Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Januar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0043
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirche höhere Wei'he crhält, aber auch alS
«iil Nerhältnl'ß auffaßt, welcheö die Grund-
lage dcr Faim'll'e ist, ti'ef iu das bürger-
liche Lebcn eiilgrcift, wobci es im Juteressc
des Staates liegt, Eheschließuiigeu zu be-
gülistl'gcii, daher auch die Zahl der'Ehc-
hiiideiilisse möglichst beschräukt werdeu.
Voii völlig änderü Gcstchtspiiiiktcü geht
datzegeu die Gcsetzgebuiig der kath. Kirche
aiis. Nach der Vereiiibarimg soll iiuu iu
Zukuilft für die Ehe der Katholikeu aus-
schließlich nur das käüouische N'echt vcr-
biudlich scin. Das Staatsiutcresse kommt
dabei nicht weitcr in Betrachtuug. — Di'e
neue Bcstiminung grcift ab'er auch iu
die Verhältnisse der nichtkatholischen Be-
völkerung Badeus. Der nichtkatholische
Ehegattc'soll uilli küuftig in Bezug auf
sciuc Ehc von Gesetzen betrogen werden,
die eiiien ga»z andern Charakter häbku,
als Viejenigei, Gcsctze au stch trngeü- üüter
dcneii er die Ehc eiiigillg.

Wir vertrauen den Kaininern, daß sie
nii tcr soIchcn Uin stä üd e n. d i ei V e r eiüba rnii g
mit dem päpstlichcn Stiihle eiiier strciigcn
Prüfung nnterwerfen, und nicht blos prü-
feu wcrden, ob eine darin vorkommcndc
Bcstimmllng mit einer einzelneu Vorschrift
der bestehcndcii Gcsctzgebung odcr ciüciü
Artikel der Verfassuiig im Widcrspruch
stcht, daß ste viclmehr ihre Prüfung darauf
richten werde, ob die Konveiition mit dem
Gciste dcr Verfassung, mit der üothivcu-
digcil Sicherheit vereiubar ist, daß der
Staat die Eingrisse der Kirche iu däs
staatliche niid bürgcrliche Leben kräftig
abwehren könne.. (Fsrts: f.)

Freiburg, 6. Zan. Das Promeinv-
ria der protcstantischen Profcssoren an
dcr badischen Landesuiiiversttät Frciburg
stelli dar, wie es ihiicn gcradezu numög-
lich sei, sich nach der kathol. Glaiibcns-
niid Sit tenlehre zu richtcn; wic (aus
Thatsachcu) zu erwärteü sei, daß nicht
liur aus bestimmtcii Sätzcü, soii>?ern aüch
auS dem in dcn Vorträgen hcrrschenden
„Geistc" Veranlässuiig zum Eiiischreiten,
geuoiiimeii werde. Die K o ü t role P.ex
Vorltsuiigcu köüne üur' geschehcii dürch
„nichlakademische Horcher, welchc stch
eiuschlricheu", oder durch ,,augestelltc
Aufschrr" oder cs iiiüßteii stch dic Stu-
direiideu zu „Augebcrn ihrer Lchrcr"

herbcilaffcn. Uebcrhaupt „müßteii ste
enier grnndsätzlich gcgiierischcn Stellüng
und Stimniuiig gewärtig" und das End-
ergcbuiß werde seiu, daß Zukunft vic
Protestanten von dcn Lehrstühlcu fcrnge-
yalteii uud die schon a n g e st clIte n äll-
Mälig beseitigt würden. Sie scicu über-
zcugt, schlicht die Schrift, „cs bedürfe
nur dcr klareu Darlegung des Sachoer-
hältiiisses, um die drohcude Gefahr'cib-
zuwcudeii."

