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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2785#0133

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Hndelberger Tagblatt.

Ns.- Domierstag, 9. Februar W'VL^!!!..^^'L^ 1860.

Zwei Kampfer für das Konkordat

Wenn sich Mäniikr an die Spi'ize cl'iicr
Bewegung oder. ei'ner Partci stellcn, so
kann inan wohl iiii't Necht von i'hnen
beanspruchcn, daß sie i'ni Verlanfe ihres
öffeiitli'chen Auftrctcns stets di'e glei'chc
Ri'chtung verfolgtcn iind ni'cht verschi'edenen
Ansichtcn hiildigten, weni'gsteiis von dcr
Zei't an, von welchcr densclben ei'ne Ueber-
zeugiiiig zugeinuthet wcrden kann. Als
besvndcre Vcrthei'dl'ger drs Konkordats
ragen uutcr auderii Professor Gfrörer
und Hofrath Buß, bci'de i'n Frei'burg,
hervor. Ersterer, obglei'ch sei'ner ganzcn
Gesiiiuuug nach Katholi'k, doch äußerli'ch
Protestant, schrieb i'm Jahre l837 ci'n
Werk, unter dem Titel: „Geschichtc Gustav
Adolph's, Königs von Schwcden, und
seiner Zcit, für' Leser aus allcn Ständen
sscarbeitct von Prof. A. F. Gfrörer, Bib-
kiothekar zu Stuttgart." Das ist der-
selbe Professor, der jetzt die Bittschrift
der Professoren an der Universität Frei-
burg, die Wahrung der Lehrfreihcit betr.,
nicht untcrzeichnet hat. In seinern vor
mir liegenden Buche sind auf Seite 302
uiid 303 folgendc gewichtige Wortc zu
lesen: „Während desftn (znr Zcit Nudolphs
dcs erstcn Habsburgers) hatte das Papst-
thuin, truuken von seinein Siege, und durch
dcn Sturz der ghi'belliinschen Kaiser, wie
einst Noin nach Karthago's Fall, aller
Furcht uud Scharn eutblöst, selbst an
seincrnUntergang gearbcitct. Solche schänd-
lichcn Fürsten gab es nicht in ganz Eu-
ropa, wie dainals in langer Neihe auf
dem päpstlichen Stuhle. Das soqcnannte
babplonischc Gefängniß der Kirche in Avig-
non begann den Völkern dic Augen zu
össuen; bald vcrsiuchten sich die Statt-
halter Gottes auf Erden gcgeiiseitig als
Teufel. Das verderbtestc Königthum ist
noch rcin gcgen solche Gräuel, denn es
liegt zu viel Natürliches nnd Wöhlthätiges
in der Vererbung dcr Gewalt von dem

Vater auf den Sohn; abcr cine K.

wir'.hschaft, die blos auf Lüge und Abe'r-
glauben gcgrizndet ist, eine Negcntcnfolge,
in welcher Jcder.-seiiicn Nachfolger haßt
uud 'nichts für dic Zukunfl zu «hnn zu
seinem Wahrspruch macht — cin solchcs
Regi'inent muß sich in die Länge "sclbst
unter'grabeir." Weitcr unten, Seite 303,
steht dann noch ferncr: „Dem Bürgerstand
gebührt die Ehre, die Art geschliffen zu

