Das Katharinenfest der Heidelberger Artisten-
fakultät.
Ein Beitrag zur inneren Geschichte mittelalterlicher Hochschulen.
Von
Karl Hartfelder.
Die mittelalterlichen Hochschulen waren kirchliche Anstalten. Viele
derselben sind durch die Kirche allein oder durch ein Bündnis von
Staat und Kirche gegründet. Ihre Lehrer waren Geistliche, selbst in
der medizinischen Fakultät, und bezogen ihren Gehalt in der Begel aus
kirchlichen Pfründen. Die Lebensordnungen für Lehrer und Schüler
zeigen in allen Punkten einen kirchlichen Charakter. Die Mehrzahl der
Studenten wohnt in den sogenannten Contubernien oder Bursen, d. h.
klösterlich eingerichteten Studierhäusern. Sie sind verpflichtet, in einer
Kleidung einherzugehen, die an die mönchische Tracht erinnert; man
erwartet von ihnen wie von den Professoren regelmässigen Besuch des
Gottesdienstes.x) Die akademischen Feste sind anfangs wohl ausnahms-
los Festtage des Kirchenjahres.1 2)
Dem entsprechend wird auch jede Fakultät von einem Heiligen
oder einer Heiligen patronisiert. Die zahlreichste der Fakultäten, aber
die letzte in der Eeihe und den andern nicht gleich an Würde, ist die
artistische, wofür wir jetzt philosophische zu sagen pflegen, so genannt
von den sieben freien Künsten, septem artes liberales, welche den Gegen-
stand des Unterrichts bildeten. Erst wenn man die Vorlesungen und
Übungen der Artistenfakultät erledigt hatte, stieg man in eine der
1) Vgl. darüber G. Kaufmann, Die Geschichte der deutschen Universitäten.
Bd. I. Vorgeschichte. Stuttgart 1888. Aug. Thorbecke, Geschichte d. Universität
Heidelberg I. (Heidelberg 1886). S. 42 fl’.
2) Vgl. Ed. Winkelmann, Urkundenbuch der Universität Heidelberg (Hei-
delberg 1886). 1. Nr. 10. S. 13.
fakultät.
Ein Beitrag zur inneren Geschichte mittelalterlicher Hochschulen.
Von
Karl Hartfelder.
Die mittelalterlichen Hochschulen waren kirchliche Anstalten. Viele
derselben sind durch die Kirche allein oder durch ein Bündnis von
Staat und Kirche gegründet. Ihre Lehrer waren Geistliche, selbst in
der medizinischen Fakultät, und bezogen ihren Gehalt in der Begel aus
kirchlichen Pfründen. Die Lebensordnungen für Lehrer und Schüler
zeigen in allen Punkten einen kirchlichen Charakter. Die Mehrzahl der
Studenten wohnt in den sogenannten Contubernien oder Bursen, d. h.
klösterlich eingerichteten Studierhäusern. Sie sind verpflichtet, in einer
Kleidung einherzugehen, die an die mönchische Tracht erinnert; man
erwartet von ihnen wie von den Professoren regelmässigen Besuch des
Gottesdienstes.x) Die akademischen Feste sind anfangs wohl ausnahms-
los Festtage des Kirchenjahres.1 2)
Dem entsprechend wird auch jede Fakultät von einem Heiligen
oder einer Heiligen patronisiert. Die zahlreichste der Fakultäten, aber
die letzte in der Eeihe und den andern nicht gleich an Würde, ist die
artistische, wofür wir jetzt philosophische zu sagen pflegen, so genannt
von den sieben freien Künsten, septem artes liberales, welche den Gegen-
stand des Unterrichts bildeten. Erst wenn man die Vorlesungen und
Übungen der Artistenfakultät erledigt hatte, stieg man in eine der
1) Vgl. darüber G. Kaufmann, Die Geschichte der deutschen Universitäten.
Bd. I. Vorgeschichte. Stuttgart 1888. Aug. Thorbecke, Geschichte d. Universität
Heidelberg I. (Heidelberg 1886). S. 42 fl’.
2) Vgl. Ed. Winkelmann, Urkundenbuch der Universität Heidelberg (Hei-
delberg 1886). 1. Nr. 10. S. 13.