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Nr, 25.

HEIDELBERGER

1871,


Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum editum consilio et
inpensis academiae litterarum caesareae Vindobonensis. Vol.
111. S. Thasci Caecili Cypriani opera omnia ex recensione
G. Hartelii. Pars 11. 111. Wien, C. Gerold’s Sohn, 1871.
S. 468—842. S. 1—462. 1—CXX1. gr. 8.
Hartel’s akademische Ausgabe des Cyprian, deren ersten Band
Ref. in diesen Jahrbüchern 1868 S. 785 ff. anzeigte, ist nun nach
vierjähriger eifriger Thätigkeit vollendet. Oer zweite Band ent-
hält die 81 Briefe des karthagischen Kirchenfürsten, der dritte
die unächten ihm zugeschriebenen Schriften, die z. Th. ihm gleich-
zeitig, z. Th. aber auch späteren, sogar mittelalterlichen Ursprungs
sind: De spectaculis, De bono pudicitiae, De laude martyrii, Ad
Novatianum, De rebaptismate, De aleatoribus, De duobus monti-
bus, De Judaica incredulitate, Adversus Judaeos, Orationes duae,
De duodecim abusivis saeculi, De singularitate clericorum, De du-
plici martyrio, De pascha computus, 4 Briefe, sechs Gedichte (über
diese s. unten), sodann_ Indices (scriptorum; nominum et rerum;
verborum et locutionum) und endlich die erwartete kritische Vor-
rede; zum Schlüsse ist eine alte Cypriani vita beigefügt. — Indem .
wir nun an der Hand der praefatio die Ausgabe betrachten, so
müssen wir bekennen, dass die am schwierigsten Stoffe mit ge-
übter, methodischer Sicherheit ausgeführte Arbeit das Gefühl voller
Befriedigung erregt. Die Schwierigkeit liegt hier nicht wie bei
vielen der antiken Autoren darin, über die gegebene Tradition
hinaus den Worten des Schriftstellers nachzuspüren, sondern fast aus-
schliesslich darin, die Tradition selbst zu untersuchen und zu con-
struiren. Dies aber, was für die meisten der alten christlichen
Autoren die Hauptsache ist, wird nicht nur durch die verhältniss-
mässig grosse Zahl von in sehr frühe Zeiten zurückreichenden Hand-
schriften, sondern besonders durch die schon in jenen wuchernde
systematische Interpolation — oder nenne man’s Recension — er-
schwert. Gerade zur Erkenntniss des Verfahrens der Grammatiker
des vierten bis sechsten Jahrhunderts oder derer, die sonst damals
ein derartiges Interesse hatten (z. B. der Priester, welche bestimmten
Klassen oderProvinzen gewisseSchriften mundgerecht machen wollten),
sind uns aber die Handschriften der Kirchenväter ihrer grossem Zahl
wegen wichtiger als die der meisten andern Schriftsteller, bei wel-
chen übrigens dasselbe Verfahren fast allgemein üblich war, nur
dass es für uns in den meisten Fällen, wo sich alle erhaltenen
mss. aus einem einzigen Archetypus herleiten und somit nur eine
einzige der damals entstandenen Familien vertreten, nicht mehr so
LXIV. Jahrg. 5. Heft - 25
 
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