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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0573

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M 1Ä3. Mittw-ch, 2«. Zuni


F; Deutschlnnds entscheidende
Stunde.

Di's zur Wuth vtistiuimt i'st dcis deutsche
Natioiialgefühl vomAlpcii-blöziiiii Meercs-
rand übcr das Eiiidriiigcil des Fremdcii
iii di'e Berathiiiig dcutscher Fürsteu übcr
unsere Nativiialaiigelegeiihcitcn. Dcr Ein-
driligling bczwcckt offciibar Hiiitertreibiiiig
dcr dcutschcii Eiiiigliiig. Um so eiitschic-
deucr miiß die Nation auf ciliigeiide That-
sacheii dringen. Ein Aiisciiiaiidergehcn
der Fürsten mit vvlllöiieiidcii Verspre-
chiingcn kann den Schciii nicht nchmeii,
daß Napöleon die Hiiitertreibnng geliingen
sei; Garanticii will dic Nation habrn,
por Allcm eine National vertretnng.
Ohne di'tse zn schaffen, solltcn die Fürsten
ni'cht aiiseinandcrgeheii; sn den Angen des
dcutschcn Volks ist dieses die eiitschcidcndc
Thatsachc, die iins cndlich dcn Glanben
an die Eriistlichkcit dcr Verheißniigeii be-
grüiiden niid dcn Brnch mit dein alten
Partiknlarismns bestegeln wird.

Ift doch die Nation mit so Wcnigcin
zufricden, wenn ste nnr stcht, daß man
l'hr wciiigsicns theilwcise eiitgegciikomnit
und deliidcmoralistrciidcn Untcrdrücker nicht
preisgibt! „Natioiialparlamcnt, Ncichstag,
deutschcs Volkshäus", wic maii's nenneii
mag, dicses mnß jeht dcr crnste Nuf scin,
von dem dic Lüftc über allcn dcntschen
Ganen dröhnciu Ohne Nast nnd Nnh
inuß die Nation jcnc Fürstcn, dic anf dic-
scs Zicl hinsteucrii, yntcrstützcn. Es fchlt
nnr an Vcrtraiiciisiiiäniiciii, wclche die
Sache iirdie Hand iichmen. Mögcn daher
patriotische nnd für die Ehre nnd die
Macht Dciitschlanbs erglühtc Vaterlands-
frcniide, anf wclche das gcsaminte Volk
nii't Vcrtranen hinblickcn kanii, zusammcii-
trcten, cin Programin, einen Weg bezeich-
nen, auf dem die Natioiialvcrtretnng cr-
rniigcn wcrden solle: Fürst nnd Volk
wcrden stch an's Werk machcii, nnd cs
wird cin Werk dcs Fricdens sein dic
Lcste Schutziiianer gcgen revoliuionärc
Uebcrstürznim. Gclingr es dcm Eiiidring-
ling auch Vi'esmal, die Hoffniiligeii der
deutschen Natfon zn dnrchkrcnzci,: danii
würden die Hoffnuizgem derselben anf Jahr-
zehntc nncrfüllt blcibcn, imd die Folgon
davon gleich tranrig für Fürsten und Völ-
ker sein.

D e u t s ch l a ji d.

Hcidelberg, 15. Inni. Die von
Prvf. Plitt gcgründcte imd durch dcffcn
Wcggang von hicr brzüglich ihrcs ferne-
rcn Fortbcstrhens in Fragc gcstclltc Nct-
tungsanstalt sür kranke niid vcrwahrloste
jvi'nder soll dcm Vcrnchmcn nach fort-
crhaltcn wcrdcn. VePschicdeneAcrzte haben
stch für solchc vcrwcndet nnd stnd hier, wic
i'n Mannhcini, Bciträge für dcn fraglichcn
Zwcck -gesammelt wvrdcn. — Jn der anf
dcm Schloffc bcstndlichen Knnstanstalt des
Hrrrn Mcdcr ist znr Zcit cinc von vr.
Ml'ttcrmaicr verfcrtigte Nclicfkarte dcr
Jnscl Madcira zur Ansicht ansgcstcllt.
Dcr Vcrferti'ger vrrwcilte vor nichreren
Jahrcn längcre Zeit ziir Pflcgc cineö
briistkrankcn Vcrwandtcii anf dicscr Znsel.