Freiburg, 8. Jau. Eiue Druckschrift,
anonpm verfaßt, wclchc zum Juhalte hat
eine Schutzrede für das Koukordat iiud

eiircn Berichiguugsversuch an die hiestge
Bürgcrschaft ist so eben crschieneu. Es
wird dariu dcr Bürgcrschaft vcrstchert,
daß das Koiikoxdat nicht den geringsten
Nachtheil für di'c Stadt uud die Uin'vcr-
.sttät briugcu wcrdc, im Gegentheil, cs
w e'rd e m eh r Stüde!iten hierherzichen, weil
die Uuivcrsttät 'ciiicu rcin katholischcu
C h a r a k t c 'r 'erhalte, uud daher für die
KatholikeN ciü'mächt'iger Anziehuugspüukt
werden 'ünüsse; weiiii iü Deütschlaud
5 — 6 rein protestaüti'sch^ Uüivcrsttäteii
eristircn, so wcrde es doch anch eiüe
reiu kätholische gebcu dürfen., Mau steht
aus 'diescr Schrift, Vaß bestimmt die Ab-
stcht obwältet, ciüe rekn katholische Uui-
versttät zu erhalteu; es ist gut, weiiii
mau >klar dic.Absichtcn der Koukordats-
Partei erkenut.

Meersbürg, 8. Jan. Am nämlicheu
Tage und zür' gleichcn Stunde, als die
Todesnachricht dcr cdcln Frcifrau v. Laß-
berg dähier cintraf, verschied ihr Neffe
Jnlius v. Laßbcrg im alten Schlosse dähi'er.

F r a n k r e i ch.

Paris,'9. Jaü. Das „Pays" ver-
össeutlicht nnter der Ucberschrift: „Dic
I Macht der Dinge in der italicnischen An-
gclcgeuheit" eiueii Artikel des Hrn. Gra-
uier (aus Cassagnac), worin cs hcißt:
Fraukrcich sei nicht aus fcindseligcn Ab-
sichten gegen den Papst nach Jtälien ge-
gaugeu; dic frauzösischeii Lruppen seieu
gegcn den illegitliuen Einffuß Ocsterreichs
ius Feld gerückt, üicht gegcii den legiti-
nicn Eiufluß ves Papstes; stc hätteu
Mailand crobert, abcr nicht Bölogua;
iudeß, es sei schwer, nr'cht eiilzüseheu,
daß das Verhaltcu dcr Legatioilcn gro-
ßeutheils durch die Bcfreiuug der Lom-
bardei bestimmt worden sci; deHalb sei
eiue frauzöstschc Juterventioii iu dcn!
Legatioueu zn Guusten des.Papstes uu-
möglich, wcil Fiäiikreich iiicht zwei Po-
litikcu haben köiine in e i ii e m Läiidc;
cbenso uiizillässtg wiirde' eüie österreichische
Jütervcntie'ii seiu.

E n g l a n d

London, 7. Ian. Die „Tiines" sagt
über dc.n Nücktritt Walcwski, unter gc-
wisscn Bedinguügti, uüd mit gewisseu
Eliischräukuiigcu .kauu es keiuen besseru
Dieüst. gebeu, als iiuter Nap olcoii ili
Maii scheint stch ciner vollkouimeucn Uuab-
häugigkeit zü erfreueu; denu inan kanu
sagcü was inän ivill uud ift doch-gelviß,
daß dcr Hetzr. trötzdem thiin. wird ivas'
er will, uüd wkiiii Vie/Zeit koniint, ivo
der -Widerspruch zwischeu aiutlichcn Wor-
tcu uud Kaiserl. Häudliiiigcn etiväS zu
grell hexvortritt, so fährt uiau iu göldc-
uer Karosse nüter Vluiiienkräuzeu uud
Fcuermerk glorrcich vou dcr Bühue ab.
Graf Walcwski zicht sich zürück mit dcm
Nang eines Scuators, mit zwci Güter»
und cinem lebtnsläiiglichcu Gehalt von

