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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 9.1899

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Schneegans, Friedrich Eduard: Batisto Bonnet: ein provenzalischer Bauer und Schriftsteller
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https://doi.org/10.11588/diglit.29061#0208
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200 F. Ed. Schneegans: Batisto Bonnet. Ein provenzalischer Bauer und Schriftsteller.

terre) und die Poesie des Landlebens in ihrer herben Grösse auszudrücken.
Zahlreiche Bilder schildern, wie die Erzählungen Bonnet’s, die „Tage
und Arbeiten“ des Landlebens, die Freuden der Familie. Aber in einer
Gestalt von unerbittlicher Herbheit hat Millet seine Auffassung des
Landlebens symbolisch dargestellt: in öder Landschaft, auf steinigem
mit Disteln bewachsenem Boden, steht auf eine Hacke gestützt, abge-
härmt von der schweren, freudlosen Arbeit, ein Bauer, der mit leerem
ausdruckslosem Blick in dumpfer Ergebenheit fragend in die Ferne starrt.
Millet’s ÄMann mit der Hacke“ ist wie eine stumme Anklage gegen
das Schicksal, wie eine angstvolle Frage nach dem Zweck und dem
Wert des menschlichen Daseins und menschlicher Arbeit. Solche Fragen
und die Stimmung, aus der sie hervorgehen, sind Bonnet fremd. Eine
schlichte Frömmigkeit, die quälende Zweifel nicht aufkommen lässt, die
überreiche Natur, in der er aufgewachsen ist und die zu überströmen-
dem harmlosem Lebensgenuss auffordert und deren Schönheit zu erfassen
und künstlerisch auszudrücken ihm gegeben ist, bilden ein genügendes
Gegengewicht zu den Mühen und Schmerzen des Daseins. In diesen
starken Künstlernaturen sind zwei Lebensauffassungen verkörpert, aus
deren Yerbindung und gegenseitiger Durchdringung die Eigenart vieler
Werke moderner französischer Künstler — eines Chateaubriand, Renan,
Hugo, Yigny — sich herausgebildet hat: nordische Innerlichkeit und die
heitere Sinnlichkeit des Südländers, seine Freude am Leben, an der Farbe,
an körperlicher Schönheit und lichtvoller Darstellung.
 
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