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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Januar
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Hndelberger TagdlM

1.

Uch^rei'snütNiiicrhallung-blallvi'crl^.
jährlich 36 kr.

Sonntag, 1. Jattuar


Uclljahrswimsch 1860

Em Jahr-mit seinen Frenden, seinen Leiden
Es sticg I'-'iiab in die Vergangenheit,

Ein 'M'geö hob sich cmS dem <2chooß dcr
Zeitcn

Z'„ seinem dürren taltcn Winterklcid;
L>och warme Hoffnnng gießt es aus in's
- Leben,

Dic stärkend scdem deutschen Herz verspricht,
Daß ans des JrrthnmS Hülsen cndlich
strebcn.

Der Wahrhcit Körner an das gold'nc Licht.

Was hat das hingeschied'ne Jahr gcgeben,

Was sind die.Früchte, die es nnö ge-
schenkt?

Ach mancheS, manches theure jnnge Leben

Hat cs zn früh in seine Gruft gcsenkt!

Ünd Ströme sind deö edlen BlutS geflos-
sen I

Für waS, wer hat es je gesagt?

Für ein Phantom nnr wnrde cs ver-
gossen,

Am Thron des -Ew'gcn sci es lant geklagt.

Und lass' sie alle dann zum Kranze winden,

Der reiche dnrch das gänze deutsche Land,

Der Herz mit Hcrz zu''Eincm mag ver-
bindcu,

Es heißt: der Dentschen Einheit gold-

Rcnid >

Nnht sanft, ihr Dentschen, in der wclschcn
Erde,

Es sproß aus eurem Blnt ein neuer Keim
empor,

Ein Keim der deutschen Einigkeit, er werde
Zu einem reichen schönen Blumcnflor.
Erhör', o Herr, noch meincs Alters Bittc,
Send' solcheBlüthen fort vonHaus zuHaus,
Jn dem Palast wie in der dürft'gen Hütte
Theil' liebend, Ew'ger, ein solchcs Pflänzchen
cllis.

Telegraphische Depcsche

Paris, 29. Dez. Von 3 U. 45 M.
war Rente bis 68. 55 z u r ü ckge g a n-
gcn, stieg abee wicdcr auf 68. 65,
als beknnnt wurde, daß das Gc-
rücht, der päpstliche Botschaftcr
habc P.aris verlassen, unwahr
sci.

Was haben Rcqierung und Land-
stände in Beziehung a üf das Kon-
kordat zu thun?

Zweitcr Nrtlkcl.

Wir kommen zur Detrachtung dcrjcni-
gm Bestimmungen des Konkordats, welchc
^ ^ ri ch ts frag r brtrrssen :
kür bcschränkt ssch unscre Aufgabc

' ,/Mf rinc Ervrterung därüber: ob

unoin wirs„.„t Brstimmungrn einrr

.-7 v°»dsts>>d° lkdü,7».
d.s B'i»d»»g d'» Ei»sl»b

d'S E>jb,fch°lS »».V°,k°- >>»d G>,>l»>'-

l»» °»f °>° Bi,d»>»,S-

L" "" s"" , Gns.ttch' dttnff,,
m-rX^ das.Konkordar ..,t ^r irg.a n
^KZsbung in scharfrm Gi„„s^>
Rach vhkm Gcirke über die sf,

. ... Gcsetze uver oie k,i-rl,Iirlii-

Etaatsvrrs<issuiig hat dir Ki'rchcugZ^/,,

"lcht rinmal bczüglich rigriiilichrr

chciidic,iste"'daö Necht dcr Amisbrsrtzung,
l« sclbst wcim dcr Kircheiigcwalt auö-

nahmswrise ciue Dicusternciiuuug über-
laffeii ist, hat dcr Staat im eiiizelucii
§alle seiii „Guthcißrii" zu erlheilcu oder
zu vcrsageu. Tas Eutgegeiigesrtztc hie-
von bcsagen die Art. 8, 9, 10 dcs Kon-
kordats bezüglich der Erneiiiiuiig der Vor-
stchcr imd Lrhrer des Scmiiiars, bcs thco-
logischeii. Konvikts, wie sclbst derjcnigcii
Konvikle, welche für die katholische Jngend
a» Gelehrtenschnlcn crrichtet wcrdrn sollcn.

Die Slaalsgcwalt hat nach drm Sii.ne
des Koiikordals auf jede Einwl'rkiing hin-
sschtlich d'er Lcilnng iind Branfsschtignng
des Seminars u»d drs theologische» Kon-
vikts vcrzichtet, Statulrii uud Vorschristcii
für dicse Anstaltcu ssnd hiernach drr großh.
Nrgieriing nur zur „Kruiitiiißiiahmc" mi'l-
ziithrileu, währrud die kirchlichc Staals-
vcrfassuug drr Stoatsgcwalt ziir Pfli'cht
macht: „solchr Aiisialtcu zu bcaussschrigru,
verzusorgeu, daß Richls grsckihc, was
übe-rhaupt odrr doch. uiuer Zeit und IIm-
sländen drm Staatc- Nachthril bringt."

D'ic Konvikte, derrn Erricktiiiig dic Rc-
girrung nach Art. 10 dcs Koiikoitals brab-
sichtigrt, ssnd sür dic kaiholischc Zugrnd
jrdrr Brrnssart, also anch sür fünjn'gr
Staatsdiliicr brsii'mmt; dir Nrgiriung hiü
dir rrsoidirli'ckrn Grldmittrl aufzi'bi>'»gcn,
irotzdim abrr hai drr Crzbisckof das Nrcht,
di'c Ausuahmc i'n dirsr Aiislalkt» zu brwil-
ligin uiid Zcdrn i'hm Mißlüb.igcn daraus
L» ciitfcrnru.

Dcr Art. 10 sagt ferner:

Nach §. 9 dcr Verfassungsnrknndc da-
gegen habcn akle Slaatsbürgcr dcr christ-
lichcn Konfcsssvnen zu alleu Zvilstel-
lcu gleiche Ansprüche. Mit diescm Vcr«
fassuugsgcsetze ist rs aber unvercinbar,
daß dic Regirruiig sich vertragsmäßig vcr-
pfli'chte,'Prolesia»trii von Lehr- uud audern
Strllrn' eiiicr Anstalt aiiszuschließeu, von
welchcu die Protestauten »icht schou ohne
Koiikordat durch rechtlich bi'ndeside Vor-
schristrn kraft Grsctzrs ausgeschlossrn sind.

Brstrht abcr im Großhcrzogthum eine
solche Lehraussalt? Zedeusalls würde gegcn
dic Mvgli'chkci't der Besriliguug einer sol-
cheu Uiigleichhrit auf grsctzlichcm Wege,
das Konkortai das rntschi'rdensie Hinder-
niß bietcii. .Völlig iinhallbar ist die Be-
zcichnimg von öffciitlichen Lpzeen ödcr
Gpmilasien, „dic für Kalholikcn bcsti'mmt
stnt", drnii allc nnscre össentlichen Lp-
zrrn und Gpmiiasirii sind sür Kaiholikrn
in'cht wcnigcr, als für Prokrftantrn be-
stimmt.

Zst dicses ri'chti'g, so würde rs somit
in dcm Drlicbrn dcr Nrgirriing stehcn,
an rinrm rlwa vorzligswcisr von Kaiho-
likr» brsnchirn Lpzrum odrr Epmiiassum
ci'u Kvnvikl nach Avt. 10 dcs Konkordats
 
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