Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1930

DOI issue:
Wendland, Anna: Die Heidelberger Beziehungen der Kurfürstin Sophie von Hannover
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.47616#0053
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Heidelberger Beziehungen
der Kurfürstin Sophie von Hannover
Von Anna Wendland
Unter den bedeutenden fürstlichen Frauen, die dem Kurhause
zu Pfalz-Simmern angehören, hat der Lebensweg ihrer keiner
einen glänzenderen Aufstieg genommen, als er der Prinzessin
Sophie, des „Winterkönigs“ jüngster Tochter, beschieden war.
Den äußeren Verhältnissen nach schien dazu wenig Anlaß zu sein.
Halb verwaist, ehe noch das Bild des liebevollen Vaters sich dem
kindlichen Gedächtnis hatte einzuprägen vermocht, aufgewachsen
in dem glänzenden Elend einer verschuldeten Hofhaltung und
dann vermählt mit einem apanagierten Prinzen, der drei Brüder
vor sich, als „cadet des cadets“, abhängig von dem regierenden
Herrn blieb. Wahrlich, ein bescheidener Anfang für eine große
Zukunft! Und doch ist sie Wirklichkeit geworden. Als Kur-
fürstin von Hannover, der durch feierliche Akte die Anwartschaft
auf die drei Kronen Großbritanniens zugesichert war, hat die
geistvolle Pfälzerin einen hervorragenden Platz in der Weltge-
schichte erlangt. Aber das wäre noch nicht genug gewesen, ihr
Bild klar und lebensvoll durch Jahrhunderte hin zu erhalten,
wenn sie nicht selbst gleichsam zu Worte käme in ihren Memoiren
und Briefen, durch die ganze umfangreiche Literatur, die ihre
Persönlichkeit zum Gegenstände hat und noch immer neue Bei-
träge erhält. So ist es wohl berechtigt, erinnernd an die 3OOjähr.
Wiederkehr ihres Geburtstages, den 14. Okt. 1930, in diesen der
Geschichte ihrer Stammlande geweihten Blättern der hochgesinn-
ten, fürstlichen Frau zu gedenken.
Ob auch in den Niederlanden geboren und erzogen, ist ihr
doch von frühe an ihre deutsche Herkunft bewußt gewesen. Schon
in der Kinderstube hörte sie von der fernen Heimat, wenn die
älteren Geschwister spielten, als reisten sie nach „der lieben
Pfalz1“. Um dieses ihr unbekannte Land hatte ihr Vater Not
und Demütigungen bis hin zu seinem frühen Tode erduldet. Die
Pfalz blieb der unerreichte Preis in den vergeblichen kriegeri-
schen Unternehmungen seiner tapferen Söhne. Für sie war der
1 S. v. Spruner, Pfalzgraf Rupert, der Kavalier. Mündien 1884, S. 15.

4
 
Annotationen