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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1929

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Bilabel, Friedrich: Die gräko-ägyptischen Feste
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https://doi.org/10.11588/diglit.47615#0059
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51

Ob die μεγάλη εορτή das Fest des Gaugottes, also des Oxyrhyn-
chosfisches, ist oder nicht, können wir nicht entscheiden.
45. Fest in (oder des Gottes) Thynis.
Die Einreihung dieses Festes hätte vermutlich auch unter A. ge-
schehen können, da Thynis, ein Name, der als Dorf mehrfach er-
wähnt ist, wohl gleichzeitig der eines Gottes dieses Ortes1 gewesen
ist. Der einzige zur Zeit veröffentlichte Beleg ist P. Lond. 3, S. 268,
No. 1036, Z. 8f. (6. Jahrh. n. Chr.)2, ein Landpachtvertrag, in
welchem zu den Lasten des Pächters auch die Lieferung eines,großen
Gefäßes mit Wein' alljährlich έν τή εορτή Θύνεως gehört.
C. Feste aus demotischen Texten.
Im Verhältnis zu dem aus hieroglyphischen Texten gewonnenen
Material, das ich hier nicht nochmals zusammenstellte, ergeben die
demotischen, soweit ich sie übersehe, fast nichts. Spiegelberg,
Demot. Papyrus Berlin, S. 19, erwähnt aus diesen Texten 1. Feste
des Gottes Derne, 2. hmnj des Derne, 3. hmnj des Mont. Griffith,
Catal. of demot. papyri in the John Rylands library III, S. 67 bietet
(aus der berühmten Eingabe des Peteese, Zeit Darius’ III.) zum
13. Mecheir das Fest des Gottes Psou (Schu), an dem jeder Bewohner
von Teuzoi (Hibeh) Bier trank. Die demot. Texte des Catalogue
General 39 (Spiegelberg, Die demot. Denkmäler II) machen uns
in No. 30801 (aus Pathyris) in Z. 14 mit einem ,Fest des Min‘ (wohl
im Pharmuthi) und in 30768 + 30771 (aus Pathyris) mit im Hathor-
tempel stattfindenden ,Opfern für das Fest im Monat PhaophE
bekannt. Das ist, soweit ich sehe, alles.
VI
Unter der immerhin nicht unbedeutenden Zahl von gräko-
ägyptischen Festen ist, wie ihre Betrachtung gelehrt hat, das aller-
meiste rein ägyptisch. Wenn wir von den römischen Kapitolia und
Saturnalia absehen, bleiben an unägyptischen und zwar griechischen
Festen nur etwa die Asklepia, Homereia (No. 6) und die Eleutheria
(No. 12). Es ist also, wie zu erwarten stand, der Einfluß der grie-
chischen Religion in Ägypten sehr gering gewesen, zumal ja die
Homereia kein eigentlich religiöses Fest waren. Die Griechen haben
sich in der Religion durchaus dem Ägyptertum gebeugt, sie haben
sich an die fremden Götter gewöhnt und sie — wahrscheinlich durch-
aus — in der seit alters landesüblichen einheimischen Form ver-
ehren lernen. So hat diese Hingabe zweifellos zum Abbau der älteren
griechischen Religion überhaupt sehr erheblich beigetragen.
1 Im Gau von Hermupolis Magna gelegen.
2 Zwei weitere Belege ebd. 1039 und 1056, die S.LIV/V beschrieben, aber nicht in extenso
veröffentlicht sind.
 
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