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Neustadter Vorlesungen eröffnete; dazu der Meister biblischer Exegese
Franciscus Junius; der Erklärer des Heidelberger Katechismus, Johann
Piscator; der kurfürstliche Hofprediger Daniel Tossanus als praktischer
Theologe; der Hirte der Neustadter reformierten Gemeinde und Be-
arbeiter der Neustadter Bibel (1587), David Pareus; allen voran aber
der gelehrte Zacharias Ursinus, der gute Kenner der Propheten wie
des Aristoteles, mit Kaspar Olevianus 1563 der Verfasser des Heidel-
berger Katechismus. Und auch die übrigen reformierten Lehrer der
Heidelberger Hochschule zogen nach ihrer Ausweisung 1580 über den
Rhein hinüber an die Haardt. Zunächst einige Philosophen und Philo-
logen, so Simon Stenius; Lambertus Ludolphus Pithopoeus, ein Meister
der Rede und Liebling der studierenden Jugend; der Gräzist Hermann
Witekind (Augustin Lercheimer), der Schüler Melanchthons und Ver-
fasser der ersten Kritik am Speyerer Faustbuch von 1587. Über Logik
las in Neustadt Johannes Jugnitius; über Physik Fortunatus Crellius; zu
ihnen gesellten sich der Pandektist Nikolaus Dobbinus und der Mediziner
Henricus Smetius, der Leibarzt Johann Casimirs und dichterische Lob-
redner auf „Älter und Vortrefflichkeit der Medizin3 4", später mehrmals
noch Rektor der Heidelberger Universität. Fast wie ein Wahrzeichen der
kleinen Neustadter Hochschule und ihrer doppelten Geistigkeit mutet es
an, wenn sein Biograph Melchior Adam von Pithopoeus, dem gewandten
Tafelredner, zu vermelden weiß: animam convivii vinum nominare so-
lebat — ein stilles Bekenntnis zu dem feuchtfröhlichen Genius loci der
alten Haardt-Universität; von ihrem wissenschaftlichen Ruhme aber gilt
das Urteil des Daniel Pareus in seiner „Historia Palatina“: ex ista
Neapolitana schola fructus uberrimi in totam ecclesiam et rempublicam
intra et extra Germaniam emanaverunt.
So lenkte der 550. Geburtstag der Universität Heidelberg Blick und
Schritte auch hinüber über den Rhein zur Haardt, zur Wirkungsstätte
so manches Heidelberger Hochschullehrers; zum Grab eines ihrer besten,
des Zacharias Ursinus, an den heute noch die Ursinusglocke und ein ihm
1924 von amerikanischen Reformierten errichtetes Denkmal in der Neu-
stadter Stiftskirche erinnert1, dort, wo auch der Stifter der Ruperto-
Carola, Ruprecht I., vier Jahre nach Begründung der Universität in seiner
Stiftskirche die letzte Ruhe fand.
3 Gustav Waltz, Festgabe für die 62. Versammlung deutscher Naturforscher
und Ärzte in Heidelberg 1889.
4 Albert Becker, Bläffer für pfälzische Kirchengeschichfe 1 (1925), 25; The
Huguenot-Walloon New Nefherland Commission, Inc. 1624—1924 (New York).
Einen Brief des Ursinus an Lavafer erhielt die Universitätsbibliothek Heidel-
berg 1936 vom kön. Hausarchiv im Haag als Geschenk; s. H. Finkes Veröffent-
lichung: Z. Ursinus an L. Lavafer (Hdb. 1935).
Neustadter Vorlesungen eröffnete; dazu der Meister biblischer Exegese
Franciscus Junius; der Erklärer des Heidelberger Katechismus, Johann
Piscator; der kurfürstliche Hofprediger Daniel Tossanus als praktischer
Theologe; der Hirte der Neustadter reformierten Gemeinde und Be-
arbeiter der Neustadter Bibel (1587), David Pareus; allen voran aber
der gelehrte Zacharias Ursinus, der gute Kenner der Propheten wie
des Aristoteles, mit Kaspar Olevianus 1563 der Verfasser des Heidel-
berger Katechismus. Und auch die übrigen reformierten Lehrer der
Heidelberger Hochschule zogen nach ihrer Ausweisung 1580 über den
Rhein hinüber an die Haardt. Zunächst einige Philosophen und Philo-
logen, so Simon Stenius; Lambertus Ludolphus Pithopoeus, ein Meister
der Rede und Liebling der studierenden Jugend; der Gräzist Hermann
Witekind (Augustin Lercheimer), der Schüler Melanchthons und Ver-
fasser der ersten Kritik am Speyerer Faustbuch von 1587. Über Logik
las in Neustadt Johannes Jugnitius; über Physik Fortunatus Crellius; zu
ihnen gesellten sich der Pandektist Nikolaus Dobbinus und der Mediziner
Henricus Smetius, der Leibarzt Johann Casimirs und dichterische Lob-
redner auf „Älter und Vortrefflichkeit der Medizin3 4", später mehrmals
noch Rektor der Heidelberger Universität. Fast wie ein Wahrzeichen der
kleinen Neustadter Hochschule und ihrer doppelten Geistigkeit mutet es
an, wenn sein Biograph Melchior Adam von Pithopoeus, dem gewandten
Tafelredner, zu vermelden weiß: animam convivii vinum nominare so-
lebat — ein stilles Bekenntnis zu dem feuchtfröhlichen Genius loci der
alten Haardt-Universität; von ihrem wissenschaftlichen Ruhme aber gilt
das Urteil des Daniel Pareus in seiner „Historia Palatina“: ex ista
Neapolitana schola fructus uberrimi in totam ecclesiam et rempublicam
intra et extra Germaniam emanaverunt.
So lenkte der 550. Geburtstag der Universität Heidelberg Blick und
Schritte auch hinüber über den Rhein zur Haardt, zur Wirkungsstätte
so manches Heidelberger Hochschullehrers; zum Grab eines ihrer besten,
des Zacharias Ursinus, an den heute noch die Ursinusglocke und ein ihm
1924 von amerikanischen Reformierten errichtetes Denkmal in der Neu-
stadter Stiftskirche erinnert1, dort, wo auch der Stifter der Ruperto-
Carola, Ruprecht I., vier Jahre nach Begründung der Universität in seiner
Stiftskirche die letzte Ruhe fand.
3 Gustav Waltz, Festgabe für die 62. Versammlung deutscher Naturforscher
und Ärzte in Heidelberg 1889.
4 Albert Becker, Bläffer für pfälzische Kirchengeschichfe 1 (1925), 25; The
Huguenot-Walloon New Nefherland Commission, Inc. 1624—1924 (New York).
Einen Brief des Ursinus an Lavafer erhielt die Universitätsbibliothek Heidel-
berg 1936 vom kön. Hausarchiv im Haag als Geschenk; s. H. Finkes Veröffent-
lichung: Z. Ursinus an L. Lavafer (Hdb. 1935).