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Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 64,1.1871

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Nr. 17
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https://doi.org/10.11588/diglit.45241#0266
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358

D tim ml er: Gesta Berengarii.

den: Caritatis, quae dominusque noster, obgleich die Conjimction
que nur ein Flickwort ist. Anstoss erregt v. 54 vigor, 55 color,
durch falsche Quantität, welche dem Verf. kaum zuzutrauen scheint,
doch ist ihm hier schwer zu helfen, während v. 66 substrahatur
leicht in abstrahatur geändert werden kann, um die Position zu
vermeiden.
Sehr erwünscht ist p. 137 —154 der Abdruck der In v e c t i va
in Roraam, welcher die 1866 unter dem Titel: Auxilius und
Vulgarius veröffentlichte Sammlung ergänzt. Es handelt sich
dabei um den scandalösen Prozess gegen den verstorbenen Papst
Formosus, und die Frage wegen der Gültigkeit der von ihm er-
theilten Weihen, Vorfälle, bei welchen feierliche päpstliche Ent-
scheidungen in den wichtigsten kirchlichen Angelegenheiten in so
auffallendem Widerspruche stehen, dass Infallibilisten nur durch
ihre Unwissenheit den Folgerungen aus diesen Vorgängen sich zu
entziehen vermögen. Die Invectiva, welche in sehr nachdrücklicher
Weise für die Weihen des Formosus eintritt, ist 1735 von Bian-
chini herausgegeben, von Dümmler in der oben angeführten Schrift
besprochen und verwerthet, hier aber nach der in Verona befind-
lichen Handschrift von neuem herausgegeben. Viele orthographische
und andere Fehler waren zu verbessern, doch wäre p. 138 n. o.
anstatt Bianchini’s missverständlicher Conjectur collocatum, cο 1 -
latum herzustellen gewesen, in der Bedeutung: mitgetheilt, vor-
getragen, allenfalls r eia tum zu setzen. Zu den sonst überall ge-
wissenhaft aufgesuchten Bibelstellen ist p. 140 Job. 8, 10 nachzu-
tragen, und die betreffenden Worte sind cursiv zu drucken.
Einige neue Fragmente von Briefen Johanns VIII. gewährte
eine Turiner Handschrift, eine Genter ein merkwürdiges Schreiben
des Dogen von Venedig nebst seinem Clerus an König Heinrich I.
und dessen Bischöfe über ein am h. Grabe in Jerusalem angeblich
geschehenes Wunder und die in Folge davon erfolgte Taufe der
Juden daselbst und im griechischen Reiche. König Heinrich wird
dringend ermahnt, diesem Vorgänge zu folgen, was er indessen
unterlassen hat.
Hierauf folgen noch die höchst barbarischen Verse, in welchen
am Schluss einer Handschrift der ps. isidorischen Sammlung der
Schreiber Agifred zuerst seiner Freude über die vollendete Arbeit
Luft machte, dann aber den Bischof Azo von Ivrea (um 876) pries;
angehängt sind die einst von Bethmann erwähnten Verse aus
der Zeit Karls des Grossen, welche nach Bethmanns Meinung auf
den Gebrauch arabischer Zifern sich beziehen. In Wirklichkeit
liegt aber auch hier, wie so häufig, nur eine Verwechselung mit
den boethischen Zahlzeichen vor. Die sehr dunklen Verse zu ent-
räthseln, ist scharfsinnigen Lesern vorbehalten, welche an Zeit
Ueberfluss haben.
Den Beschluss endlich bildet ein Abdruck des Verzeichnisses
der Erzbischöfe von , Mailand bis 1018 aus der Bamberger Hand-
 
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