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Nr. 17.

HEIDELBERGER

1871.


Dümmler: Gesta Bereugarii.

(Schluss.)
Auffallender Weise lässt Dümmler es noch unentschieden, ob
nicht der Commentar von dem Dichter selbst herrühre, da doch
von diesem immer in der dritten Person geredet wird, und öfter
vorkommende Ausdrücke wie bene clixit solche Autorschaft aus-
zuschliessen scheinen. Dagegen wäre es sehr möglich, dass er schon
selbst einige geschichtliche Deutungen an den Rand geschrieben
hätte, welche der Commentator verwerthete. Leider sind deren
überhaupt sehr wenige; der vorherrschende Gesichtspunkt ist der
grammatische und etymologische. Aus Servius und einigen anderen
Quellen werden die Erklärungen geschöpft, deren Ursprung der
Herausgeber mit erstaunlichem Fleiss erforscht hat, so wie nicht
minder die Herkunft der fremden Federn, mit welchen der Autor
sich reichlich, vorzüglich aus Statius, geschmückt hat. Dem Glos-
sator war das nicht unbekannt; es gereichte aber eine solche Aus-
beutung der alten Dichter damals nicht zur Unehre. Bemerkens-
werth ist, dass eine Erklärung mancher Mythen unterlassen wird,
weil diese Geschichten jedermann ohnehin bekannt seien. Die
griechische Sprache war dem in seiner Art gelehrten Glossator
ganz bekannt, und der Zweck dieser ausführlichen Erläuterungen
kann wohl nur in der Absicht gefunden werden, das Gedicht in
der Schule zu behandeln.
Äusser der eingehenden Würdigung und Kritik des Gedichtes
selbst, hat Dümmler auch die Geschichte Berengars in der Einlei-
tung eingehend behandelt, und am Schluss ein Verzeicbniss der
von ihm und seinen Nebenbuhlern ausgestellten Urkunden zusammen-
gestellt. Es bedarf kaum der Erwähnung, dass diese Untersuchungen
von demselben gediegenen Werthe sind, wie die übrigen Arbeiten
desselben Verfassers. Beigegeben sind nun ausserdem noch einige
andere, nicht minder willkommene Stücke. Zuerst die sapphische
Ode zum Preise des Bischofs Adalhard von Verona, welche
gegen das Jahr 900 verfasst ist, und durch ihre verhältnissmässige
Correctheit in dieser Zeit in Erstaunen setzt. Die aus Bobio stam-
mende vaticanische Handschrift wurde durch Herrn Dr. Franz
Rühl für diese Ausgabe verglichen; doch bleiben noch einige Be-
denken. So ist p. 134 v. 15 populus nur ein Druckfehler für
populos, und v. 39 muss wegen des Metrum geschrieben wer-
LXIV. Jahrg. 4, lieft 17
 
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