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Nr. 2.

1871.

HEIDELBERGER

Neueste Literatur auf dem Gebiete der autiken
Vasenkunde.

(Fortsetzung.)
Anders ist aber die Darstellung des Bildes bei Fröhner: zwei
Instrumente in den Händen der Satyren sind nicht Schmiede-
hämmer, sondern in der That grosse Hacken das Erdreich aufzu-
lockern, aufzureissen, wie der Weinberg behackt wird im begin-
nenden Frühjahr. Die Scene geht durchaus im Freien vor sich, auf
einem neu angebrochenen Erdhügel, mit aufspriessenden Blumen,
der Kopf der Frau wird nicht gehämmert, sondern ist bei der Erd-
arbeit der Satyren urplötzlich emporgestiegen und in seiner Wen-
dung ist das Aufsteigen zum Lichte, ist ein fragendes sich Bewusst-
werden ausgesprochen. Die beiden Eroten, mit emporgeführt als
Begleiter, wie dies so schön in der hesiodeischen Schilderung der
Wassergeburt Aphrodites geschildert wird (Theogon. 201): τη ό’
Ερος ώμάρτηΰε καί Ίμερος εΰπετο καλός γεινομεντ] τα πρώτα
&εών τ ές φνλον ί’ονΰί], begrüssen froh die Tageswelt. Es ist in
der That in diesem Vasenbild etwas von dem Jubel und Glanz
eines Frühlingstages mit spriessenden Blumen, schmetterndem Ler-
chengesang und zugloich kräftiger Menschenarbeit im Boden. Wer
wollte läugnen, dass in der Reihe dieser Vasenbilder mit aufstei-
gendem Frauenhaupt ein gemeinsamer Urgedanke zu Grunde liegt,
aber es wird derselbe erst fruchtbar, wenn er in seiner verschie-
denen nähern Bestimmung je nach dieser oder jener mythologi-
schen Ausbildung scharf gefasst wird.
Die auf Tafel VII unter 1 und 2 veröffentlichten Vasenbilder
gehören jener Reihe zierlicher, anmuthiger Darstellungen in Roth-
braun, Weiss und Goldschmuck auf schwarzem Grunde an, welche
eine Reihe sog. Aryballen oder Lekythien, kleiner, meist gedrückter,
aber ausserordentlich fein gebildeter Salbgefässe schmücken, über
welche 0. Jahn in seiner trefflichen Gelegenheitsschrift für Ed. Ger-
hard »über bemalte Vasen mit Goldschmuck. Leipzig 1865« ge-
handelthat. Die sehr bestimmt gefasste Ausdeutung der einen Scene
auf Aphrodite, Adonis und Eros ist durchaus unzulässig. Die auf
den Stufen eines Altars mit einem eng bekleideten, alterthümlichen
Götterbild, einer Artemis etwa nach analogen Bildern, sitzende
weibliche Gestalt, deren Oberkörper entblösst ist, welche in ihrer
Haltung, wie des zum Theil en face gewandten Gesichts den un-
verkennbaren Ausdruck von Trauer, von Verlassenheit zeigt, zu der
LXIV. Jahrg. l.Heft. 2
 
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