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Λ. 9. HEIDELBERGER 1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

K rause, J. H. Die Eroberungen von Constantinopel im dreizehnten
und fünfzehnten Jahrhundert durch die Kreuzfahrer, durch
die nicäischen Griechen und durch die Türken, nach byzan-
tinischen, fränkischen, türkischen Quellen und Berichten. Halle,
G. Schwetschke, IS70.
Die Geschichte der Eroberungen von Constantinopel, wie sie
der gelehrte Verfasser hier entworfen hat, setzt die Kenntniss der
Topographie dieser altberühmten Residenz der Kaiser voraus.
Naturgemäss musste er darüber Aufklärungen geben, wenn die
Darstellung in ihren Details ihr Interesse bei seinem Leser behal-
ten sollte. Das hat er denn auch in einem einleitenden Capitel
mit so viel Takt gethan, dass ich die Ausführlichkeit nicht tadeln
kann, und zugleich mit genug Geist, um dem Leser den Eindruck
zu lassen, dass umfassende Erudition die hauptsächlichste der Be-
dingungen war, welche ihm dieses lehrreiche Capitel schreiben half.
Uebrigens hatte er selbst sich durch sein früher erschienenes Werk
über die Byzantiner des Mittelalters den besten Weg dazu ge-
bahnt.*)
Im Hinblick auf den stoffreichen Inhalt der über fünfzehn
Bogen betragenden Schrift und bei dem knappen Raume, den ich
hier beanspruchen darf, muss ich es mir versagen, auf dies ein-
leitende Capitel genauer einzugehen.
Hauptsächlich beschäftigen den Verfasser die Eroberung durch
die Kreuzfahrer, und die Eroberung durch die Türken, während
dem Handstreiche, durch den die nicänischen Byzantiner sich der
alten Residenz wieder bemächtigten, nur kurz Rechnung getragen
zu werden brauchte. Er hatte sich zu diesem kurzen Abschnitte
(S. 101 u. ff.) eigentlich eine Nöthigung durch die Ausdehnung
auferlegt, die er dem ersten Abschnitte über die Thatsache der
wirklichen Belagerung hinaus gegeben hat.
Dieser erste Abschnitt ist mehr als eine blosse Geschichte der
Belagerung Constantinopels durch die Franken. Der Verfasser gibt
mehr als er verspricht. Der Abschnitt ist zugleich eine Geschichte
des sogenannten lateinischen Kaiserthums selbst, wie ich gleich
zeigen werde, wenn auch dieselbe nicht über den Werth einer
Uebersicht hinausreicht. Wenn der Verfasser sie als solche beab-
sichtigte, so war es jedenfalls vernünftig, sich kurz zu fassen, um
dem Titel seiner Schrift das Recht zu lassen.
*) Eine Anzeige dieses Werkes hat ein früherer Jahrgang der Heidelb.
Jahrbb. gebracht (1869. Nr. 39).
LX1V. Jahrg. 2. Heft.

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