Baden, 17. Jniii. Hente Voittag
gabcn JI. ^K. HH. der Großhcrzog nno
die Großherzogin zn Ehrcn dcr hicr vcr-
sammcltcn höchstcn Hcrrschaftcn cin Dc-
jcnner anf dcin altcn Schlossc, bec' wclchcni
Se. Maj. der Kaiscr der Franzoscn, Se.
Königlichc Hohcit der Prinz-Ncgciit von
Prcnßcn,II. MM. dicKöin'gevon Bapern,
Sachscn, Hannovcr nnd Würtcmbcrg, IJ.
KK. HH. die Großherzoge von Hcffcn nnd
Sachsen-Weimar, IJ. GG> HH. dcr Prinz
Wl'Ihelm und die Prinzesstn Maric von
Daden, Hcrzogiii vou Hamilton, II. HH.
dic Hcrzoge vvn Sachscii-Kobnpg nnd Nas-
san, IJ. HH. der Fürst und die Fürstin
von -Hohcnzvllern nnd II. DD. dcr Fürst
nnd dic Fürstin von Fürsiciibcrg anwcsciid
warcn. In Hofcgiiipagcn siihrcn dic hvhcn
Gästc anf das altcS ch I o ß, wodas Frü h st ü ck
im Nittcrsaal ciiigriiommcil wnrde, währcnd
dic Mnstk dcs steib - Grenadicrregimcnts
spielte. Die höchsten Herr,schaftcn bcsti'cgcn
sodann die Nniiie nnd crfrenten stch an
der unverglcichlich schöiien Ansstcht, woranf
bald nach -2 Uhr die Nückfahrt angetrctcn
wur.de, Nachinittagö war großc Tafcl ,'m
großh. Schloste, dcr sämintliche hicr vcr-
sammcltc höchste Hcrrschaftcn anwohntcn.

Daden, 17. Jnni. Hcnte Viittag
traf der Großhcrz og von Hcssrn
cin niid wohnte dcm D.cjcuner bci. Bci
den Di'ners uud andcren Znsainiiicnküiif-.
tcn hat der Prinz-Nogent übcrall dcn
Vortritt vor den Königen.

^ Bnden, 16. Inni'. Dcr Kaiftr der
Franzoscn hat grstern Abcnd gcgcn 10 Uhr
uiiftre Stadt wiedcr vcrlasscn, .nni direct!

^ über Straßburg nach Paris znrückzukchrkn.

! Der Hcrrschcr Frankreichs schien übcr die
! achtnngSvolle Aiifnahme, die ihm'auf deiit-
schein Bodcn von Sciten dcs Publikums
^wnrde, sichtlich bcfriedigt. Ucberall bei
f sciiicui Erschcl'lirn wnrde dem hohcn Gaste
die chrfurchtsvolle Nückstcht^ crwicsen, die
lhm als dcm' Chef einer großen Nachbar-
nall'oil gebührt. Wcnn daher die hier
anwescndcii Franzoscn ihren Kaiscr mit
ihrein „Vive l'kmperc-ui!" begrnßtcn,
so war es natürlich, daß die Deutschcn
anch ihren hier vtrsaninielten Fürsten, ins-
bcsoipdcre dcm Prinzen von Prenßcn, hier-
bei glcichsain der Vertrcter Dcntschlaiids,
frcndige Zumife crtönen likßcn. Man
würde jcdoch Unrccht thnn, dics als eine
dcmoiistrative Abstcht zn dcntcn, was vicl-
uichr niir als riniachcr Änsdruck natür-
licher Stl'miniingcii erschciiit. Slns Eines
wollen wir indcß aufinerksaiii machcn, weil
es uns bezeichiitiider nnd bcdcntnngsvoller
zu sein scheint, als. allc müßige Conjcc-
turalpolitik übcr dcn Badcner FürstcNcon-
grcß. Wcnn diese Znsamnicnkuiift — ohne
jcde officiclle Ncccption, ohne diplomatische
Agentcn — schon an stch cinen rein per-
sönlichrn Charakter benrknndet, so zengt
hl'csür auch ihre ganzc änßcre Erschcinnng,
der vertrante Verkchr nnsercr hohen Gäste,
die nran nicht sclten Amn in Arm nnter
de.r ste stcts dicht nnidräiigeiideil Mcnge
stch crgchon s.ah. Daö Pnblikiini hat die-
scs Gcpräge zunchincndeu frenndschaftlicher
Bcgcgmung der Hcrrscher untgicinaiider mit
sichllichcr Frcude begrüßt; dcnii cs glanbt
wohl ini't Nccht darin cin Zcichen nnd.
eiiie Bürgschaft zn crblickcn, nicht nur,
daß frikdlichc nnd frcnndliche Bezichungcir
zwischcn zwci großcn Natioiien, zwischen
Deutschland iiiidIrankrefch, sich rrhalten,
sondern anch, daß di'c pcrsönliche Zusam-
mcnknnft dc'r dciitschc» Fürsteii die bereits
angcbahnte. Verstniidignng der dentschen
Staaten niitciciliander zn eiiiem e.vfreu-
licheii Zi'clc führen werdc.

L'.adcn, 18. Iuiil'. Es sind denkwür-

digc Dagc, die nnscr Kurort gegonwärti'g
durchlcbt. Ucbt Badcn schon an stch r'ii
dl'cscr Iahrdszeit cine ungewöhnliche An-
zichnngsfraft aus, so mnß dics jetzt in
wcib höhcr.em Maß der Fall sein, wv cs
so vicle Fürstcn b.eherbergt. Eö ist wohl
natürlich, daß rine so ftlteiic Vcrcinigllng
fürstlichcr Personen eine zahlreiche Men-
schenmeiige herbeizieht. Dao' Znströnien
 
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