Heidelberger Tagblatt (1860 (Januar bis Juni))

HeidAerger Tagblatt.



Somitag. 6. Mai

,^k,lk °^cr v»c» Naum wcrdrn ,n„ ^ kr. 186^ >

D e u t s ch l a n d.

Karlsruhe, 3. Mm. 17. öffciitlichc
Sitzunq der 1. Kamiiici' uiucr dcm Vor-
sitzc deö dttrchlaiichti'gsicir Priiizeii 'Wi l-
hclm. Von dem hohcn Präsidiiim wcr-
dcn zuiiächst mchrere Mittheiliingen dcr
2. Kammcr, von vcm Sccretariat ver Ein-
gang cincr Bittschrift gegen die Uebercin-
kunft uiid von Frhrn. v. Göler der driick-
fertige Bcricht nber die Uebcrci'nkimft,
sowic noch anderc druckfertige Berich.te znr
Kenntniß des hohcn Hauses gebracht, wv-
rauf znr Berathnng des zwcilcn, von
Stadtdirector Grafcn v. Henniii ersiattetcii
Coinmissionsberichtcs über de» Gcsctzent-
wiirf, dic Zustäildigkcit uiid bas Verfahrcii
in Nechtspolizcisachen brtreffend, geschrittcn
wird. Da dic Slbwei.chnngen dcr Dc-
schlusse dcs andern Hauses von diesem
Gesctze keinc wesentlichen Acndernngcn cnt-
halten, so beantragt die Commissioli die
Zlistiiiimung zu deiiselben, mit wenigen
Redactionsündcrlingen iindZnsätzen. Dem
Conimissionsantrag cntsprcchend, wird bas
Gcsetz nach knrzcr Besprrchung cinstimmig
angenommen. Das hohe Haus.geht so-
dann nber znr Berathung des Berichts
des Geh. Hofraths v. Mohl nber den Gc-
sctzentwnrf, den Bau einer Wiesenthal-
eisenbahn betr., da die für die v. Mohl'sche
Motion zilsiändigen Herren Negierungs-
commissäre noch nicht eingetroffen waren.
Die Commission srellt den Antrag, dem
Entwiirfe, wic er ans dem andern.Hanse
herlibergckominen ist, bcizutreten, welcher
ohne Bcsprcchnng einsiinimig angenommeii
wurde. Geh. Hofrath v. Mohl erstattct
Bcricht über die bei dem hohen Hause
eiiigelanfciieiiBittschriften wcgcn Erbaunng
cincr Kinzigthal- und Schwarzwaldciscn-
bahn. Wenn gleichwohl die Coinmission
in dcn Dcrhältnissen des gewerbsieißigen
Schwarzwaldcs Vcranlassiing znr Aner-
kennling der vorgelragencn Wünsche, findet,
so gclangt sic dennoch bei den dcrmaligcn
Zeitillnsiälidcn zu dem Antragc ans Ueber-
gang zur Tagesordnnng.. Geh. Legations-
rath Kühlcnthal dankt dcr Coininissivi, snr
ihren Antraz, indeni .sie der gr. Ncgiernng
dainit eine abwcisendc Vcrbcscheidnng er>
'spart habe, indem die großh. Negiernng
zur Zeit anf die AnträA' dcr Bittstellcr
- schon dcßhalb nicht cingegangen,fci, wcil
auf die Bedinglingen der englischen Ge-
sellschaft znr AnMhriliig der Kinzigthal-

