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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 1.1891

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Cantor, Moritz: Albrecht Dürer als Schriftsteller: Vortrag gehalten im Historisch-Philosophischen Verein zu Heidelberg am 12. Februar 1888
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https://doi.org/10.11588/diglit.29031#0025

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All)reclit Dürer als Schriftsteller.

Vortrag gehalten im Historisch-philosophischen Verein zu Heiilelberg
am 12. Februar 1888

von

Moritz Cantor.

Wer kennt nicht Alb recht Dürer als einen der hervorragendsten
Künstler, den Deutschland hervorgebracht hat? Dieser Frage könnten
wir fast die Gegenfrage an die Seite stellen: wer kennt Albrecht Dürer
als einen der hervorragendsten Schriftsteller aus dem ersten Dritteil des
sechzehnten Jahrhunderts? Diese letztere Kenntnis, wenigstens unter
den Mitgliedern unseres Vereins, zu verallgemeinern ist der Zweck dieses
Vortrags. Eine kurze Lebensskizze des so vielseitig bedeutenden Mannes
mag als Einleitung dienen.

Albrecht Dürer der jüngere, wie er im Gegensätze zu seinem Vater,
dem älteren Albrecht Dürer genannt werden könnte, ist ein echter Nürn-
berger gewesen. In Nürnberg ist er am 21. Mai 1471 geboren, in Nürn-
berg am 6. April 1528 gestorben, in Nürnberg hat er gelebt, geschaffen,
in Nürnberg am 7. Juli 1495 ein Weib genommen, mit welchem er
glücklich gelebt zu haben scheint, wenn auch aus einem, zwei Jahre
nach Dürers Tode geschriebenen Briefe Pirkheimers. seines engsten
Freundes, die entgegengesetzte Folgerung hat gezogen- werden-wollen.
Albrecht Dürer, der Vater, war ein aus Ungarn eingewanderter Gold-
schmied und hätte es am liebsten gesehen, wenn der Sohn sein Gewerbe
fortgesetzt hätte. Aber eben dieser Sohn hatte eine unbezwingliche
Neigung zur Malerei, und es gelang ihm, den Vater dazu zu vermögen,
dass er ihm gestattete, dieser Neigung zu folgen. Eine in Wien be-
findliche Silberstiftzeichnung von 1484 — Selbstporträt des 13-jährigen
Knaben — wird nicht selten als diejenige Probe der Leistungsfähigkeit
bezeichnet, der gegenüber der Vater seinen Widerstand aufgab.

Die Erziehung des jungen Dürer war die eines Goldschmiedsohnes
im damaligen Nürnberg. Allerdings ragte diese Reichsstadt gerade um
 
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