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968

Chronik der Universität.

führt, die andere durch die Worte des Sachsenspiegels: »Ane des
vogts ding mag nieman seyn eygen hin geben.«
Die erstgenannte Arbeit bietet zunächst in ihrer äusseren Er-
scheinung die Eigenthümlichkeit, dass sie ohne irgend eine äusser-
lich hervortretende Gliederung der Masse, ja sogar ohne Trennung
des dogmatischen vom historischen Theile geschrieben ist. Auch hat
der Verfasser nicht allein keinerlei selbstständiger Quellenstudien
sich befliessen, sondern sogar die Literatur nur in sehr unvollstän-
diger Weise benutzt. Selbst bei der Bearbeitung des an sich dürf-
tigen Materiales, dessen sich der Verfasser bemächtigte, fehlt es
nicht allein überall an strenger Sichtung der Masse uud logischem
Gedankengange, sondern an jedem Versuche, rechtshistorische oder
dogmatische Streitfragen zu lösen. Wenn nun unter so bewandten
Umständen die Juristenfakultät äusser Stande war, die unter dem
Motto »Vorwärts« versehene Arbeit zu krönen, so glaubte Sie doch
der Frische der Darstellung, sowie einer gewissen, allerdings noch
sehr der Pflege bedürftigen Gabe für geschichtliche Entwickelungen,
welche daselbst bekundet ist, ihre Anerkennung nicht versagen zu
sollen.
Die Schrift mit dem aus dem Sachsenspiegel entnommenen
Motto hat gegenüber der vorbenannten mehrfache Vorzüge, indem
sie sich von dieser durch bessere Methode, vollständigere Benützung
der Literatur, sowie durch eine quellenmässigere Behandlung des
rechtshistorischen Materials auszeichnet. Auch steht die Arbeit ab-
gesehen von den angedeuteten Beziehungen in so ferne über der
Schrift mit dem Motto »Vorwärts«, als der Verfasser jener seine
Aufgabe von einem höheren Standpunkte erfasst und den Zusammen-
hang der canonischen Investitur mit der germanischen Auffassung
verfolgt hat. Dessenungeachtet erschienen die wenig eingehende, ja
höchst dürftige Behandlung des heutigen Rechts, sowie die Art
und Weise, wie der behandelte Stoff ohne alle Ausführung der Ent-
wickelung in die Form eines Grundrisses untergebracht worden,
als so erhebliche Mängel, dass die Fakultät auch dieser Arbeit, bei
aller Anerkennung des Fleisses und Talentes des Autors, den Preis
zu ertheilen nicht vermochte.
Die im verflossenen Jahre von der medicinischen Fakul-
tät gegebene, sowie die erste, von der philosophischen Fa-
kultät gestellte historische Aufgabe hat keine Bearbeiter gefunden.
Dagegen sind zwei Beantwortungen des zweiten , von der philoso-
phischen Fakultät gestellten landwirtschaftlichen Themas einge-
laufen, welches in nachstehender Weise lautete :
»Es sollen die in einem kleineren oder grösseren Bezirk von
Baden vorkommenden Bodenarten beschrieben und es soll nachge-
wiesen werden, welchen Einfluss ihre Beschaffenheit auf die land-
wirtschaftliche Benützungsart, auf den rohen und reinen Ertrag,
auf Kaufpreis und Pachtzins ausübt.«
 
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