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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Becker, Albert: Von Heidelberg zur Pfälzer Haardt und ihrem Wein
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0013
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Wer von diesen längst verklungenen Erinnerungen her den Beziehun-
gen weiter nachgeht, die von Heidelberg und der alten Pfalz hinüber zur
neuen führen, den geleiten bald auch bekannte Gestalten jüngerer Heidel-
berger und Badener herüber und hinüber: so neben anderen die pfälzi-
schem Boden entstammenden badischen Staatsmänner Alexander von
Dusch (Neustadt) und Karl Friedrich Nebenius (Rhodt); der Dichter
und Arzt Johannes Posthius (Germersheim); der aus der Pfalz in ba-
dische Dienste gekommene Begründer der Medizinalpolizei Johann Peter
Frank (Rodalben); die drei namhaften Mediziner Johann Wilhelm,
Friedrich und Julius Arnold (Edenkoben); der Chirurg Max Joseph von
Chelius (Mannheim); der Neurologe Wilhelm Erb (Winnweiler); der
Pharmakologe Philipp Lorenz Geiger (Freinsheim); der Botaniker Gott-
lieb Wilhelm Bischoff (Bad Dürkheim); der Geschichtschreiber Ludwig
Häusser (Kleeburg); die Erforscher des Pfälzerlands und seiner Ge-
schichte Jakob Wille (Frankenthal) und Daniel Häberle (Daubornerhof).
Und wie hier der Ernst der Arbeit, so verbindet beide Rheinufer die
gleiche lockende Fülle des Bodens, die gleiche Volks- und Stammesart,
das gleiche genießerisch-frohe Behagen an lebenbejahender Lust und
Freude, der sich auch der Stammesfremde nicht zu entziehen vermag5.
Wie jeder Linksrheiner seine Feierstunden gern im Jungborn der Heidel-
berger Landschaft verbringt, so zog und zieht’s den Heidelberger immer
auch wieder hinüber an die Pfälzer Haardtberge, an die sprudelnden
Quellen ihres goldenen Weins. Wer nennt sie alle die Magister und
Scholaren, die schon diese Wege wanderten, lange, ehe die nun den
stolzen Namen tragende „Deutsche Weinstraße“ am Fuß der Haardt-
berge hinzog? Der Verfasser des „Struwwelpeters“, Heinrich Hoffmann,
1829—1832 in Heidelberg Student, schrieb später einmal in seinen Er-
innerungen: „Wenn ein Student in Heidelberg eben nicht viel arbeitet,
soll man nicht ein strenges Urteil über ihn fällen ... Es ist die wunderbar
herrliche Gegend, die milde Luft, die Wälder, die Täler, der Fluß — sie
alle rufen: Komm’ heraus, komm’ zu mir und wirf die Bücher in die
Ecke!“ Das tat fast geschlossen die ganze Heidelberger Studentenschaft,
als sie viele Hunderte stark, den Universitätsbehörden zum Trotz, die
Mauern der Musenstadt in gärender Zeit verließ und zweimal gekränkt
von dannen zog: August 1828 nach Frankenthal und zwanzig Jahre später
zu feuchtfröhlichem Lager nach Neustadt, der Stadt des alten Casi-
mirianums. Beschaulicher freilich und beglückender wirkte der Reiz der
5 Ä. Becker, Kurpfälzer Jahrbuch 2 (1926), 169—179; Pfälzer Volkskunde
(Bonn 1925), 80—99. Zur Geschichte und Art der „Weinstraße“ W. H. Riehl:
Die Pfälzer (Stuttgart 1907 3), 22ff. Im allgemeinen auch A. Becker: Der „Garten
Deutschlands“ (Beitr. z. Heimatk. d. Pfalz 9, 1928, 49).

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