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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Becker, Albert: Von Heidelberg zur Pfälzer Haardt und ihrem Wein
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0014
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bezaubernden Landschaft auf frohgemute Einzelwanderer, wie z. B. den
alten Chronisten unter den Heidelberger Studenten Friedrich Lucae, die
Brüder von Eichendorff, Alexander Pagenstecher, K. H. Brüggemann,
Karl Biedermann, Emil Frommei oder den jungen Heinrich von
Treitschke, der von solcher „Spritze in die Pfalz“ August 1854 seinem
besten Freunde und späteren Schwager Wilhelm Nokk und seinem
Freunde Heinrich Bachmann schrieb: „So habe ich denn die für die
Ferien projektierte Spritze in die Pfalz gemacht, habe dies adlige Land
gesehen, wo aus jeder Höhe eine rote Felsenmasse, eine natürliche Burg
auffaucht... Und dann der Gang am Rande der Haardt entlang, rechts
die herrlichen Weingärten, links das waldige burgenreiche Gebirg — nun,
Du kennst ja Goethes Schwärmerei für die Pfälzer Ebene, so kannst Du
den Genuß einer Wanderung am Bergabhang ermessenc.“ Wußte
Treitschke von jener Fahrt, die auch den jungen Goethe 1771 die deutsche
Weinstraße entlang über die Hänge der Haardt geführt hafte? Hatte
Goethe damals schon den guten Kallsfädter kennengelernt, den er drei
Jahre später für seinen Frankfurter Landsmann Johann Friedrich von
Fleischbein, den Träger eines Heidelberger Namens, „aufzutreiben
hoffte’“?
Und dieser gute Pfälzer Wein gewann noch manches Heidelberger
Herz; die Alten blieben dem Vorbild der Jugend freu: von dem be-
kannten Heidelberger Friedrich Creuzer73, von Ludwig Tieck und Karl
Philipp Kayser* 7 8; von dessen und des Heidelberger Verlegers Joseph En-
gelmann gastlichen Häusern zu Wachenheim9; vom Geschichtsschreiber
der Universität Heidelberg Johann Friedrich Haufz, dem wanderlustigen
Mineralogen Karl Cäsar von Leonhard und Verlagsbuchhändler Ch. F.
Winter10; von dem weinfrohen Zecherkreis um Scheffel und Häusser
hin zu Ludwig Eichrodt, Adolf Kußmaul und — seiner „ärztlichen Ma-
rianischen Kongregation“, die am letzten Mittwoch des Jahres in Neu-
stadt sich zusammenfand, um „bei edlem Pfälzer Wein“ nach des Jahres
c Max Cornicelius, Heinrich von Treitschkes Briefe I (Lpz. 1912) 245, 246.
7 Friedrich von Bassermann-Jordan: Goethe und der Wein. Den Mitgliedern
der Mannheimer Bibliophilen-Gesellschaft als Widmungsdruck gestiftet vom
Verfasser 1952, 7f.; Schiller und der Wein (Neustadt 1956). A. Becker in: Die
Pfalz am Rhein 1955, 446—447.
7a Karl Ellmendinger in: Volk und Heimat 1924, Nr. 40.
8 Franz Schneider—Karl Lohmeyer: Aus gärender Zeit (Vom Bodensee zum
Main 24, 1925).
9 Albert Carlebach, Joseph Engelmann in: Festgabe zum fünfzigjährigen Be-
stehen des Badisch-Pfälzischen Buchhändler-Verbandes. Heidelberg 1925,
197—225; Karoline Tenner (1800—68), 225. Zu Petersen s. Neuer Nekrolog der
Deutschen 16 (1858), 1, 546.
10 A. Becker in: Beiträge zur Heimatkunde der Pfalz 16, 1956, 51.
 
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