Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 8.1898

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Lämmerhirt, Horst: Rosalien und Pasqua Rosa: ein Beitrag zur Geschichte des Kultes
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29034#0015
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Rosalien und Pasqua Rosa.

Ein Beitrag zur Geschichte des Kultes.

Von

H. Lämmerliirt.

Es giebt nur zwei wahre Religionen, die eine, die
das Heilige, das in und um uns wohnt, ganz formlos,
die andere, die es in der schönsten Form anerkennt
und anbetet. Alles, was dazwischen liegi, ist Götzen-
dienst.

Goethe, Sprüche in Prosa.

I.

In einer Predigt zu Mariä Lichtmess erzählte Papst Innocenz III.
mit löblicher Unbefangenheit von der Entstehung dieses Festes. Den
Fackelzug der altsizilischen Proserpinafeier hätten die „heiligen Väter“
in die Kerzenprozession zu Ehren der Jungfrau Maria verwandelt, „da
sie jenen Brauch nicht gänzlich ausrotten konnten“. „Und auch des-
halb, fügte der Papst hinzu, tragen wir die brennenden Lichter, um wie
die klugen Jungfrauen mit brennenden Lampen einzugehen zur Hoch-
zeit“ 3). Das Gleichnis warf in die gehobene Stimmung des wallfah-
renden Volkes den Funken einer mystischen Glut, die zur reinigenden
Flamme werden konnte.

Ähnlich wusste die Kirche zuweilen heidnischen Festgebräuchen,
die sie vergeblich bekämpfte, eine christliche Seele einzuhauchen. Frei-
lich hängte sich fortan alles in den Tiefen der Kultur fortwuchernde,
innere Heidentum, alle Vergröberung und Herabziehung des christlichen
Glaubens vorzugsweise an diese Erbschaft einer niederen Weltanschau-
ung. Und unaufgelöst blieb jener Zwiespalt, der sich, seit Kaiser Kon-
stantins Mailänder Duldungsedikt zum mindesten, durch die Geschichte

D Migne, Patrol. Lat., vol. 217, col. 510.

NEUE IIEIDELB. JAIIRBUECHER VIII.

1
 
Annotationen