125,000 Fr. fährlich. Und Walewski
ist obciidreiu ein Ministcr. dcm dcr Kai-
ser nie siueu politischm Bcistaud vxr-
dankt hat. Walewski war kein Nichclieu
nicht ckniiial cin Dübois; er wav nichts
als ein Hemmschuh, und zwar eln so
schwacher, daß er sich crlrageu ließ. Und
doch wird mai, nntcr- unsern vffeutlichci,
Mäiliiern nicht eiuen fiiidcii, dbr dcn
Grafcn Walcwski um.feiue.Guiisi oder
scii, Glück beueidet. Alle unscre gutcii
Wüuschc folgen drm Grafen Walewski
ins Privätlebrii. Wir hoffen, Vaß er
fttzt ukcht üur seiire Peüstonen, sciü kleiües
Firmauieiit vou Ordciissterneu uud daS
doppelte Eiukommcn von seiueu Gütcrn
mkt sich auf Neifeii iiimint, soudcru aüch
die letzte Hossiiling der HerZoge iii Mo-
dena, Parma uud Toskana uiid die lctztc
Hoffimng dcs Papstes . . ."

T ü r k e i.

Bukarest, 31. Dez. Drr Fürst hat
den ihm voii der Fökschaü'er C'entxäl-Kom-
misston überreichten Eiitwurf zn einer
Koustitlitivn, durch .wclchc die.beidcli.Für-
steuthümcr vereiuigt werden sollteu, ent-
schieden zilrückgewicsel,.

KarlSrnhe, 11. Jaii. Drcizchiitc öffcntllchc
Sitziuig dcr Zwcitcn Kamüicr. LageSordnung aiif
Doimcrstag dc» 12.. Januar, VoriuittagS lO UHr:
1) Anzcigc ucucr Eiugabcü iind Mötioncii. 2) An-
zcigc ucucr Bcrichtc. 3) Erstattung ünd Bcrathuug
.von PctltionSbcrichtcn.

§ Heidelberg, 9. Jaiiuar. Wir hör-
len, daß stch mehrere Besucher niiserer
Schloßruiiit und ihrcr malerkschen Um-
gebiingeii mißbilligend darüber äiißerteii,
daß dcr reizend'e W'cg von dem Friesen-
thälchen dnrch das Karmeliterwäldchen ab-
gesperrt wäre, weshalb wir hicrüber Er-
klindigilligen bei tem Herxn Kastellan des
Schlosscs ciiizogeil und erfiihren, daß dieses
wegeii des Eisciibahiibaiies, dcr gerade
niiter dem Karmcliterwälbcheii Huiiderlc
von Menschen beschäftigt, gescheheu, damit
sowohl — da iiiiu eiu Theil deS BergeS
abgetrageu, wodurch eiue höhe, scukrechte
Waud eutstaudeu -^iveder das Publikiim,
uoch vie Arbeiter durch hciäbröllcnve Stciue,
bie iiuwillkürlich durch Späzicreügeye'üde
stch vom Wege lösicu, bcschädigt würdeu.
Da dicse äußereu Arbci.ten bald bcendigt
seiu wcrdcu, so wird in der schöüeu Zah-
reszeii der Weg jedeiifälls ivkeder crvffüct
seiu, wo derseibe dauu iu Verbiudiiug mit
-pem vou der Heidclbcrgcr Verschöue.riiiigs-
koiiiiukssion ncu projekkirteu uüd bks dähiü
wahrscheiulich ausgeführteu verlängertcu
Weg durch dieseu Eisenbahubäu eiüen ueiieii
reizcuden Anblick, reich au äbwechseluden
Seeiieu, darbicteu wird. — Wir luüssen
dcßh'alb der Schlößverwältuug füä diesc
Vorstcht gegcn das Publikum daukbar seiu
üiid wolleu geruc iu dieser läiiheu Aah-
reszeit cin paar Mouate hiudurch auf daS
Vergiiügeil verzichteii, das Schloß aüf dcm
Karmcliterwege zu besuchen.
 
Annotationen