cisenbahn nicht eingegangen werden könne
uiid die nöthigen Arbeirskräfte zur Vor-
nahinc der Vepmessnng fehltcn. Hr. Gc-
neralmasor Kuntz stimmt nichi mit dem
Coinmissionsantrag, da mit demselben den
Bittstellcrn jcde Hoffnnng aus dereinstige
Ansführnng des Untrrnthmcns cntzvgen
wcrdc. Hr. v. Chrismar hättc dic Ün-
tcrsnchung eincr Bahn bis Hansach gc-
wünscht nnd ist mit Frhrn. v. Stotzingen
gegen dcn Coinmissionsantrag, wclcher
ebenfalls bedanert, daß noch keine Vor-
untcrsilchungen wegen der Bahn von Sin-
gen nach Villingcn vorgcnommen worden
scicn. Hr. Legationsrath Ncgenaner cnt-
wickelt die Schwierigkeiteii des Banes
ciner Ki'nzigthaleisenbahn, wclche abschre-
ckend wirkten. Hr. Gch. Nakh Fromhcrz
erblickt in dem Cominissionsaiitrag keinc
Vcrwcrfnng der Anträge der Bittstcller,
sondern nur cine Aiifschiebung derselbcn.
Frhr. v. Nüdt glaubt, daß wcgen des
Gesnchs nm Vornahme der Vorunter-
snngen einer Bahn von Offenburg nach
Hausach nr'cht znr Tagesordnung übcrgc-
gangen werden solle. Hr. Gch. Hofralh
v. Mohl verthcidigt nochmals den Com-
missioiisantrag, nnd spricht sich wicder-
holt dahin ans, daß die Kinzigthalcisen-
bahn ein äußerst wichtiges Unternehmcn
sci, welches nicht ansbleibcn. könnc, aber
die dcrmaligen Verhältnisse ließen ein sol-
ches insbesondere bci den erschwcrten Be-
dingungeii der vorhandencn Privatgesell-
schaft nicht zn. Dcr Antrag der Com-
mission wird hieranf angrnomiiien. Herr
v. Chrismar crstattet svbann Bcricht über
dic nil't der königl. sardinischen Negiernng
abgeschlossene Abditionsübereilikunft. Es
wird in abgekürztcr Form berathcn nnd
dem Vertrage die Zlistimmiing. ertheilt.
Die Sitzung wird anf knrze Zcit untcr-.
brochen, da der bctressendc Negiernngs-
eoiiimissär nvch nicht erschienen war.

Kttrlöruhc, 1. Mai. 48. öffcntlichc
Sitznng der 2. Kainmer nnter dem Vvr-
sitzc des Präsidcntcn Jnnghaiuis. (Schlnß.)
Der Abg. Hcintze zcigl den Bcricht über
das El'senbahiiban-Bildgct für 1860 und
1861 als ziim Druck fertig an. Der Druck
dcssclbcir wird genchmigt. Die Tagcs-
vrdiinng führt znr Bcrathung des Bc-
richtü dcs Abg. Stübcr siber dic Additio-
nalüberciiikliiift vom 28. Oet. v. I. ZU'

dcm Handcls- imd Schifffahrtsvcrtrag vom
23. Ziiiii 1845 zwischen dcin Zvllvcrein

und Sardinicn. Dicse Uebereinkunft rnt-
hält folgende 4 Artikel:

Art. I. Dic Staatcn tcS ZollvcrclnS vcrpstlchten
sich, dlc gcgcnwärtig fnr sardlnischc Scidcn bci Ihrcm

fnr, daß dcn zollvcrcinaländischcn Sprllcn nnd Brannl-

l. Januar 1860 in Wirksämkcit trctcn ; sie soll glcichc
Krafl und Giltigkcit init dcm Lcrtrag vom 23. Juni
1845 nnd dcr Ädd!tioiialcoiivc,>Iion zn dcm gcdachtcn

Wappcn bcigcdrückt. So gcschehcn in Bcrlin in dop-
pcltcm Original, den 28. Oktobcr 1859.

(gcz.) S ch l cin! h. (gez.) Lannay.

Der Coninlissionsbericht äußert sich zn
Art. ll. in fvlgender Weise: „Die sar-
dinl'schen Zligeständniffe für vcreinslän-
dische Branntweinc sind schr wescntlich;
während der früherc Zoll 20 §r. für ein
Hcktoliter bei ciner Ssäike von 22 Grad
und darüber nnd 12 Fr. bei gcringerer
Stärkc bctrng, ist derselbe nuii anf 10 Fr.,
beziehnngsivcisc 5 Fr. ,50 Ccnt. ermäßigk.
Diese bedezitcndc Ciuiäßignng dürfte der
Ansfuhr des vaterländischen Spiritns
wescntlichen Vorschnb lcisten. Derselbe
wird in solch bedeiltenden Qnantitäten,
nameiitli'ch in dcn nördlichen Provinzen
Prenßens hergestellt, daß er schon längst
ein Erpvrtartikel gcworden ist. Uebrigens
sst anch die badischc Industrie dabei bc-
theiligt; nicht nur die Znckcrfabrik Wag-
häuscl, sondern aiich andere größere Bren-
nercicn deö Landes bringen dieseS Fabrikat
in Handel, und versehcn damit thcilweisc
den liiländischcn Bedarf, sowic jencii dcr
angrenzenden Lünder.. Wciingleich bisher
dassclbe kei'ne» directen Absatz nach Sar-