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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 1.1891

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Cantor, Moritz: Albrecht Dürer als Schriftsteller: Vortrag gehalten im Historisch-Philosophischen Verein zu Heidelberg am 12. Februar 1888
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Oechelhäuser, Adolf von: Philipp Hainhofers Bericht über die Stuttgarter Kindtaufe im Jahre 1616
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https://doi.org/10.11588/diglit.29031#0264
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hofer somit zugleich das Amt eines Unterhändlers in Kunst- und kunst-
gewerblichen Sachen im weitesten Umfänge des Wortes. Dieser Doppel-
charakter seiner Thätigkeit macht die Hainhofer’sche Korrespondenz zu
einer der wertvollsten Quellen für die Geschichte seines Zeitalters so-
wohl in politischer als kirnst- und kulturgeschichtlicher Hinsicht.

Betrachten wir zunächst die weiteren Schicksale dieses eigenartigen
Mannes. Das Hainhofer’sche Geschlecht gehörte von Anfang an zur
evangelischen Partei, und mit dieser hat Philipp an der Spitze des
öffentlichen Lebens alle Wandlungen innerhalb der Mauern seiner Vater-
stadt durchgemacht. Nachdem er im Jahre 1614 „an den Strafsitz“,
1628 zum Zechpfleger bei St. Anna und 1629 zum Assessor beim Stadt-
gericht erwählt worden war, wurde ihm infolge des Fortschreitens der
jesuitischen Reaktion und gemäss dem sich mehrenden Übergewicht der
katholischen Ratspartei eines dieser Ehrenämter nach dem anderen
wieder entzogen, bis im Jahre 1631 sogar seine Entfernung aus dem
Rate erfolgte. Der durch Gustav xkdolfs Eingreifen veranlasste Auf-
schwung der evangelischen Sache und die vorübergehende Anwesenheit
des Königs in Augsburg führten für kurze Zeit einen Umschwung zu
Gunsten der Evangelischen und mancherlei Ehrenbezeugungen für Hain-
hofer herbei, doch bald folgte eine um so stärkerer Rückschlag und das
völlige Ausscheiden des alternden Patriziers aus dem öffentlichen Leben
seiner Vaterstadt.

Um so energischer widmete er jetzt Zeit und Kraft der Vermehrung
seiner Kunstsammlungen, zu denen der Grund bereits auf seiner oben
erwähnten ersten grossen Studienreise gelegt zu sein scheint. Bereits im
Jahre 1606 finden wir nämlich im „Lebenslauf“ den Besuch des Herzogs
Wilhelm von Bayern in Hainhofers „Kunstkammer“ verzeichnet, und
in weiterer Folge dann fast alle bedeutenden und hohen Persönlichkeiten,
welche die Reichsstadt berühren, als Besucher im Hainhofer’sehen Hause.
Sammeln und Handeln gingen dabei, wie auch heute meist noch, Hand
in Hand, und die letzte Freude des Sterbenden war die Nachricht vom
glücklichen Verkaufe eines der Hauptstücke seines Kabinets, eines kost-
baren Schreibtisches. Am 23. Juli 1647 schloss der unermüdliche Mann
die Augen, nachdem ihm die letzten Lebensjahre durch Wasser- und
Schwindsucht zu einer fortgesetzten Leidenszeit geworden waren.

Ausser den dauernden Verbindlichkeiten, die Hainhofer den genann-
ten Fürsten gegenüber eingegangen war, und den Reisen, die er in deren
Auftrag unternahm, erfahren wir auch wiederholt, besonders nach dem
Ableben Philipps II (1618), von gelegentlichen Missionen und Reisen im
 
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