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mals einen bedeutenden Teil seiner künstlerischen Werke für das Kur-
pfälzische Museum, eine Siftung, der sich dann nach seinem Tode wei-
teres Wertvolle angeschlossen hat.
Und nun zu dem Leben dieses vergessenen, echt süddeutschen Genre-
malers, das ich ihm selbst nur nachzuerzählen brauche nach der Schil-
derung, die er mir eben 1913 auf meine Bitte hin davon gemacht hat. Und
das dann von mir später vorgenommene Ordnen seines künstlerischen
Nachlasses hat dazu noch weitere und wichtige Ergänzungen abgeben
können.
Karl Happel wurde 1819 in Heidelberg geboren, als Sohn einer älteren
Färberfamilie. Noch waren die Tage nicht fern, als „des Knaben Wun-
derhorn“ über die weich und südlich auf- und abschwingenden Neckar-
berge in die deutschen Lande erklungen war; noch stand die Stadt ganz
unter dem Zeichen eines so großen Geschehens, wie dem der deutschen
Romantik, die in Wort und Bild unter dem Schutze der deutsches Schick-
sal und deutschen Ruhm kündenden Burgruinen üppiger wie anderswo
hier erblüht war.
Dies leuchtende Ereignis hatte dann auch nicht verfehlt, die jungen
Heidelberger Bürgersöhne so zu packen, daß sie in erster Linie wohl
daran dachten, selbst Maler zu werden, lind es gehört zu den Besonder-
heiten der Heidelberger Romantik, daß aus einzelnen Familien gleichsam
ganze Gruppen in die edle Malerzunft eintraten. Drei Brüder Rottmann
waren diesem Ruf gefolgt, drei Brüder Fries und zwei aus der Familie
Fohr. Und es schlossen sich dann gar vier nacheinander in zwei Gene-
rationen der Schmitt an, und dazu trafen die Verhas, Goetzenberger und
wie sie alle heißen. Dem letzteren Franz Jakob Goetzenberger (immer
fälschlich als 1800 in Heidelberg geboren angegeben, aber in Wirklichkeit
am 4. November 1802) folgte der junge Happel um 1840 nach Mann-
heim, als jener dort mit der Leitung der Galerie betraut war. Damit kam
er zu dem ausgesprochenen Lieblingsschüler des großen Peter Cornelius
in die Lehre. Dessen Vorliebe aber und hohe Meinung von dem Können
seines Schülers drückt sich am besten dadurch aus, daß er einmal ein
Madonnenbild des jungen Malers als sein eigenes Werk 1823 dem kur-
ländischen Baron von Simolin verkauft hat. So eng hing damals die
Kunst von Lehrer und Schüler zusammen.
Ja Goetzenberger übertraf sogar Cornelius an „Schmiegsamkeit und
Schönheit des farbigen Ausdrucks“, wenn er ihn auch im „Freischöpferi-
schen“ nicht erreicht, trotz aller Gewandtheit im Figurenkomponieren,
dem Steckenpferd des großen Münchener Meisters, der auch aus alten
kurpfälzischen, rheinischen Gebieten den Weg nach Bayern, wie so viele
Künstler damals im weiteren Gefolge der Pfalzgrafen genommen hatte.
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mals einen bedeutenden Teil seiner künstlerischen Werke für das Kur-
pfälzische Museum, eine Siftung, der sich dann nach seinem Tode wei-
teres Wertvolle angeschlossen hat.
Und nun zu dem Leben dieses vergessenen, echt süddeutschen Genre-
malers, das ich ihm selbst nur nachzuerzählen brauche nach der Schil-
derung, die er mir eben 1913 auf meine Bitte hin davon gemacht hat. Und
das dann von mir später vorgenommene Ordnen seines künstlerischen
Nachlasses hat dazu noch weitere und wichtige Ergänzungen abgeben
können.
Karl Happel wurde 1819 in Heidelberg geboren, als Sohn einer älteren
Färberfamilie. Noch waren die Tage nicht fern, als „des Knaben Wun-
derhorn“ über die weich und südlich auf- und abschwingenden Neckar-
berge in die deutschen Lande erklungen war; noch stand die Stadt ganz
unter dem Zeichen eines so großen Geschehens, wie dem der deutschen
Romantik, die in Wort und Bild unter dem Schutze der deutsches Schick-
sal und deutschen Ruhm kündenden Burgruinen üppiger wie anderswo
hier erblüht war.
Dies leuchtende Ereignis hatte dann auch nicht verfehlt, die jungen
Heidelberger Bürgersöhne so zu packen, daß sie in erster Linie wohl
daran dachten, selbst Maler zu werden, lind es gehört zu den Besonder-
heiten der Heidelberger Romantik, daß aus einzelnen Familien gleichsam
ganze Gruppen in die edle Malerzunft eintraten. Drei Brüder Rottmann
waren diesem Ruf gefolgt, drei Brüder Fries und zwei aus der Familie
Fohr. Und es schlossen sich dann gar vier nacheinander in zwei Gene-
rationen der Schmitt an, und dazu trafen die Verhas, Goetzenberger und
wie sie alle heißen. Dem letzteren Franz Jakob Goetzenberger (immer
fälschlich als 1800 in Heidelberg geboren angegeben, aber in Wirklichkeit
am 4. November 1802) folgte der junge Happel um 1840 nach Mann-
heim, als jener dort mit der Leitung der Galerie betraut war. Damit kam
er zu dem ausgesprochenen Lieblingsschüler des großen Peter Cornelius
in die Lehre. Dessen Vorliebe aber und hohe Meinung von dem Können
seines Schülers drückt sich am besten dadurch aus, daß er einmal ein
Madonnenbild des jungen Malers als sein eigenes Werk 1823 dem kur-
ländischen Baron von Simolin verkauft hat. So eng hing damals die
Kunst von Lehrer und Schüler zusammen.
Ja Goetzenberger übertraf sogar Cornelius an „Schmiegsamkeit und
Schönheit des farbigen Ausdrucks“, wenn er ihn auch im „Freischöpferi-
schen“ nicht erreicht, trotz aller Gewandtheit im Figurenkomponieren,
dem Steckenpferd des großen Münchener Meisters, der auch aus alten
kurpfälzischen, rheinischen Gebieten den Weg nach Bayern, wie so viele
Künstler damals im weiteren Gefolge der Pfalzgrafen genommen hatte.
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