Albert Becker
Von Heidelberg zur Pfälzer Haardt und ihrem Wein
Als die Faust der französischen Besatzungsherrn schwer auf den links-
rheinisch-pfälzischen Gauen lastete und die aufgezwungene Rheingrenze
die Pfälzer Studenten von den rechtsrheinischen deutschen Universitäten
abschloß, da tauchte wohl auch der Gedanke auf, auf pfälzischem Boden
jene Hochschule zu erneuen, die vor Jahrhunderten einmal kurze Zeit in
Neustadt an der Haardt bestanden hatte. Es gehörte ja schon mit zur
französischen Kulturpropaganda und ihren politischen Zielen, in Mainz,
der einstigen Universitätsstadt, eine rechtswissenschaftliche Fakultät und
eine deufschkundliche Abteilung neu ins Leben zu rufen, „tun in den
alten romanischen Mauern der Rheinlande die Herdflamme französischer
Kultur wieder zu entzünden1 2“. Ihre Studenten aber feierte man al%
„weitere Werkzeuge einer friedlichen Durchdringung“. Lieber noch hätte
es der Franzose damals gesehen, wenn die von ihren deutschen Hoch-
schulen abgedrängten Pfälzer etwa in Straßburg, Metz oder Nancy ihre
Studien fortsetzten.
Aber auch im pfälzischen Neustadt konnte man an alte Hochschulüber-
lieferung anknüpfen; konnte daran denken, die Tage des Casimirianums
wieder lebendig werden zu lassen, das in den Jahren 1578 -1585 den um
ihres Glaubens willen aus Heidelberg vertriebenen Professoren an der
von Pfalzgraf Johann Casimir begründeten Hochschule seines kleinen
Landes um Kaiserslautern, Neustadt und Böckelheim erwünschte Zu-
flucht, dem reformierten Bekenntnis aber auch wissenschaftlich Halt und
Stütze bot3. Da wanderten vom Neckar zur Haardt hinüber der dogmati-
sche Theologe Hieronymus Zanchius, dessen Rede am 20. Mai 1578 die
1 Robert Oberhäuser: Kampf der Westmark (Neustadt a. H. 1934), 70, mit
weiterem Schrifttum.
2 Jakob Leyser: Die Neustadter Hochschule (Collegium Casimirianum), Neu¬
stadt a. H. 1886. Karl Tavernier: Geschichte des Gymnasiums zu Neustadt 1880
bis 1930 (Neustadt a. H. 1930), 7—9. G. Biundo: Geschichte der Protestantischen
Kirche der Pfalz I (Kaiserslautern 1930), 480—482. Vor der Zeit des Ca-
simirianums liegt die Tätigkeit des Heidelberger Humanisten Werner von
Themar in Neustadt. Ich erinnere auch an die in der Universität Heidelberg auf-
gegangene Kaiserslauterer Kameral-Hohe-Schule; s. H. Webler: Die Kameral-
Hohe-Schule zu Lautern 1774—1784 (Diss. Heid. 1922, gedr. 1927).
Von Heidelberg zur Pfälzer Haardt und ihrem Wein
Als die Faust der französischen Besatzungsherrn schwer auf den links-
rheinisch-pfälzischen Gauen lastete und die aufgezwungene Rheingrenze
die Pfälzer Studenten von den rechtsrheinischen deutschen Universitäten
abschloß, da tauchte wohl auch der Gedanke auf, auf pfälzischem Boden
jene Hochschule zu erneuen, die vor Jahrhunderten einmal kurze Zeit in
Neustadt an der Haardt bestanden hatte. Es gehörte ja schon mit zur
französischen Kulturpropaganda und ihren politischen Zielen, in Mainz,
der einstigen Universitätsstadt, eine rechtswissenschaftliche Fakultät und
eine deufschkundliche Abteilung neu ins Leben zu rufen, „tun in den
alten romanischen Mauern der Rheinlande die Herdflamme französischer
Kultur wieder zu entzünden1 2“. Ihre Studenten aber feierte man al%
„weitere Werkzeuge einer friedlichen Durchdringung“. Lieber noch hätte
es der Franzose damals gesehen, wenn die von ihren deutschen Hoch-
schulen abgedrängten Pfälzer etwa in Straßburg, Metz oder Nancy ihre
Studien fortsetzten.
Aber auch im pfälzischen Neustadt konnte man an alte Hochschulüber-
lieferung anknüpfen; konnte daran denken, die Tage des Casimirianums
wieder lebendig werden zu lassen, das in den Jahren 1578 -1585 den um
ihres Glaubens willen aus Heidelberg vertriebenen Professoren an der
von Pfalzgraf Johann Casimir begründeten Hochschule seines kleinen
Landes um Kaiserslautern, Neustadt und Böckelheim erwünschte Zu-
flucht, dem reformierten Bekenntnis aber auch wissenschaftlich Halt und
Stütze bot3. Da wanderten vom Neckar zur Haardt hinüber der dogmati-
sche Theologe Hieronymus Zanchius, dessen Rede am 20. Mai 1578 die
1 Robert Oberhäuser: Kampf der Westmark (Neustadt a. H. 1934), 70, mit
weiterem Schrifttum.
2 Jakob Leyser: Die Neustadter Hochschule (Collegium Casimirianum), Neu¬
stadt a. H. 1886. Karl Tavernier: Geschichte des Gymnasiums zu Neustadt 1880
bis 1930 (Neustadt a. H. 1930), 7—9. G. Biundo: Geschichte der Protestantischen
Kirche der Pfalz I (Kaiserslautern 1930), 480—482. Vor der Zeit des Ca-
simirianums liegt die Tätigkeit des Heidelberger Humanisten Werner von
Themar in Neustadt. Ich erinnere auch an die in der Universität Heidelberg auf-
gegangene Kaiserslauterer Kameral-Hohe-Schule; s. H. Webler: Die Kameral-
Hohe-Schule zu Lautern 1774—1784 (Diss. Heid. 1922, gedr. 1927).