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Agent, indem Heinrich IV von Frankreich ihn an Stelle seines ver-
storbenen Oheims „in Bestallung nahm.“
Derartiger mehr oder minder geheim auftretender Agenten hat die
Diplomatie zu keiner Zeit entraten können; im XVI. Jahrhundert zumal
hatte sich inmitten der hochgehenden Wogen des kirchenpolitischon
Kampfes dies Nachrichtenwesen in einer Weise entwickelt, dass an jedem
einigermassen bedeutenderen Centrum des öffentlichen liebens und Ver-
kehrs eine Anzahl besoldeter Berichterstatter vorhanden war, die ihre
Fürsten und Kabinette regelmässig mit entsprechenden Nachrichten über
den Lauf der politischen Dinge zu versehen oder auch nur vorüber-
gehend über ein besonderes Ereignis zu unterrichten hatten. In dieser
Eigenschaft sehen wir Hainhofer während des grössten Teiles seines
Lebens thätig: zuerst, wie bereits erwähnt, in Diensten des französischen
Königs, dann im Jahre 1608 als Agent des Markgrafen Friedrich von
Baden und seit 1610 in engstem Verkehr mit dem Herzog Philipp II
von Pommern-Stettin, für den auch der nachstehende Bericht verfasst
worden ist.
Es liegt auf der Hand, dass dem evangelischen Stettiner Hofe in
den Zeiten, die dem Ausbruche des grossen Krieges vorangingen, doppelt
daran gelegen sein musste, in schneller und zuverlässiger Weise über
die Vorgänge in Süddeutschland, besonders an den Höfen von München,
Stuttgart und Heidelberg orientiert zu werden. Der gelehrte Augsburger
Patrizier, der mitten im öffentlichen Leben stand und an einem Orte lebte,
wo die Gegensätze zwischen den Anhängern der alten und der neuen
Kirche noch völlig unausgeglichen waren, in einer Stadt, welche auch
damals noch mit Kecht als das Hauptcentrum des süddeutschen Handels-
verkehrs betrachtet wurde, Hainhofer erschien in der That als geeig-
netste Persönlichkeit zur Übernahme eines derartigen Vertrauensamtes,
und in wie gewissenhafter Weise er sich seiner Pflichten erledigte,
davon zeugen die noch erhaltenen Teile seiner Korrespondenz mit Her-
zog Philipp.
Aber nicht auf das Politische und die Tagesneuigkeiten beschränkte
sich dieser briefliche Verkehr, eine ebenso bedeutsame Stelle nahmen in
demselben die Nachrichten ein über Ankauf von Kunstgegenständen
oder Kuriositäten aller Art, über die Bemühungen Hainhofers zu Gunsten
des herzoglichen Stammbuches, über den Fortschritt der unter seiner
Leitung in Augsburg für den Herzog gefertigten Kunstgegenstände, über
Besorgung von Büchern, Arzneimitteln, Edelsteinen, Hirschgeweihen
u. dgl. m. Neben der Stellung eines politischen Agenten versah Hain-
Agent, indem Heinrich IV von Frankreich ihn an Stelle seines ver-
storbenen Oheims „in Bestallung nahm.“
Derartiger mehr oder minder geheim auftretender Agenten hat die
Diplomatie zu keiner Zeit entraten können; im XVI. Jahrhundert zumal
hatte sich inmitten der hochgehenden Wogen des kirchenpolitischon
Kampfes dies Nachrichtenwesen in einer Weise entwickelt, dass an jedem
einigermassen bedeutenderen Centrum des öffentlichen liebens und Ver-
kehrs eine Anzahl besoldeter Berichterstatter vorhanden war, die ihre
Fürsten und Kabinette regelmässig mit entsprechenden Nachrichten über
den Lauf der politischen Dinge zu versehen oder auch nur vorüber-
gehend über ein besonderes Ereignis zu unterrichten hatten. In dieser
Eigenschaft sehen wir Hainhofer während des grössten Teiles seines
Lebens thätig: zuerst, wie bereits erwähnt, in Diensten des französischen
Königs, dann im Jahre 1608 als Agent des Markgrafen Friedrich von
Baden und seit 1610 in engstem Verkehr mit dem Herzog Philipp II
von Pommern-Stettin, für den auch der nachstehende Bericht verfasst
worden ist.
Es liegt auf der Hand, dass dem evangelischen Stettiner Hofe in
den Zeiten, die dem Ausbruche des grossen Krieges vorangingen, doppelt
daran gelegen sein musste, in schneller und zuverlässiger Weise über
die Vorgänge in Süddeutschland, besonders an den Höfen von München,
Stuttgart und Heidelberg orientiert zu werden. Der gelehrte Augsburger
Patrizier, der mitten im öffentlichen Leben stand und an einem Orte lebte,
wo die Gegensätze zwischen den Anhängern der alten und der neuen
Kirche noch völlig unausgeglichen waren, in einer Stadt, welche auch
damals noch mit Kecht als das Hauptcentrum des süddeutschen Handels-
verkehrs betrachtet wurde, Hainhofer erschien in der That als geeig-
netste Persönlichkeit zur Übernahme eines derartigen Vertrauensamtes,
und in wie gewissenhafter Weise er sich seiner Pflichten erledigte,
davon zeugen die noch erhaltenen Teile seiner Korrespondenz mit Her-
zog Philipp.
Aber nicht auf das Politische und die Tagesneuigkeiten beschränkte
sich dieser briefliche Verkehr, eine ebenso bedeutsame Stelle nahmen in
demselben die Nachrichten ein über Ankauf von Kunstgegenständen
oder Kuriositäten aller Art, über die Bemühungen Hainhofers zu Gunsten
des herzoglichen Stammbuches, über den Fortschritt der unter seiner
Leitung in Augsburg für den Herzog gefertigten Kunstgegenstände, über
Besorgung von Büchern, Arzneimitteln, Edelsteinen, Hirschgeweihen
u. dgl. m. Neben der Stellung eines politischen Agenten versah Hain-