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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Editor]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Lohmeyer, Karl: Karl Happel
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0098
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Karl Lohmeyer / Karl Happel
Durch die ganze Malerei der Pfalz geht ein Zug von echtem Wirklich-
keitsgefühl. Und selbst in den Tagen sehnsüchtig-romantischer Schwär-
merei ist dieser angeborene Pfälzer Realismus immer wieder zum
Durchbruch gekommen, ja er hat doch fast allenthalben den Grundton
noch angegeben.
Ein echter Pfälzer Maler in diesem Sinne aus den Tagen der Nach-
romantik ist denn auch der Heidelberger Karl Happel, der 1934 durch
eine kleine Sonderausstellung im Kurpfälzischen Museum wieder an den
ihm gebührenden Platz in der Kunstgeschichte dieser rheinisch-fränki-
schen Lande gerückt worden ist.
Sein eigentliches Arbeitsgebiet war eine reiche Genrewelt, die von der
Zeitschilderung seiner jeweiligen Umgebung über die Geschichte in die
deutsche Sage hinein gemündet hat. Und in ihr erzählte und fabulierte
er ein Menschenalter lang und ist so immer in erwünschtem Kontakt mit
seinem Publikum geblieben.
Die Zeit, als der Expressionismus und eine propagandistische Schlag-
wörterkunst sich auftaten, hat er, malend wenigstens, nicht mehr erlebt,
denn, älter geworden, und in seiner Sehkraft behindert, mußte er, ziem-
lich früh für sein langes Leben, seiner Kunst entsagen; aber ganz erlebt
hat er noch die unsägliche Verachtung, die man dieser erzählenden
Kunstweise des volkstümlichen Sittenstücks von Seiten einer vergan-
genen Äesthetenkunst und ihrer Nachbeter entgegenbrachte und selbst
darunter gelitten.
Und nun ist es Zeit, daß auch diese Vorurteile langsam wieder zu
schwinden beginnen und sich auch die Kluft zwischen Künstler und Volk
im Interesse beider Teile überbrückt, wie sie einmal eine ihrer Zeit ver-
wandte chaotische Kunst gerissen hat, die aufbauender und auf dem
Boden einheimischer Überlieferung weiterschreitender Art nicht geneigt
sein konnte, und so auch dem Volk eine Kunst genommen hat, die es
gemütlich ansprach.
Die durch das getrübte Augenlicht im letzten Lebensviertel des Malers
Happel erzwungene Muße und sein Fortziehen aus dem Münchener
Kunstzentrum hatten zu der merkwürdigen Sage geführt, die auch in
die kunstgeschichtlichen Darstellungen der Zeit Eingang fand, daß er
um 1867 bereits verstorben sei, während ich ihn noch 94jährig 1913 in
Stuttgart lebend antraf. Erfreut über dies Erinnern, schenkte er mir da-
 
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