haben, mit welcher der faulc Stamm des
mittclaltcrlichen Papstthums gefällt ivor-
den ist. In tauscnd uud tansend Köpfen
rang sich dcr Gedanke zur Klarheit cmpor,
daß das nicht Ncligion, nicht Wahrheit
scin köimc,' was der Päpst unter diesem
Namcn für thcucrcs Geld vcrtrödcln ließ."
In einem andcrn vor mir aufgcschlagenen
Buche, dem großh. bad. Landtagsblatt vom
Iahrc 1840, lesc ich auf Seite 920 etwas,
das cinen andern Führer dcr ultramon-
tanen Partei bctrifft. Der Abg. Mathp
las in der 73. Sitzung der 2. Kammer
folgendc Stcllc vor: „Die Flammen dcs
Kctzergerichts haben zwar den Leib dtescr
Märtprcr (Huß.und Hieronpmus) zcr-
stört, nicht aber ihren Geist, dcn dic Nach-
welt zu dem ihrigcn machte. Die Geschichte,
ernst und leidenschaftlich, neniit Huß und
Hieronpmus als die crsten Vertheidiger
dcr religiöseu Freiheit, als Vorkämpfcr
der großcu, kl'rchlichcn Rcformation. Wir
gcnicßeii dcr Ernte, gcdeiikcn wir dankbar
der Saat, gercift im Blute ihrer Säer!" —
Mathp schloß also: Meine Herren, dicse
Worte schricb kein Protcstant; cs hat sie
ein Kathoiik, es hat sie — der Abg. Buß
geschrieben. (W eIcker: Nachdem er schon
Professor war). Allgcmcincs Erstaunen.
Untcrbrechung. Bnß macht eine veriiciucnde
Bewegung. Mathp: Es ist doch richtig,
Sie haben dicse Worte gcschricben? Buß:
Ich werde dcm Abg. Mathp antworten.
Es war eine große Versammluiig . . . .
Mathp: Sie habeü diese Wortc geschrie-
ben! Duß: Nein. Mathp: Sie habcn
die Worte nicht gcschriebtn? Buß: Ncin.
Mathp: Wohlan denn — hicristIhre
Handsck> rift. Buß: Ich sagc drm Abg.
Mathp: Ia, ich hab' es geschricben. (Tie-
fcr Eindruck. Unterbrcchung,) Der Prä-
sidcnt: (Mitkermaicr) Es geschieht Jhnen
recht, Hr. Abg. Buß. Sie haben sich das
selbst zuzuschrcil'en. Sie sind genug ge-
beten wordcn, die Begrüiiduug der Motion
(auf Befreiung der kalholischen Kirche aus
den Banden des Staates) zu unterlassen."
Gegen solche Führer solltc sich die Kou-
kordatspartei mit aller Eiitschiedeiihcit vcr-
wahren, denn wenn diese an dcr Spitze
stchen, mein Volk, was vcrlangst di: mehr?!

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 5. Fcbr. Das Budget
des Minlsteriums deS Innern hat bei den

Vcrhandlungen in dcr zwciten Kammer
von jehcr viele Anstände gcfunden, Wünsche
und Beschwerden laut wcrdcn lassen. Dcm
jetzigcn Miiil'sterialpräsideiiten ist es in
diescr Bezichuug viel bcsser ergangen, denn
trotz viclcr und cingehcndcr Debatten
wurde gleichwohl nicht eine Position, vie
von der Negicruug vorgeschlagen war,
verworfen. Man ersicht ebcn hieraus,
daß Hr. v. Stengel das Vcrtrauen der
Kammcr besitzt und in seiner Vcrwaltung
den rechten Weg eingeschlagen hat.

Knrlsruhe, 6. Fcbr. Aus Anlaß
dcr feierlichcn Beisetznng dcr hohen Leiche
I. K. H. dcr Großherzogin Stephanie
sind scit gcstern dahier mchrere fürstliche
und hohc Personen eiugctroffen. Darunter
brfinden sich der Kronprinz von Sachsen,
der Prinz Murat aus Paris, Stellver-
treter des Kaisers der Franzoscn, Herzog
und Herzogin von Hamilton mit zwci
Prinzen, Fürst und Fürstin von Hohen-
zotlerii-Sigmarinqen. Ferner dcr kaiscrl.
franz. Gencral Roguct, der badische Ge-
sandtc in Paris, Herr v. Schweizcr, Kam-
merherr Frhr. v. Schrcckcustein, Ehrcn-
kavälier v. Leoprechting, sodann die Dom-
kapitulare Vr. Buchcgger, Orbin unv
Schcll.

Heidelberg, 8. Febr. Nachträglich
zu unserer gestrigen Ml'tthei'lun.q bemcrken
wir noch, daß dcm Hrn, Prof. Häusser
Samstag früh das Ehrenbürgerrecht durch
cine Deputation dcs Gcmeiuderaths und
qrößerenDürgerausschusses übcrrelchtwird.
Samstag Abends wird dci» Gefeiertcn
von dem Gesaiigverciii und dcu Bürgern
ei'n Ständcheu mit Fakcln dargebracht und
Sountaqs das schvue Büi-qerfrst durch cin
Esscn iiu Museuiii zu Ehrcn des neuen
Ehreubürgers Leschlosseu. Herr Hofrath
und Profcssor Häufser.ist nun der 5.
Ehrenbürqcr uusercr Stadt, dic vier an-
dern sind': die HH. Gch.-Nath Tiede-
m a u n, Geh.-Nath Schlosser, Geh.-
Nath M itterm aier uud. Geh. - Nath
Welckc r.

Atccknrgeninnd, 4. Fcbruar. Vor
Kurzem verkündetcn uns in der Frühe
eiiiigc Freudenschüssc den Anfang drr Bahn-
arbeiteii. Nachdcm zwischen dcn beidcn
Statl'onen Baiumeiithal uud Ncckargemüiid
die Längcn- uud Querprofile jetzt cben-
falls aufgenomiueii siud, siud bereits mchr
als hundcrt und /ünfzig Arbciter an dem
eine Viertelstunde von Ncckargemünd ge-
 
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