschaffenden Volksgeistes aufgefasst werden, der Zusammen-
hang dieser Thatsachen und ihre Verkettung als eine Geschichte
der indoeuropäischen Sprachgemeinschaft, welche die vergleichende
Sprachforschung darzustellen hat. Sie im grossen Ganzen auszu-
führen, im Einzelnen wo immer möglich und nothwendig zu be-
richtigen und zu ergänzen blieh einer weiteren Arbeit vorbehalten.
Wie nun aber am Leben einer Volksgemeinschaft auch jedes ein-
zelne Glied derselben Antheil hat und je nach seiner Geltung mehr
oder minder hervortritt, so haben auch die einzelnen Formen einer
Sprachgemeinschaft in der Geschichte der Gesammtheit jedes seine
Entstehungs- und Bildungsgeschichte, treten jedes nach seiner Be-
deutung mehr oder minder hervor, und sind theils bald verloren