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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1929

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Bilabel, Friedrich: Die gräko-ägyptischen Feste
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https://doi.org/10.11588/diglit.47615#0009
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Die gräko-ägyptisdien Feste
Von F. Bilabel in Heidelberg
G. Vitelli zum 80. Geburtstag zugeeignet
I
Die nachfolgende Untersuchung ist einerseits aus den Vor-
arbeiten zu einem größeren Buche ,Die Entwicklung der altorien-
talischen Religionen von den Anfängen bis in die hellenistisch-
römische Zeit4 erwachsen, welches unter besonderer Betonung der
religiösen Entwicklung der Spätzeit das für sie bis jetzt bekannte
Material nach Möglichkeit aufarbeiten und so eine Vorstudie zum
3. Bande meiner ,Geschichte Vorderasiens und Ägyptens4 sein soll.
Dann aber gab ein noch unveröffentlichter, erst kürzlich erworbener
Papyrus der Heidelberger Universitätsbibliothek mit z. T. neuen
ägyptischen Festnamen, die nähere Veranlassung, gerade die ägyp-
tischen Feste einstweilen monographisch zu behandeln.
Es ist nicht überflüssig zu betonen, daß es ein Trümmerfeld ist,
das der Bearbeiter ägyptisch-hellenistischer Religion aufzuräumen
hat, auf dem nur hier und dort eine Säule,· ein Mäuerchen noch auf-
recht steht. Ein klares Bild der ägyptischen Feste, upd ihrer Ent-
wicklung läßt sich so gut wie nirgends mit dem vorliegenden Ma-
terial zeichnen. Aber dieses überhaupt nur erst: einmal zu über-
blicken, ist der Hauptzweck dieser Arbeit. m
Obwohl Ägypten während langer Jahrtausende ein — gelegent-
lich allerdings auch wieder sich auflösendes ■— Einheitsreich war,
ist der Versuch mächtiger ägyptischer Priesterschaften — etwa in
Heliopolis oder Theben — ein gemeinsames, für das ganze Gebiet
verbindliches Pantheon zu schaffen, doch nirgends im Lande ganz
durchgedrungen. Die Vereinheitlichungsbestrebungen sind immer
wieder gekreuzt worden durch die lokalen Sonderinteressen der
einzelnen Gaugötter, und in dieser Beziehung hat sich der Ursprung
des ägyptischen Staates aus Gauen, in welche er ja in Zeiten des
Niederganges regelmäßig zu zerfallen pflegte, niemals verleugnet:
der Gau ist immer eine religiöse Einheit gewesen, er hat an seinen
uralten Lokalgottheiten festgehalten, auch wenn die Anreicherung
mit Göttern anderer Gaue noch so stark, die Ausgleichung von in
ihren Funktionen ähnlichen Göttern innerhalb Ägyptens, die etwa
Hathor=Isis, Ammon=Rer usw. unter der Einwirkung priesterlicher
 
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